Wieder geöffnet Friseure im Siebengebirge sind über Wochen ausgebucht

Siebengebirge · Die Friseursalons sind wieder offen. Doch die Hygiene-Auflagen beschränken die Zahl der Kunden, die bedient werden können. Ein Termin ist jetzt außerdem Pflicht.

 Mundschutz, Abstand und Hygiene-Regeln: In Friseursalons gelten strenge Regeln. Inhaberin Melanie Zimmermann (l.) sorgt mit Aufstellern dafür, dass die Kunden sensibiliert sind und Abstand gewahrt bleibt

Mundschutz, Abstand und Hygiene-Regeln: In Friseursalons gelten strenge Regeln. Inhaberin Melanie Zimmermann (l.) sorgt mit Aufstellern dafür, dass die Kunden sensibiliert sind und Abstand gewahrt bleibt

Foto: Frank Homann

Mit einer Regel wurde gebrochen: Obwohl eigentlich traditioneller Ruhetag im Friseurhandwerk, öffneten viele Salons ausnahmsweise schon am Montag. Keine Zeit verlieren, so lautet die Devise an Tag eins nach sechs Wochen Zwangspause in der Corona-Pandemie – zur Freude der Kunden, die den ersten Haarschnitt teils als Livestream ins Netz stellten. Alle Hände voll zu tun haben die Friseure nicht nur mit Kamm und Schere. Genauer gesagt: Sie könnten sogar weit mehr tun, wäre nicht die lange Liste an Vorgaben, die der Gesetzgeber ihnen auferlegt hat. Dazu gehört neben Maskenpflicht und einem Höchstmaß an Hygiene: Abstand, Abstand und nochmals Abstand.

Bei Teams wie dem von Melanie Zimmermann, Inhaberin von „Haare machen Leute“ und „iCut“ in Bad Honnef, ist für die Kunden damit auch Geduld gefragt. Das Telefon klingelte nicht erst am Montag Sturm. „Wir sind ausgebucht bis Ende Mai“, so Zimmermann. Ähnlich sah es bei Ursula Kröll, Inhaberin im Salon Plag, Salvatore „Der Eros“ Ferro oder auch Yegane Dagli im Friseursalon „Yeda“ aus: Die Terminbücher sind voll. Oder übervoll. Ferro: „Ich habe noch eine Warteliste mit Kunden. Manches geht halt nur über mehr Stunden.“

Die meisten Kunden haben Verständnis

Mal eben aufholen, was in sechs Wochen nicht erlaubt war, „das geht so oder so nicht, zumal mit den Abstandsregeln“, so Kröll. Nicht alle, aber die meisten Kunden hätten Verständnis, sagt sie. Wie bei ihr, so gingen auch bei Zimmermann und Ferro viele Anfragen lange vor Montag ein. Und wenn beim Kunden mal das Verständnis fehlt? „Wir haben uns das ja nicht ausgesucht“, wirbt Kröll für die Situation. Ferro: „Ein Gutes immerhin hat die ganze Sache: Jetzt wissen die Kunden ihren Friseur erst wirklich zu schätzen.“

Eine andere Folge der Auflagen: Die Vorschriften produzieren Mehrkosten bei gleichzeitigen Mindereinnahmen, und die Fixkosten blieben dieselben. Die vergangenen Wochen ohne Einnahmen seien schlimm gewesen, für die drei Angestellten habe er Kurzarbeit angemeldet, berichtet etwa Peter Gesell, Friseursalon Gesell in Oberpleis. „Aber man muss auch mal etwas Positives sagen über die Maßnahmen der Regierung: Die Förderung war in zwei Tagen da“, sagt Ferro. Ansonsten hieß es vor allem: in Vorlage treten. Desinfektionsmittel wollte angeschafft sein, ebenso Masken für den Fall, dass Kunden ihre vergessen. Abstandshalter verschiedenster Form wurden aufgebaut oder die Sitzecke am Eingang wie bei „Yeda“ mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Auch Warteaufenthalte oder ein Kaffee, bis man dran ist, gehören vorerst der Vergangenheit an.

 Auf Hygiene-Maßnahmen wird am Eingang des Salons Plag hingewiesen.

Auf Hygiene-Maßnahmen wird am Eingang des Salons Plag hingewiesen.

Foto: Frank Homann

Nach dem Schnitt wird der Platz desinfiziert

Auch Peter und Michael Gesell haben ihren Friseursalon coronagerecht umgestaltet. Für die Angestellten wurde ein Aufenthaltsraum geschaffen. Nur an jedem zweiten Platz wird gewaschen, geschnitten und frisiert. Auch bei den Herren werden die Haare gewaschen. Und: Erstmals brauchen auch sie einen Termin. Die werden im 30-Minuten-Takt vergeben. „Auch wenn wir nicht so lange brauchen. Wir müssen ja anschließend den Stuhl und das Arbeitsmaterial desinfizieren“, so Gesell. Zudem müssen wie bei den Kollegen von jedem Kunden Personalien und Aufenthaltszeit im Salon aufgeschrieben werden, damit bei einem Infektionsfall die Kontakte nachverfolgt werden können. „Diese Daten werden von uns nach drei Wochen vernichtet“, so Gesell.

Die Auflagen seien teilweise „eigentlich kaum umsetzbar“, findet Zimmermann. Das geht bis zu praktischen Details: Konturen schneiden beim Kunden, der eine Maske trägt? Auch da ist Kreativität gefragt. So hat Zimmermann spezielle Spangen im Netz bestellt, mit denen die Masken im Nacken fixiert werden – und so die Ohren frei bleiben. Auch das eint große Salons wie kleine Zweierteams: „Wir müssen pro Kunde weit mehr Zeit einkalkulieren“, so Zimmermann. So darf es keine Dienstleistung geben, ohne dass die Haare gewaschen sind, auch nicht beim Färben, bei dem das Mittel eigentlich aufs trockene Haar aufgetragen, dann gewaschen und hernach geschnitten wird.

Kröll: „Die machen Bestimmungen und denken nicht darüber nach, wie man das umsetzt.“ Was Dagli besonders ärgert: Die Kurzfristigkeit von Vorgaben wie die Dokumentationspflicht, „das kam erst am Freitag“. Kein Wimpernfärben, keine Bartpflege, kein Schminken: In einem Flyer hat Zimmermann alle Vorschriften zusammengefasst. Ihre Kollegen machen in Aushängen darauf aufmerksam, was zu beachten ist. Kröll weist ganz plakativ auf die Maskenpflicht hin: Gleich am Eingang steht eine Puppe mit Nase-Mund-Bedeckung.

Die Preise werden steigen

Übrigens: Merken wird der Kunde die Vorschriften auch im Geldbeutel. In manchem Salon werden die Preise steigen. Aber alle sind froh, dass sie wieder arbeiten können. Und Kunden wie Christina Radetzky, dass sie Versäumtes nachholen können – „auch, wenn es ein paar Euro mehr kostet“, sagt sie. Schließlich sei es wichtig, gerade jetzt die lokale Wirtschaft zu unterstützen. Die Maßnahmen hält sie wie auch Wolfgang Bock für richtig. „Man sollte vorsichtig umgehen mit der Öffnung, sich an die Regeln halten“, so Radetzky. Die Gesundheit sei halt das höchste Gut, so Bock – und ein zweiter Lockdown wäre beider Ansicht nach schlimmer für die Wirtschaft.

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