So eigenwillig wie der Nobelpreisträger Geteiltes Echo bei Abend über Bob Dylan in Bad Honnef

BAD HONNEF · „Dylan für Einsteiger“ lautete der Titel des Programms, mit dem das Trio Dry dem Bad Honnefer Publikum Einblicke in das Werk des Musikers und Lyrikers gab. Das Echo war geteilt.

 Hommage an Bob Dylan: Jörg Terlinden, Erika Kaldemorgen und Andreas Hammer im Kunstraum.

Hommage an Bob Dylan: Jörg Terlinden, Erika Kaldemorgen und Andreas Hammer im Kunstraum.

Foto: Frank Homann

Bob Dylan dieser Tage live zu erleben, ist – gelinde gesagt – ein polarisierendes Erlebnis. Welche Kreativität Dylan doch beweise, nach so vielen Jahren seiner „Never Ending Tour“ noch einmal jedes Stück völlig neu zu arrangieren, meinen die einen. Was das denn solle, man könne ja keinen seiner zeitlosen Klassiker mehr wiedererkennen, meinen die anderen. Analog dazu schien sich auch das Honnefer Publikum – darunter Bürgermeister Otto Neuhoff, ein erklärter Dylan-Fan – nicht ganz einig zu sein: War das Programm „Dylan für Einsteiger“, zu dem der Verein Literatur im Siebengebirge in den Kunstraum eingeladen hatte, nun wunderbar kreativ, oder enttäuschte der Auftritt des Eitorfer Trios Dry vielmehr die hohen Erwartungen?

Eins-zu-eins-Cover des Folk-Giganten und Literatur-Nobelpreisträgers sollte es mit Erika Kaldemorgen, Jörg Terlinden und Andreas Hammer jedenfalls nicht geben. „Wir haben, ganz wie Dylan es live selbst tut, unsere eigene, neue Interpretation der Stücke“, so Sängerin Kaldemorgen. Wer allzu viel Ehrfurcht vor den Ursprungs-Kompositionen erwartete, der wurde eines Besseren belehrt. Die Liedauswahl sei angesichts des schier endlosen Song-Katalogs des „Columbia Recording Artist“ nicht leicht gefallen, letztendlich habe man sich aber auf einen „thematisch wie formal repräsentativen Querschnitt“ einigen können.

Eigene Versionen und deutsche Textübersetzungen

So ging „Like a Rolling Stone“ – eines der Schlüssellieder der Musikgeschichte – Hand in Hand mit anderen Meisterwerken wie „All Along the Watchtower“, „Shooting Star“, „Make You Feel My Love“ und „A Hard Rain's a-Gonna Fall“. Allesamt in eigenen, teils eigenwilligen Versionen. Dazwischen ausgewählte Übersetzungen (Kaldemorgen: „Es überrascht, welche lyrische Kraft die Liedtexte auch auf Deutsch entfalten“) und humorvoll inszenierte Interview-Schnipsel: „Bob, sind deine Songs literarisch?“ – „Was weiß ich?“

Am Ende lauter Beifall, aber auch vereinzelt konsternierte Gesichter. Einerseits: Gerade bei einem Einsteiger-Programm, das sich dem vielleicht größten Musiker des 20. Jahrhunderts widmete, wäre das Trio eventuell mit etwas mehr Originaltreue besser beraten gewesen. Andererseits: Bob Dylan selbst lehnte es schon immer vehement ab, sich in eine bestimmte Rolle zwängen zu lassen, machte lieber sein eigenes Ding. Da war es dann nur konsequent, dass auch ein Tribute-Abend sich nicht scheute, mit Erwartungen zu brechen. Denn wenn Dylan seit jeher eines gelang, dann zu polarisieren. In dem Sinne: Mehr Dylan ging eigentlich nicht.

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