Flüchtlingshilfe in Bad Honnef Gute Voraussetzungen für Integration

Bad Honnef · Christina Uhlig arbeitet seit einigen Wochen als Ehrenamtskoordinatorin in Aegidienberg. Ihre erste Zwischenbilanz: Die Voraussetzungen für Integration sind in Bad Honnef sehr gut.

 Angebote für Flüchtlinge wie die Nähstube fördern die Integration in Bad Honnef.

Angebote für Flüchtlinge wie die Nähstube fördern die Integration in Bad Honnef.

Foto: Frank Homann

Flucht und Migration, sagt Christina Uhlig, „interessieren mich schon lange, spätestens seit dem Abitur“. Und „ehrenamtlich engagiert habe ich mich eigentlich auch immer“, ergänzt die heute 26-Jährige, so in Bonn in der Flüchtlingshilfe. Beste Voraussetzungen also, beides beruflich zu verbinden: Christina Uhlig ist Ehrenamtskoordinatorin im Bad Honnefer Rathaus. Gemeinsam mit Kollege Felix Trimborn – Trimborn betreut schwerpunktmäßig das Bad Honnefer Tal, Uhlig den Bereich Aegidienberg – bildet sie die wichtige Schnittstelle zwischen Flüchtlingen, ehrenamtlichen Helfern, Verwaltung und überörtlichen Institutionen. Zusätzlich hat Uhlig die Sprachförderung für Flüchtlinge im gesamten Stadtgebiet unter ihren Fittichen.

„Es ist mir ein großes Bedürfnis, zu unterstützen und Strukturen zu schaffen, damit Integration gelingt. Mein Wunschziel ist eine aktive Teilhabe am sozialen Leben für alle bei uns lebenden Menschen“, sagt Uhlig, als sie gemeinsam mit der Ersten Beigeordneten Cigdem Bern und Nadine Batzella, Leiterin des Fachbereichs Asyl, eine erste Zwischenbilanz ihrer Arbeit zieht. Die hatte im Oktober begonnen. Ermöglicht wurde die Einrichtung der Vollzeitstelle, befristet auf zunächst zwei Jahre bis Ende 2018, durch ein Förderprogramm des Landes.

Wie berichtet, hatte sich die Stadt um Mittel aus einem Städtebau-Sonderprogramm zur Integration von Flüchtlingen beworben – und bekam den Zuschlag für 497 985 Euro. Zugedacht ist das Geld im Wesentlichen der Einrichtung eines Begegnungszentrums am Rederscheider Weg. Darüber hinaus fördert das Land die Personalkosten einer Fachkraft für Integration bis Ende 2018 – jener Stelle, für die Christina Uhlig gewonnen werden konnte. Als sie die Stellenausschreibung der Stadt Bad Honnef sah, sei ihr sofort klar gewesen: Das passt, erzählt sie.

Begonnen hatte die im sächsischen Freiberg Geborene, die seit frühester Kindheit mehrfach umgezogen ist, ihre Laufbahn nach Schule und Abitur in Baden-Württemberg mit einer Ausbildung in der Verwaltung. Es folgte das Bachelor-Studium in Schweden. Studienfach: Peace and Development, Friedens- und Entwicklungsarbeit. Erfahrungen sammelte Uhlig auch durch Praktika bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), darunter in Afrika. Hernach war sie Ehrenamtskoordinatorin beim Deutschen Roten Kreuz an ihrem Wohnort Bonn.

100 Ehrenamtliche sind bei der Stadt registriert

Integration, sagt Uhlig, sei keine Einbahnstraße. Aus vielen Begegnungen weiß sie: Es ist wichtig, die Blickrichtung zu ändern, für Flüchtlinge wie Helfer gleichermaßen. Sie nennt ein Beispiel: „Die Menschen, die bei uns Schutz suchen, hatten ein aktives Leben, auch im Beruf. Und dann kommen sie hier an und sind vor allem am Anfang vollkommen fremdbestimmt, dürfen nicht arbeiten, nicht für sich und ihre Familien sorgen.“ Die Folge sei nicht selten: Jede Aktivität erlahme, müsse neu erworben werden – in einer fremden Kultur, mit einer fremden Sprache, mit fremden Gepflogenheiten und Gesetzen. Das, weiß Uhlig, lasse auch Helfer an ihre Grenzen stoßen, wenn ihr Einsatz als selbstverständlich, als Freibrief für Passivität begriffen werde. Schon darum sei es wichtig, die Flüchtlinge zu aktivieren, mitzunehmen.

Die Voraussetzungen in Bad Honnef, dass Integration gelingt, seien hervorragend. Während die Hilfsbereitschaft andernorts abnehme, sei die Unterstützung hier konstant. 100 Ehrenamtliche seien alleine im Computerprogramm „Ehrena“, das schnelle Kommunikation ermöglicht, registriert. Internationale Cafés, Ökumenisches Netzwerk, Nähstube, Starthilfe: Die Liste der segensreichen Einrichtungen und Projekte in der Stadt sei lang.

Unterstützung liefere ein Masterplan, der gemeinsam entwickelt wurde und fortgeschrieben werde, berichtet Nadine Batzella. Ziel ist es, Struktur und Klarheit zu schaffen und Unterstützung anzubieten im Umgang mit Behörden, bei Fragen der Paten, mit denen sich Uhlig regelmäßig trifft, oder bei der Sprachförderung, die vom Alphabetiserungs- bis zum Fortgeschrittenenkursus reicht. „Schön ist mitzuerleben, wenn ein Flüchtling, der zunächst wenig motiviert war, regelmäßig zum Sprachunterricht geht und am Ende stolz auf seine eigene Leistung ist“, sagt Batzella. Nicht zuletzt brauche es Aufklärungsarbeit gegen Ressentiments auf beiden Seiten. Uhlig: „Wir müssen Begegnungsmöglichkeiten schaffen für all jene, die bisher keine Berührung hatten.“

Der Fachdienst Asyl ist erreichbar per E-Mail unter asyl@bad-honnef.de. Weitere Informationen gibt es unter www.bad-honnef.de sowie unter www.badhonnef-hilft.de

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