Ausstellung im Rathaus Flüchtlingsschicksale zum Greifen

BAD HONNEF · Der Dankesbrief eines syrischen Mädchens, der Bericht über Giuseppe Cannarile in Bildern und Texten, der als Kommandant der Küstenwache von Lampedusa im Einsatz war, als am 3. Oktober 2013 fast 400 Bootsflüchtlinge im Mittelmeer ertranken, und kurz darauf die Operation "Mare Nostrum" mit startete.

 Kerzen brennen zum Tag der Menschenrechte: Ausstellungseröffnung im Rathausfoyer.

Kerzen brennen zum Tag der Menschenrechte: Ausstellungseröffnung im Rathausfoyer.

Foto: Frank Homann

Dies und viel mehr ist zurzeit im Rathausfoyer zu sehen. Auf 16 Bildtafeln und mit einem Kurzvideo macht die Bad Honnefer Amnesty-Gruppe auf die Flüchtlingsproblematik aufmerksam. Zum gestrigen Tag der Menschenrechte eröffnete sie eine Wanderausstellung unter dem Motto "Europa, was machst du an deinen Grenzen!?".

"Wir sagen ja zum Flüchtlingsschutz", meinte der Sprecher der Honnefer Gruppe von Amnesty International, Wilfried Schneider. Auch Vizebürgermeister Peter Profittlich, der die Ausstellung eröffnete, schaute sich mit den anderen Besuchern den kurzen Film über Yussuf an.

Der 18-Jährige aus Somalia musste seine Heimat verlassen, weil ihn ein mächtiger Clan bedrohte, der seinen Platz in der Jugend-Fußballnationalmannschaft für die eigenen Leute verlangte. Schlepper wollten mehr Geld und ließen die Flüchtlinge in der Sahara fast ohne Wasser warten.

Yussufs Freund starb in seinen Armen. In Libyen wurden die Überlebenden an die Miliz verkauft. Yussuf gelang die Flucht aus dem Gefängnis an die Küste, wo er wieder an skrupellose Menschenschmuggler geriet. Von der italienischen Küstenwache wurden die 80 Flüchtlinge auf ihrem manövrierunfähigen Boot entdeckt und gerettet.

Yussuf schildert im Film die schwierigen Bedingungen für Flüchtlinge in Italien. Er schlug sich inzwischen weiter durch nach Deutschland. Hier hat er einen Asylantrag gestellt, spielt Fußball. Aber: Ihm droht die Abschiebung nach Italien. Wilfried Schneider sagte zur Motivation der Gruppe: "Wir wollen erreichen, dass die Menschen noch ein bisschen sensibler werden für das Thema."

Zum diesjährigen Tag der Menschenrechte rufe Amnesty International dazu auf, Fluchtursachen weltweit gemeinsam zu bekämpfen, Menschenrechtsverletzungen zu stoppen und Schutzsuchende menschenwürdig aufzunehmen. Schneider: "Amnesty begrüßt die Aufnahme von Kontingentflüchtlingen. Das darf aber nicht dazu führen, dass individuellen Flüchtlingen der Zugang nach Europa und Deutschland verwehrt wird. Länder an den Außengrenzen der EU müssen entlastet werden."

Zum Tag der Menschenrechte im kommenden Jahr kündigte die Bad Honnefer Gruppe bereits jetzt einen Benefiz-Abend im Kursaal mit Kabarettist Jürgen Becker an.

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