Einzelhandel in Bad Honnef Generationswechsel in der Innenstadt

BAD HONNEF · In Bad Honnef etablieren sich neue Geschäfte, der Leerstand geht zurück. Die Zukunft der Lebensmittelversorgung in der Fußgängerzone bereitet der Innenstadtgemeinschaft allerdings nach wie vor Sorgen.

 Die Fußgängerzone in Bad Honnef: Auch neue Geschäfte siedeln sich an.

Die Fußgängerzone in Bad Honnef: Auch neue Geschäfte siedeln sich an.

Foto: Frank Homann

Gerade kleineren Innenstädten bereiten Leerstände immer wieder Probleme. Auch Bad Honnef bildete da in der Vergangenheit keine Ausnahme, zumal ein Generationswechsel bei inhabergeführten Geschäften zu verzeichnen war. Georg Zumsande sieht aber gerade jetzt viele positive, erfreuliche Ansätze. „Bad Honnef hat eine sehr gesunde Grundstruktur für etwas risikofreudigere Geschäftsideen. Wir finden es toll, dass das von jungen Leuten aufgegriffen wird“, folgert der Vorsitzende der Innenstadtgemeinschaft Centrum aus den jüngsten Neueröffnungen.

So zum Beispiel an der Hauptstraße, wo aus Altersgründen nach mehr als einem halben Jahrhundert das Schuhhaus Windeck – und damit eine Bad Honnefer Institution – seine Pforten geschlossen hat. Einen langen Leerstand gibt es nicht. Bereits zum Martinimarkt eröffnet mit „Liebevoll“ eine neues Geschäft. Dort bietet Bettina Wagener Mode und Schuhe an. Neu am Standort ist auch Anja Makowe-Nitschke. Am Markt, wo viele Jahre Trommeschläger-Kinderspielzeug und danach „à la hand“ angesiedelt war, bietet „Villamani“ ausgesuchte Wohnaccessoires. „Es fehlte hier ein solches Geschäft“, befindet Makowe-Nitschke, die mit ihrer Selbstständigkeit ihr Hobby zum Beruf macht.

Geschäftsleute loben den Standort

Eine Lücke zu füllen hofft auch Michael Fiesel mit „Hoppetosse“: Wo über Generationen das Schuhhaus Diehl seinen Sitz hatte, gibt es nachhaltige Kindermode aus Skandinavien. Auch Kinderschuhe sind geplant. Der City von Bad Honnef stellt Fiesel ein gutes Zeugnis aus: „Es ist ein guter Standort, alles liegt zentral.“ Zudem gebe es in der Stadt viele Kinder und Großeltern, so der Geschäftsmann, der in Oberkassel bisher einen Secondhandladen für Kindermode betrieb. Über die gute Lage seines „Delicious“ in der Fußgängerzone ist auch Ingolf Miessen begeistert: „Als ich Weihnachten hier herunterkam und die Immobilie leer stand, dachte ich: So eine 1 A-Lage, wie kann das sein?'“ Miessen leitete in Berlin etwa das „Café Einstein“ und führt den Imbiss „Wurst & Co.“ im Honnefer Süden. Miessen: „Wir hören oft, so etwas habe in Bad Honnef gefehlt.“

Im Mai gestartet, und gleich viele Stammgäste: Darüber freuen sich Charlotte Timons und ihr Team. Für „Karlottas Kaffee & Lieblingskram“ hat die frühere Apotheke am Markt eine ordentliche Frischzellenkur bekommen. „Hier ist nichts geblieben, wie es war“, so die 27-jährige Chefin. Mit „Karlottas“ hat sich die ehemalige Fernsehredakteurin einen Traum erfüllt: Ein Café, in dem man alles, was man sieht, kaufen kann – vom Salzstreuer bis zur Inneneinrichtung.

Auf der Suche nach einem guten Standort fiel die Wahl auch für Susanne Seiler auf Bad Honnef. Nach der Geschäftsaufgabe von „à la hand“, das zuvor vom Markt an die Hauptstraße umgezogen war, richtete Seiler ihr Modegeschäft ein, baute um und schuf im „Tilly'S“ Wohnzimmeratmosphäre, wie sie sagt. Seiler: „Bad Honnef ist sehr anspruchsvoll, und die Kunden schätzen gute Beratung.“ Gewissermaßen einen fliegenden Wechsel gab es im „Antoninas“ in der Fußgängerzone, wo nun „Sophias Lieblingsteile“ zu finden sind – eine Reminiszenz an die schwedische Königin Sophia von Nassau, die im 19. Jahrhundert in Bad Honnef die Sommerfrische genoss. Inhaberin Ute Koch übernahm Laden und Belegschaft, nicht aber, ohne dem Ladenlokal ihren Stempel aufzudrücken. „Ich dachte damals, das wäre doch schade, wenn das Geschäft hier wegfällt.“

Jungunternehmer mit 18 Jahren

Weggefallen ist jüngst das „Makrönchen“ an der Hauptstraße – Leerstand ist aber Fehlanzeige. „Felix² & Fritz Hausgemacht“, dahinter verbergen sich die Brüder Felix und Fritz Welsch und Felix Witten, alle zwischen 18 und 20 Jahre alt und damit die Jüngsten im Konzert der Neuanbieter. „Mein Vater hat uns gefragt, ob wir nicht Erfahrungen in der Gastro-Szene sammeln und uns selbstständig machen wollen“, so Fritz Welsch. Vater Randolph Welsch führt die Bäckerei Welsch und das Café Nottebrock. Aus dem angegliederten „Makrönchen“ wurde „Hausgemacht“, zunächst für die Restmietzeit. Fritz Welsch: „Wenn es gut läuft, machen wir weiter. Aber eigentlich ist der Plan, dass wir studieren oder eine Ausbildung machen.“

Georg Zumsande verbucht alle Initiativen auf der Haben-Seite. Zwar bereitet die Lebensmittelversorgung in der City Sorge, zumal die Kaiser's-Zukunft ungewiss ist. Aber jedes neue Geschäft bereichere und ziehe neue Leute in die Stadt. Sein Fazit: „Lebendig ist diese Innenstadt auf jeden Fall.“

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