Bahnlärm im Rheintal Güterzüge sorgen für Dauerstress

Bad Honnef · Wie viel Dezibel das waren, die Beobachter vermochten es nicht zu schätzen. "Das war ein leiser Güterzug", sagte Gerd Kirchhoff, während die Waggons mit gefühlt an die 100 Dezibel durch den Bahnhof ratterten.

 Der Krach am Gleis ist immens: Erwin Rüddel (von links), Gerd Kirchhoff und Norbert Röttgen halten sich die Ohren zu.

Der Krach am Gleis ist immens: Erwin Rüddel (von links), Gerd Kirchhoff und Norbert Röttgen halten sich die Ohren zu.

Foto: Frank Homann

Anschauungstermin am Gleisbett: Die CDU-Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen und Erwin Rüddel sowie Kirchhoff, Vorsitzender der Initiative "BIN gegen Bahnlärm e.V. Bad Honnef", verliehen am Dienstag gemeinsam der Forderung nach mehr Lärmschutz Nachdruck.

Denn während sich Tausende Bahnanrainer tags wie nachts die Ohren zuhalten müssen, hoffen sie umso mehr, dass ihre Forderungen in Berlin und Brüssel und bei der Bahn AG Gehör finden. Hilfe beim Einsatz gegen das "Dauerstressthema Bahnlärm" (Röttgen) gibt es von den Abgeordneten mit den Wahlkreisen beiderseits der Landesgrenze von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Röttgen und Rüddel formulierten einen Forderungskatalog, den sie an Kirchhoff, auch Beisitzer im Vorstand der Bundesvereinigung gegen Schienenlärm e.V., überreichten. Es gehe nicht darum, Güterverkehr auf der Schiene abschaffen zu wollen. "Gütertransporte mit der Bahn sind richtig und wichtig", so die BIN. "Aber eben nicht so", betonte Kirchhoff. Soll heißen: Die Güterzüge müssen leiser werden.

Die Technik stehe zur Verfügung, etwa die Ausstattung der Waggons, von denen laut Rüddel gut 180.000 pro Jahr vorbeirattern, mit leiseren Bremsen; die sogenannte LL-Sohle soll bis Sommer vom Eisenbahnbundesamt zertifiziert sein, so Kirchhoff. Kostenpunkt bei der DB: 300 Millionen Euro. Dafür soll es Geld vom Bund geben.

Ferner sollen die 2012 vereinbarten lärmabhängigen Trassenpreise Geld in die Kasse spülen. Rüddel: "Daran fehlt es nicht." Kirchhoff gehen die Trassenpreise nicht weit genug: "Es müsste für alle Wagenhalter zu teuer sein, laute Waggons zu nutzen." Ein Haupt-Hemmschuh, so Röttgen: "Eine Änderung der Rechtslage ist nur auf EU-Ebene möglich."

Bespiel: Etwa je ein Drittel der Güterwaggons gehören der Deutschen Bahn AG, anderen deutschen sowie ausländischen Wagenhaltern. Besserung gebe es nur, wenn eine europäische Lösung käme - aber nicht erst, wie von der Schweiz als Nicht-EU-Land angepeilt, im Jahr 2020. Kirchhoff: Die LL-Sohle verspreche eine Minimierung um zehn Dezibel - die Weltgesundheitsorganisation will ein Minus von 30 Dezibel.

Röttgen und Rüddel fordern die Bundesregierung auf, sich bei der EU konsequent für ein schnellstmögliches Verbot von Graugussbremsen einzusetzen samt Umrüstung vor 2020. Die nächste Bundesregierung solle im Koalitionsvertrag festlegen, dass noch vor 2020 keine Güterzüge ohne Flüsterbremsen durch Deutschland fahren dürfen.

Innovativer Lärmschutz solle im Mittelrheintal zudem Priorität haben. Lob gab es für die Initiativen, die sich im gesamten Rheintal vernetzen. Rüddel: "Ein gutes Signal." Hier wolle man unterstützen, alle im Projektbeirat "Leiseres Mittelrheintal" einzubinden; die NRW-Initiativen sind bislang nicht vertreten.

Die "BIN" lädt zum Infoabend für Freitag, 19. April, 19 Uhr, in den Gemeindesaal St. Elisabeth, Bernhard-Custodius-Straße 1, Bonn. Info: www.bingegenbahnlaerm.de.

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