Anne und Volker Burghoff führen durch den "Garten Bad Honnef" Essbare Früchte wachsen (fast) überall

BAD HONNEF · Alles Marmelade! Einen Baumführer gibt es seit Langem für Bad Honnef. "Wir möchten auch einen Marmeladenführer erstellen", kündigte Volker Burghoff ein neues Faltblatt des Kultur- und Verkehrsvereins an.

 Keine Früchte ohne Bienen: Bei Imker Manfred Uthe endete der Rundgang mit dem Kultur- und Verkehrsverein.

Keine Früchte ohne Bienen: Bei Imker Manfred Uthe endete der Rundgang mit dem Kultur- und Verkehrsverein.

Foto: Frank Homann

Mit seiner Frau Anne lockte er jetzt unter dem Motto "Garten Bad Honnef" rund 20 Interessenten zu "Marmeladenplätzen" der Stadt, sprich: zu Bäumen und Sträuchern am Wegesrand. "Im Vorbeifahren sieht man nicht, was die zu bieten haben", meinte Biggi Kühr.

Während des Spaziergangs aber machten die Burghoffs auf essbare Vitamin-Schätzchen aufmerksam, deren Nutzung sie gern bekannter machen möchten. Deshalb also der "Marmeladenführer", der über Standort, Aussehen und Wissenswertes von Sträuchern und Früchten informieren und gleichzeitig einige Rezepte parat halten soll.

Bei der kleinen Tour von der Innenstadt zum Spielplatz am Krachsnussbaumweg zeigte das Ehepaar mit dem Faible für den süßen Brotaufstrich aus eigener Produktion unterwegs an der Linzer Straße Holunderbüsche, die zweimal pro Saison abgeerntet werden können: Die Blüten werden genauso wie die Beeren zum Beispiel zu leckeren Gelees verarbeitet. Und Holunderblütensirup ist Bestandteil von Cocktails.

Volker Burghoff erinnerte angesichts einiger Obstgärten in Selhof an jene Zeit, als die Honnefer wegen der Reblaus vom Weinbau auf den Obstbau umstiegen, Marmeladen- und Konservenfabriken entstanden.

Die Erfahrung des früheren Stadtratsmitglieds: Ältere Eigentümer, die nicht mehr auf die Leiter steigen können, um die Früchte abzupflücken, sind meistens dankbar, wenn ihnen jemand diese Aktion abnimmt und Kirschen, Äpfel, Pflaumen, Aprikosen und anderes verwertet. "Das ist eine wunderbare Idee. Es ist eine Schande, wenn die Früchte umkommen", meinte Maria Corrozzatto.

Die 82-Jährige kochte früher selbst viel Marmelade. "Ein Mix aus Erdbeeren und Rhabarber oder Stachelbeeren schmeckt sehr gut. Früher habe ich nicht nur im Garten und auf den Feldern gepflückt, sondern auch Waldbeeren gesammelt." Von der Kornelkirsche gab es unterwegs eine Kostprobe. Viele kennen diese Vitamin-C-Bombe gar nicht mehr. Das Gelände um den Spielplatz entpuppte sich als Marmeladenparadies. 17 Früchte haben die Burghoffs dort im Umkreis von hundert Metern entdeckt. Die roten Johannisbeeren waren bereits abgepflückt.

Den meisten Spaziergängern unbekannt war die Kirschpflaume. Die Frucht hat den Durchmesser einer Kirsche, der Baum trägt sowohl helle als auch dunkle Früchte. Zu Brombeeren, Aprikosen, Schlehen, Himbeeren, Jostabeeren, Walnüssen, aber auch zu Maggikraut und Lavendel gab es Wissenswertes aus erster Hand. Anne Burghoff berichtete von Lavendelblüten auf dem Zitronenkuchen.

Im "Marmeladenfieber" sind sie und ihr Mann, seit sie vor 15 Jahren mit Besuchern wanderten und Brombeeren am Waldesrand zum Naschen sammelten. Das waren dann so viele, dass Anne Burghoff zu Hause überlegte, was eigentlich ihre Großmutter mit den Beeren gemacht hat. Klar: Marmelade. Seither hat sie raffinierte Rezepte kreiert, auch für Essig, Öl, Pesto, Senf oder Liköre.

"Die Früchte zu verwerten - das ist ein Hobby für später", schwärmte Biggi Kühr. Manchmal kocht sie Marmelade. "Dabei vergesse ich den hektischen Berufsalltag." Und Irina Briese wünschte sich, dass auch in Aegidienberg eine "Marmeladen-Wanderung" stattfindet. Die Ärztin und Ratsfrau: "Ich habe sechs Pflaumenbäume zum Abernten geschenkt bekommen."

Anne und Volker Burghoff träumen darüber hinaus von der "Essbaren Stadt", in der auf städtischen Grundstücken Obst, Gemüse und Kräuter angebaut und von den Bürgern geerntet und verwertet werden. Burghoff: "Damit können wir auch das Kleinklima der Stadt verbessern."

Zum Abschluss besuchten die Wanderer Imker Manfred Uthe in Selhof. Denn: "Das alles geht nicht ohne die Bienen!" Der Bienenzüchter zeigte die Königin eines kleinen Volkes, den Schleudervorgang und im Garten einen Bienenbaum. Dessen Blüten und Früchte sind aber nun wirklich nur den Bienen und Vögeln vorbehalten.

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