Stolz auf die Helfer Gemeinsam für ein starkes soziales Netz

BAD HONNEF · Die Honnefer Arbeiterwohlfahrt wird allein von Ehrenamtlichen getragen. Das Antiquariat wurde umgestaltet.

 Freuen sich über die gelungene Umgestaltung des Antiquariats (links): Rudi Kühlem, Renate Ringel, Rosemarie Schopp, Elke Franken und Ingeborg Kluth. CLAUDIA SÜLZEN

Freuen sich über die gelungene Umgestaltung des Antiquariats (links): Rudi Kühlem, Renate Ringel, Rosemarie Schopp, Elke Franken und Ingeborg Kluth. CLAUDIA SÜLZEN

Foto: CLAUDIA SÜLZEN

VON CLAUDIA SÜLZEN

Die dunkle Jahreszeit verführt besonders dazu, mal wieder ausgiebig zu schmökern. Alles, was es dazu braucht, bietet das Antiquariat der Bad Honnefer Arbeiterwohlfahrt (Awo) an der Bahnhofstraße. Zum einen gibt es dort Bücher aus zweiter Hand in Hülle und Fülle, für jedes Lesealter und fast jede Interessenlage. Zum anderen: Seit neuestem bietet das kleine, feine Ladenlokal eine Sitzecke an, die zum Verweilen, Lesen und Plaudern einlädt.

Das kleine Ladenlokal an der Bahnhofstraße hat eine Frischzellenkur hinter sich: Freundliche Farben an den Wänden; die Regale und der Tresen sind umgestellt worden und vermitteln mehr die Atmosphäre einer Bibliothek denn eines Ladens. Bis ins kleinste Detail haben die Helfer liebevoll dekoriert, mit zusätzlichen Wandregalen, einem gespendeten Bild aus den 20er Jahren, das eine Lesende zeigt, und Blumen. Und nicht zuletzt gibt es eine Stehlampe, die die Lektüre ins rechte Licht rückt.

Ein zusätzlicher Hingucker, ein von einem Kunden handgefertigter Aufsteller im Schaufenster, erfüllt zwei praktische Zwecke. Dort machen ausgewählte Bücher Lust auf mehr, zugleich sind die Leseecke und ihre Nutzer nicht unvermittelt den Blicken der Passanten ausgesetzt. Bad Honnefs Awo-Vorsitzende Lucia Olbrück ist stolz darauf. "Es ist toll, was unsere ehrenamtlichen Helfer hier wieder geschafft haben. Die Ecke soll zum Lesen einladen. Und wir denken auch über Lesestunden mit Kindern nach", sagt sie.

Stolz sind auch die in ihrem Dank angesprochenen Helfer, denen die Umgestaltung zu verdanken ist, darunter Rosemarie Schopp und Elke Franken, zwei gute Seelen des Antiquariats. Auch Aktivposten der Awo wie Renate Ringel und Rudi Kühlem, den viele Bad Honnefer als Mann mit der Gitarre im Seniorentreff oder vom Bingo kennen und schätzen, lassen begeistert den Blick schweifen.

Der Vergleich dieser in Eigenregie umgestalteten Räume mit dem, in dem der Seniorentreff im Kurhaus untergebracht ist, fällt denn auch recht bitter aus. Die städtischen Räume, die nicht nur von der Awo genutzt werden, hätten eine Renovierung bitter nötig. Ein Teppich, dem intensive Nutzung über viele Jahre zugesetzt hat, und vor allem das Mobiliar genügen selbst einfachsten Ansprüchen nicht mehr. "Bei einigen Stühlen muss man Angst haben, dass sie unter den Senioren zusammenbrechen", lautet Olbrücks drastisches Fazit.

Das Problem: Die Stadt hat kein Geld, hat sich unter dem Zwang der Finanzen über die Jahre immer mehr aus der Bezuschussung "ihrer" Wohlfahrtsverbände zurückgezogen. Heute steht eine große Null für den Beitrag der Stadt an der wichtigen Arbeit: Der Schaffung und Aufrechterhaltung eines sozialen Netzes, das gerade für Ältere, aber auch für viele Jüngere so wichtig ist. Das zeigen unter anderem die Besucherzahlen der Awo: Proppenvoll war es zuletzt etwa bei einem Sessionsauftakt im Seniorentreff. "Wir machen alles sehr gerne. Es gibt uns so unglaublich viel zurück", so Franken.

Aber die Aufgaben wie nicht zuletzt die Aufrechterhaltung der Bad Honnefer Tafel, für die die Awo unter anderem pro Jahr allein an Miete einen fünfstelligen Eurobetrag aufbringen muss, fordern auch immer wieder Fantasie und ein bisschen Wagemut, damit dafür genug Geld "erwirtschaftet" werden kann. Olbrück: Verbände wie die Awo übernähmen ohne Aufsehens und dank ihrer Mitglieder, die das Ohr am Volk hätten, öffentliche Aufgaben. An Wertschätzung und öffentlicher Unterstützung aber mangele es oft.

Vor Jahren wagte der Ortsverein von der "Keimzelle" Antiquariat, das einst auch den Secondhandladen beheimatete, den Schritt in einen zweiten, größeren Laden gegenüber. "Ohne die großartige ehrenamtliche Unterstützung, ohne Spender und Sponsoren ginge nichts", so Olbrück. Pro Jahr bringen es die Awo-Helfer auf 25 000 Stunden ehrenamtliche Arbeit. Die Secondhandläden speisen sich zudem aus Sachspenden der Bürger, die damit in zwei Richtungen sozial wirken: Hier gibt es gutes Gebrauchtes für kleine Geldbeutel, und die Erlöse fließen eins zu eins vielen sozialen Zwecken zu.

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