Vorübergehendes Lager Gutenberghaus-Archiv zieht auf Friedhof in Bad Honnef

Bad Honnef · Es ist der zweite Umzug innerhalb von zwei Jahren. Weil das Provisorium in einer privaten Garage dem Erhalt der Archivalien nicht gut bekommt, nutzt der Verein bald einen Raum neben der Kapelle als vorübergehendes Lager.

 Erneut heißt es beim Verein Gutenberghaus Kisten schleppen. Das Foto entstand beim Auszug aus der Hauptstraße vor zwei Jahren.

Erneut heißt es beim Verein Gutenberghaus Kisten schleppen. Das Foto entstand beim Auszug aus der Hauptstraße vor zwei Jahren.

Foto: Frank Homann

Die Archivalien des Vereins Gutenberghaus haben eine neue Bleibe gefunden – vorübergehend nur, dafür aber in einer Umgebung, der dem Erhalt der Archivalien besser bekommt als das schon zweijährige Provisorium in einer privaten Garage. Wie die Stadt auf Anfrage bestätigte, können die Archivalien in einem Kellerraum im Anbau der Friedhofskapelle auf dem neuen Friedhof Linzer Straße gelagert werden. Dass es sich ausgerechnet um einen Raum an der Aussegnungshalle handele, befremde zwar auf den ersten Blick, so Vorsitzende Renate Mahnke. Aber: „Unser erstes Bestreben war es, dafür zu sorgen, dass die Archivalien überhaupt gerettet werden können“, sagt Vereinsbeirat Willi Birenfeld. Mit Unterstützung der Stadt sei dafür eine Lösung nah.

Damit heißt es zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren für die Mitglieder des Vereins Gutenberghaus: Kisten schleppen. „Bei einer künftigen Gesamtarchivkonzeption für die Stadt soll, soweit die entsprechenden Flächen zur Verfügung stehen, auch eine Beteiligung des Vereins berücksichtigt werden“, teilt die Stadt mit.

Archiv ist seit Jahren heimatlos

Wie berichtet, ist das auf private Initiative eingerichtete Archiv heimatlos, seit Vereinsgründerin Mahnke die ursprüngliche Heimat von Archiv, Museum und Treff – so der Untertitel des Vereins – im Haus Gutenberg an der Hauptstraße 40 hatte aufgeben müssen. Mahnke, die das Haus 2013 erworben und saniert hatte, hatte dort Archiv und Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Archiv wuchs, durch Schenkung profunder Privatsammlungen oder auch der Negative des langjährigen, Ende 2017 verstorbenen GA-Fotografen Günter Groote.

2015 war Mahnke gezwungen, das Haus abzugeben. Die Archivalien zogen um in Mahnkes private Garage – eine Notunterkunft, so hieß es erneut im Dezember. Und Klima und Witterung setzten dem wertvollen Archiv bereits zu. Die Suche nach Räumen mit dem Ziel, die Sachen wieder dauerhaft zugänglich zu machen, verlief zugleich im Sande. Auch sei der Verein finanziell auch weiterhin nicht in der Lage, Miete aufzubringen, so Birenfeld.

Vom Ziel einer dauerhaften Unterbringung ist der Verein auch jetzt noch weit entfernt. Die gute Nachricht sei aber laut Mahnke und Birenfeld: Ein erstes Ansinnen sei mit der besseren Unterbringung der Dokumente, Bücher, Fotos und mehr erreicht. Denn: „Der Raum ist beheizbar und trocken“, so Birenfeld. Und genau das sei dem Erhalt der Zeugnisse der Stadthistorie weit zuträglicher als eine Garage, in der die Archivalien je nach Witterung Feuchtigkeit und Kälte sowie schlimmstenfalls Schimmelbildung ausgesetzt seien.

Wann der Umzug stattfinden solle, stehe noch nicht fest. Birenfeld hofft, dass er bis April über die Bühne gehen kann. Der zuletzt leerstehende Raum im Anbau der Kapelle werde von der Stadt mit einem neuen Schloss gesichert für den eigenen Vereins-Zugang.

Haus der Heimat"

Grundsätzlich werde sich der Beirat, der im Dezember berufen wurde und sich verstärkt genau dieser Thematik widmet, weiter dafür einsetzen, dass das Archiv eine dauerhafte Bleibe bekommt. Neben Birenfeld setzen sich dafür Professor Rolf D. Cremer, Peter Endler und Hans Eckhard Krüger ein.

Eine Vision gebe es, so Birenfeld: ein „Haus der Heimat“ als Ort für alle Akteure, die sich der Heimatgeschichte und ihrer Bewahrung verpflichtet fühlen. Allein, ein Ort fehlt. „Sinnvoll wäre es auf jeden Fall, zuvor alle heimatkundlichen Aktivitäten zu bündeln“, findet Birenfeld. Namentlich seien dies allen voran auch noch der Heimat- und Geschichtsverein Herrschaft Löwenburg und der Bürgerverein Rhöndorf mit seiner Heimatstube.

Die Idee: Ein Verband oder Dachverband, der es in Kooperation ermöglicht, Ortsgeschichte zu erforschen und interessierten Bürgern zu machen. Hilfreich sein könnte eine solche Kooperation auch bei der Frage von Fördergeldern, wie sie das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW in Aussicht stelle. Immerhin stellt die Landesregierung laut ihrem Internetauftritt bis 2022 rund 150 Millionen Euro zur Verfügung für Gestaltung der Heimat vor Ort. Birenfeld: „Das alles ist sicher noch Zukunftsmusik. Aber es braucht Visionen, um sich in diese Richtung zu bewegen.“ Nach dem Motto: Gemeinsam ist man stark. Jetzt heißt es erst mal: Umziehen auf den Friedhof.

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