Folk-Konzert in Bad Honnef Fröhlich, melancholisch, poetisch

BAD HONNEF · Das Quartett Malinky schenkt dem Publikum im Feuerschlösschen einen betörenden Klang-Cocktail ein - und nebenbei geben die Musiker noch ein bisschen Schottisch-Unterricht.

Was wäre das Malinky-Erlebnis schon ohne die berüchtigte britische Selbstironie? Das Quartett war in den Konzertabend bei „Folk im Feuerschlösschen“ vorgeprescht mit einem flotten Stück aus dem Nordosten Großbritanniens, handelnd von geradezu urschottischen Alltagsproblemen – zu Deutsch: Alkohol, durchzechte Nächte und brummende Schädel am Arbeitsplatz – und konnte es sich nicht verkneifen, mit einem verschmitzten Grinsen zu kommentieren: „Autobiografisch? Klar, wir haben mehr als genug Erfahrung darin, völlig verkatert arbeiten zu gehen.“

Natürlich nur ein Scherz, den „Scotland's finest folk song group“, so die Konzertankündigung, aber niemand verübelte – dazu fühlte sich das Publikum nach knapp zwei Stunden hochkarätiger Performance selbst viel zu beschwipst vom einzigartigen Klang-Cocktail, den Malinky in der ausverkauften Honnefer Folk-Hochburg servierte: erdig-traditional mit einem Schuss honigsüßer Wildromantik, dazu ein sanftes Spiel von Sehnsucht und Unbeschwertheit im Abgang. Ein Abend zum Zurücklehnen, Entspannen und Genießen.

Gegründet im Herbst 1998, konnte Malinky mit mehr als anderthalb Jahrzehnten Bühnenerfahrung punkten. Das harmonisch abgestimmte Zusammenspiel, das gegenseitige Necken, der perfekt abgemischte Sound – die vier Folker legten eine Punktlandung wie aus dem Bilderbuch hin. Nicht ohne Grund hat die Band, in der Szene längst für Originalität und Einfallsreichtum bekannt, bereits zahlreiche Auszeichnungen abräumen können, darunter den renommierten Award „Folk Band of the Year“ im Jahr 2010.

Sängerin Fiona Hunter, die an der Seite von Steve Byrne (Gesang, Bouzouki, Gitarre), Mark Dunlop (Gesang, Flöte, Bodhrán) und Mike Vass (Geige, Tenorgitarre) mit ihrer vollen, warmen Stimme und ihrem Cello stets zauberhafte Akzente setzte, wurde jüngst sogar zum „Scots Singer of the Year 2015“ gekürt.

They socht it up and they socht it doon...

Doch Malinky sangen nicht bloß Lieder, sie erzählten Geschichten – mal fröhlich, mal melancholisch, immer poetisch. Und den Großteil davon im schottischen Dialekt. „They socht it up and they socht it doon, I wat they socht it early", schwärmte Hunter die Verse von „The Bonnie Hoose o' Airlie“ ins Mikrofon und spülte die Zuhörer im Zusammenspiel mit Geige, Flöte und Gitarre auf einer sanften Welle der Wehmut mit, „and it was below yon bowlin green they found the dowry o' Airlie...“ Da schaute manch einer trotz fließender Englischkenntnisse ein wenig verdutzt drein.

Abwechslung schrieben die vier groß: Keine zwei aufeinanderfolgenden Stücke warteten mit derselben Instrumental- und Gesangsbesetzung auf, stattdessen gaben die Sänger sich quasi gegenseitig die Klinke in die Hand und sorgten so das gesamte Konzert über für reichlich frischen Wind. Die Mystik der Folklore und die unbeschwerte Lebensfreude der Grünen Insel durchdrang jeden Ton von „The Fairy King's Courtship“, einem alten irischen Stück rund um den Feenkönig John MacAnanty und seiner Suche nach einer menschlichen Gattin.

Düsterer dann „Son David“, eine klassische Brudermord-Ballade aus Schottland – „Und wieder ein total aufmunterndes Stück“, schob Steve Byrne ironisch dazwischen, „aber: hey, so sind wir nunmal“ –, bevor bei der träumerischen Melodie von „The Wild Geese“, der inoffiziellen Hymne der schottischen Region Angus, regelrecht Fernweh nach der Weite der Highlands aufkam.

Und obwohl sie mit „My Ain Countrie“ zum Schluss einfühlsam das schmerzliche Fernsein von der eigenen Heimat besangen, verspürten Byrne, Dunlop, Hunter und Vass angesichts der begeisterten Reaktionen noch lange nicht den Wunsch zu gehen. Das Publikum hätte Malinky ohnehin nicht fortgelassen: Weil es so schön war, waren zwei Zugaben Ehrensache.

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