Rammstein-Tribute-Band Feuer und Flamme für Völkerball

BAD HONNEF · Brachial. Urgewaltig. Kompromisslos. Die barbarisch harten Riffs, die gespenstisch düstere Körperbemalung, die toten Blicke, die kantigen Bewegungen - "99 Prozent Rammstein" hatten Völkerball für ihren Auftritt als Top Act bei "R(h)einspaziert" angekündigt, und damit hatten sie nicht zu viel versprochen.

Das war kein bloßes Konzert, sondern eine gewaltige Bühnenshow, bombastische Pyrotechnik und imposante Lichtinszenierung inklusive. Die Hitze der Stichflammen, die im Takt der Musik aufloderten, war noch Dutzende Meter von der Bühne entfernt zu spüren. "Feuer frei", "Sonne", "Ich will" - die Menge tobte. Beinahe ehrfürchtig wichen die hartgesottenen Rammstein-Fans in der ersten Reihe zurück, als Frontmann René Anlauff in bester Till-Lindemann-Manier den Funken speienden Flammenwerfer schwenkte.

Keine Frage: So unerbittlich hart und erbarmungslos roh wie Völkerball war noch kein Headliner bei "R(h)einspaziert". Und das traf voll ins Schwarze: Die sechsköpfige Rammstein-Tribute-Band bescherte dem Stadtjugendring das umsatzstärkste Inselfestival aller Zeiten.

Gleich mehrere Rekorde habe die diesjährige Ausgabe aller Voraussicht nach gebrochen, vermeldete Kassenwart Marcelo Peerenboom am Sonntag. Eine genaue Auszählung stehe zwar noch aus, doch schon jetzt werde mit dem bestbesuchten, größten und umsatzstärksten Inselfestival überhaupt gerechnet. Erstmals in der 24-jährigen Geschichte des Festes mussten vier Kassen geöffnet werden, um dem Besucheransturm Herr zu werden.

Als nachts die Essens- und Getränkestände dicht machten, waren viele komplett leer gefegt. Das Orga-Team, bestehend aus Ben Brodesser, Roman Gisbertz, Jonas Kaufmann, Sven Wagner, Andreas Roschlau und Marcelo Peerenboom, rechnet mit einem satten Plus - eine positive Wendung nach dem Regenfiasko im vergangenen Jahr, das dem ausrichtenden Stadtjugendring ein schmerzhaftes Defizit eingebracht hatte.

Die Devise lautete daher in diesem Jahr: größer, lauter, besser. "Wir haben diesmal alles auf eine Karte gesetzt", erklärte Kassenwart Peerenboom, "und das ist voll aufgegangen". Mit Völkerball engagierte der Stadtjugendring nicht bloß den mit Abstand härtesten, sondern auch den teuersten Headliner, den das traditionsreiche Inselfestival bislang erlebt hat. Auch die Bühnenfläche war um ganze 20 Quadratmeter gewachsen, um die aufwendige Kulisse der Hardrocker beherbergen zu können. Doch die Investition zahlte sich aus: Der Top Act zog die Fans in Scharen auf die Insel.

Dabei fing der Tag im Vergleich zur Rammstein'schen Urgewalt geradezu brav an: Am Vormittag hatten viele Kinder an den Inselwegen hinter der Brücke ihre Schätze zum Verkauf angeboten. Die Wiese wurde unterdessen zur großen Spielfläche für die Kleinen: Jede Menge Spielangebote lockten zum Herumtoben. Erstmals auf dem Programm stand die Live-Mannschaftsvorstellung der Rhöndorfer Dragons - stilecht mit Cheerleadern und unter Anleitung von Stadionsprecher Chris Fuhrmann.

Einen lockeren musikalischen Einstieg boten die beiden "Eisbrecher", Toys2Masters-Sieger Tilmann Ringer sowie der Bad Hönninger Singersongwriter Ijaz Ali. Inspiriert von Genregrößen wie den Foo Fighters, blink-182 und Simple Plan, fegten dann die Punkrocker von "Perry Air" mit wild-ausgelassenen Riffs über die Grafenwerther Wiesen, bevor die Bonner "Slapstickers" mit schweißtreibendem Ska-Sound einen charmanten Feel-Good-Auftritt hinlegten. Und dann, die Menge bebte bereits, kamen Völkerball.

Einziger Wermutstropfen: Kurz nach Mitternacht, mitten in der Zugabe "Engel", drehte das Ordnungsamt der Band kurzerhand den Saft ab. "Klar, wir haben ein paar Minuten überzogen", meinte Marcelo Peerenboom, "aber ich hätte mehr Fingerspitzengefühl erwartet.

Zwei Minuten später wäre komplett Schluss gewesen." Das abrupte Ende trübte die Stimmung jedoch kaum. Die 24. Ausgabe von "R(h)einspaziert" war finanziell wie musikalisch ein voller Erfolg - unverwechselbares Inselfestival-Feeling, gekrönt von einem phänomenalen Top Act. Und am Ende sang das Publikum die letzten Verse selbst - dem abgestellten Sound zum Trotz.

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