Umjubelte Konzerte Gospelchor 'n Joy rockt die Kirche in Bad Honnef

BAD HONNEF · Der Gospelchor 'n Joy hat am Wochenende drei umjubelte Konzerte in der Bad Honnefer Erlöserkirche gegeben. Um dabei zu sein, haben viele Besucher stundenlang Schlange gestanden.

 Gänsehaut bekommen nicht wenige Zuschauer, wenn der Chor 'n Joy beim Weihnachtskonzert in der Erlöserkirche auftritt.

Gänsehaut bekommen nicht wenige Zuschauer, wenn der Chor 'n Joy beim Weihnachtskonzert in der Erlöserkirche auftritt.

Foto: Frank Homann

Erst mehr als eine Konzertlänge Schlange stehen vor der Erlöserkirche, dann eineinhalb Stunden Hammer-Weihnachtskonzert mit dem 'n Joy Gospelchor der Evangelischen Kirchengemeinde. Spätestens beim begeisterten Klatschen und Trampeln wurde es den Fans, die teilweise mehr als zwei Stunden vor Beginn trotz ungemütlicher Temperaturen geduldig im Freien auf den Einlass geharrt hatten, wieder warm. Und: Die Evangelische Jugend schenkte bei diesem Massenevent – von Freitag bis Sonntag dreimal volles Haus – an die Wartenden Glühwein aus.

Währenddessen schlürften viele Sänger hinter den Kulissen einen Tee, um den Stimmbändern vor dem Bühnenmarathon etwas Gutes zu tun – eine Zitronen-Ingwer-Mischung hatte sich Thomas Heyer nach Spezialrezept gemixt. Christiane Beckonert und Marion Köster tauschten in letzter Minute noch Silberarmband und roten Schal, denn jeder Akteur sollte etwas Rotes, etwas Schwarzes und etwas Silbernes tragen.

Tee mit Zitronen-Ingwer-Mischung für die Sänger

Sängerin Julia Braukmann spielte ihre Flöte „warm“. Erstmals fuhr der Gospelchor nämlich mit noch größerem instrumentalem Geschütz auf. Neben der 'n Joy Band rückte diesmal außerdem ein Streichquartett vom Collegium Musicum an. Ein „Orchestergraben“ entstand durch Entfernen einer Kirchenbank. Ein Geniestreich: Chorleiter Johannes Weiß hatte das amerikanische Weihnachtslied „Carol of the Bells“, das einst aus einem ukrainischen Frühlingslied entstand, mit dem alten englischen Weihnachtslied „God Rest You Merry, Gentlemen“ zu einem Medley gemixt. Dazu benötigte er unbedingt ein Cello, gewann Solistin Kristin aufm Kampe und mit ihr auch noch die Violinistinnen Carmen Pritzkow und Cecilia Sanjurjo sowie Bratschist Jürgen Apel. Schon der Einzug der Künstler im Gänsemarsch führte zu Gänsehautgefühlen – rotes Licht schien in der abgedunkelten Kirche, dazu erklang „Hört der Engel helle Lieder“ und Trommelschlag.

Eine starke Leistung

Und dann ein Kracher nach dem anderen in diesem Konzert unter dem Motto: „You are the voice – Du bist die Stimme!“ Denn: In jedem Menschen stecken Talente, ein jeder spielt seinen Part in der großen prächtigen Symphonie des Lebens, wie Johannes Weiß unterstrich. Das galt auch für 'n Joy. Alle zusammen erbrachten eine starke Leistung, und immer wieder setzten herausragende Solisten Glanzlichter unter der genialen Führung ihres Chorleiters. „You are the voice“ – das ist aber auch der Titel eines Protestsongs gegen Gewalt. Und die Sänger stampften im Takt. Erneut Gänsehaut, als Sara Görden und Hans Knickenberg gemeinsam „I See Fire“ vortrugen – düstere Nacht, Feuer, das mit seinen Flammen Dörfer verschlingt. Auch das passte zum Advent, wird doch dann in den Kirchen aus der Offenbarung des Johannes vom Untergang der alten Welt und der Ankunft einer neuen Zeit erzählt.

Rheinische Hymne an die Menschlichkeit

„Hark! The Heralds Angel Sing“ – das englische Weihnachtslied wurde von Claudia Popal sehr schön in Szene gesetzt. Eine gelungene Choreographie zum irischen Lied „Lord oft the Dance“: Der Chor machte „Stehtanz“ und die Solisten Daniela Paffhausen, Elke Rauschenbach und Christoph Arens glänzten gesanglich. Frank Sinatra und Bill Crosby hatten es in ihrem Programm und viele andere, seit „Go, Tell It on the Mountain“ vor rund 150 Jahren kreiert wurde. Ruth Zimmermann begeisterte nun ebenfalls mit diesem afroamerikanischen Spiritual und ganz großer Stimme. Julia Meißner brachte mit „Rolling in the Deep“ die Kirche erneut zum Beben. Und Anthony Alfonso gefiel mit „Mary, Did You Know“. Als „rheinische Hymne an die Menschlichkeit“ bezeichneten Thomas Heyer und Martin Kabath ihr „Drink doch ene met“. Das war Herz pur.

Wunderbar auch die beiden Ulk-Titel des Abends. „Adiemus“ – klingt lateinisch, ist aber reine Sprachfantasie, die Sänger sangen und tanzten sich dabei schwindelig. Und die „Nordic Polska“ – eine irre Kombination aus traditionellen nordischen Melodien – wurde von elf Solisten und dem Chor 17-stimmig vorgetragen. Zugaben waren fällig. Und 'n Joy feierte seinen Chef im Takt: „Jo-han-nes!“ Im nächsten Jahr wieder am ersten Advent.

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