Rhöndorfer Waldfriedhof Fachleute entfernen bruchgefährdete Äste und Bäume

RHÖNDORF · Hundert Jahre alte Bäume, die in Hanglage dicht an dicht stehen und die zudem quasi lebende Denkmäler sind: Die Aufgabe der Baumpfleger auf dem Rhöndorfer Waldfriedhof ist nicht leicht. Noch bis Ende kommender Woche arbeitet eine Fachfirma auf dem Gelände des eingetragenen Gartendenkmals, entfernt bruchgefährdete Äste und teils ganze Bäume - aus Sicherheitsgründen, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Dafür müssen zeitweise einzelne Wege gesperrt werden.

 Handarbeit am Baum: Auf dem engen Gelände ist die Arbeit mit Maschinen nicht möglich.

Handarbeit am Baum: Auf dem engen Gelände ist die Arbeit mit Maschinen nicht möglich.

Foto: Frank Homann

Wie mehrfach berichtet, wird der Waldfriedhof seit mehr als drei Jahren sukzessive saniert. Die Restaurierung von Wegen und Treppen ist abgeschlossen; mit der Erneuerung der Zäune, die hungriges Wild abhalten sollen, wird 2015 der Schlusspunkt gesetzt.

Mit der Sanierung werde der "besonderen Bedeutung" des Waldfriedhofes als Ruhestätte, aber auch als landschaftlicher und kulturhistorischer Anziehungspunkt Rechnung getragen, unterstreicht Kämmerei-Leiterin Gabriele Herfurt, bei der die Fäden für das Projekt zusammenlaufen.

Bislang wurden Wege und Haupttreppen erneuert - bei letzteren verwendete man die alten Steine wieder - und die Schöpfbecken restauriert, ebenso die Brücke zwischen neuem und altem Teil. Der Teich, einst Wasserreservoir für die Villa Merkens, wurde leergepumpt, entschlammt und neu befestigt.

Sorge bereitete derweil der alte Baumbestand. Aufschluss über die tatsächliche Gefahr für Passanten durch Astbruch brachte ein Gutachten, bei dem jeder einzelne Baum unter die Lupe genommen wurde. Nun müssen Äste entfernt und große Astgabelungen, sogenannte Zwiesel, mit speziellen elastischen Seilvorrichtungen befestigt werden. Einige Bäume, die auf dem schieferhaltigen Boden keinen Halt mehr haben, sind nicht zu retten und müssen gefällt werden. Gesamtkosten der Maßnahme: 40.000 Euro.

Mitarbeiter des städtischen Bauhofes räumen anschließend den Grünschnitt vom Friedhofsgelände. Das hat es wegen seiner Hanglage und seines verschlungenen Wegenetzes in sich: Maschinen, wie etwa Hubsteiger, können nicht eingesetzt werden. Entsprechend sind Spezialisten gefragt, die auf die Bäume klettern, Äste entfernen oder Bäume sozusagen scheibchenweise abholzen. Ersatzpflanzungen sollen an ihre Stelle treten.

Gartendenkmal

Der Waldfriedhof wurde 2011 auf Betreiben der Stadt als Gartendenkmal eingetragen. Das Sanierungskonzept für das Areal wurde 2010 vorgestellt; der erste Abschnitt ist abgeschlossen. Die Kosten für das gesamte Projekt wurden von der ausführenden Firma auf rund 330.000 Euro geschätzt.

Durch Bauhofleistungen verringerte sich die Summe um 40.000 Euro. Aus Denkmalfördertöpfen flossen bisher 15.000 Euro. Laut Stadt sinken die Fördermittel in Zukunft. Um Sanierungsstaus wie in der Vergangenheit zu vermeiden, gibt es für den Waldfriedhof einen Pflege- und Sicherungsplan.

Aus der Historie

Die Anlage des Waldfriedhofes geht zurück auf eine Initiative der Rhöndorfer Bevölkerung. Er wurde zu Beginn der 20er Jahre konzipiert und entwickelt von Künstler Karl Menser. Das Bestreben war es, eine möglichst naturnahe Umgebung für Bestattungen zu gestalten, in der Grabgestaltung sollte es keine gravierenden Unterschiede geben.

Dazu wurde ein Gestaltungs-Katalog erstellt. Ende der 60er Jahre wurde das Areal jenseits des Hohlweges erweitert. Auf dem Friedhof sind Konrad Adenauer und Penaten-Gründer Max Riese bestattet. Erhalten ist auch ein Grabstein von Arno Breker.

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