Der Ausflugs-Klassiker Eine Wanderung durchs Siegengebirge

SIEBENGEBIRGE · Verwunschene Wälder, traumhafte Ausblicke, tiefe Täler und der Rhein - eine Wanderung von Rhöndorf über den Drachenfels mit einem Abstecher zu Schloss Drachenburg und der Nibelungenhalle bis nach Königswinter und am Rhein zurück enthält mit das Schönste, was das Siebengebirge zu bieten hat. Ein Klassiker eben, der nie alt wird.

Ausgangspunkt ist der Ziepchensplatz in Rhöndorf. Sieht man über die geparkten Autos hinweg, ein malerischer Platz mit seinen Fachwerkhäusern und einem Brunnen. Der war übrigens in jüngerer Vergangenheit Schauplatz eines Verbrechens: Unbekannte stahlen Karpfen Emil. Mittlerweile wurde er durch einen neuen Fisch ersetzt. Prominenter Anrainer: das Café Profittlich. Dessen Eigentümer lieferte sich einen erbitterten Streit mit dem "Alten" von Rhöndorf, Konrad Adenauer. Denn während der Bäckermeister mit einer Seilbahn den Drachenfels von Rhöndorf aus erschließen und Touristenscharen anlocken wollte, lehnte der erste Bundeskanzler dies strikt ab - er befürchtete, die Gondelfahrer würden ihm direkt in den Garten seines Hauses gaffen. Und da sich der Kanzler durchsetzte, bleibt dem Spaziergänger heute nichts anderes übrig, als auf Schusters Rappen den Aufstieg in Angriff zu nehmen.

Kurz oberhalb des Ziepchensplatzes führt der schmale und zu Beginn steile Weg in Richtung Drachenfels. Er ist an dieser Stelle Teil des Rheinsteigs und bestens ausgeschildert mit den entsprechenden Symbolen, denen man folgen sollte. Denn auch wenn der Drachenfels gerade einmal 321 Meter hoch ist - an einigen Stellen ist der Hang extrem steil. Wer da querfeldein marschiert, kann sich schnell in einer auswegslosen Situation befinden - so wie dies einer Schülergruppe und zwei ihrer Betreuer kürzlich passierte. Sie mussten in einer großangelegten Rettungsaktion von der Feuerwehr auf das Plateau hinaufgezogen werden.

Der offizielle Weg führt vorbei am Ulanendenkmal, das für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen des Ulanenregiments "Großherzog Friedrich von Baden" errichtet wurde. Ursprünglich hätte es in Saarbrücken stehen sollen - doch aufgrund des damaligen Status des Saargebiets und seiner Anbindung an Frankreich war daran nicht zu denken. Dass es schließlich oberhalb von Rhöndorf errichtet wurde, ist der aus Rhöndorf stammenden Mutter eines Rittmeisters des Regiments, Ludwig Lantz, zu verdanken: Sie stellte das Grundstück für den Bau zur Verfügung. Am Denkmal vorbei führt der Weg kontinuierlich in Serpentinen bergauf. Kurz unterhalb des Plateaus erreicht der Weg den Kutschenweg, der die letzten Meter entlang der Zahnradbahn bis zum Drachenfelsplateau führt. Von - Überschirft dort sind es dann nur noch ein paar Meter weiter bis zur Ruine.

Die Stufen neben dem Glaskubus sind nicht als Treppe gedacht, sondern laden zum Picknick ein

Aber auch vom Plateaus aus ist der Blick über das Rheintal atemberaubend schön - immer wieder. Nach der Neugestaltung kann man es sich dort im Biergarten gemütlich machen und für den Aufstieg belohnen oder aber sein Picknick auspacken - die Stufen links neben dem Glaskubus sind nicht als Treppe gedacht, sondern zum Sitzen da - demnächst sollen Skulpturen das verdeutlichen.

Zurück führt der Ausflug über den Eselsweg, der nach umfassenden Felssicherungsmaßnahmen wieder zu begehen ist und der in einer Kurve den wohl schönsten Blick auf Schloss Drachenburg ermöglicht, jenes in historistischem Stil erbaute Anwesen, das das Panorama des Siebengebirges prägt und mit seiner wechselhaften und oft reichlich skurrilen Geschichte immer einen Abstecher wert ist. Ein Stück weiter unten steht die gerade frisch renovierte Nibelungenhalle, für Kinder gehört der Besuch des Reptilienzoos dazu.

Das letzte Stück des Eselweges erlaubt noch einmal einen herrlichen Blick auf den Rhein, bevor man die Talstation erreicht. Von dort aus sind es nur ein paar Schritte in die Königswinterer Altstadt mit ihren zahlreichen Restaurants und Cafés. Dort lohnt auch der Besuch des Siebengebirgsmuseums an der Kellerstraße - neben der großen Rheinromantik-Ausstellung gibt's auch viele Informationen über den Tourismus am Drachenfels anno dazumal. Wem jetzt die Füße schwer geworden sind, der kann mit der Straßenbahn nach Rhöndorf zurückfahren, doch ein Spaziergang am Rhein entlang eröffnet noch einmal einen wunderschönen Blick auf das Drachenfelspanorama. In Rhöndorf angekommen, sollte man die Straßenbahn "Am Steinchen" überqueren und durch die B42-Unterführung gehen. Denn von dort hat man einen guten Blick auf den wahrscheinlich bekanntesten Zaun des Siebengebirges: die "Stahlgardine", die Winzer und Wanderer unterhalb des Siegfriedfelsens vor Steinschlag schützen soll.

Die Tour

  • Anfahrt: Rhöndorf lässt sich mit dem Auto über die Bundesstraße 42 gut erreichen. Da Parkplätze bei schönem Wetter rund um den Ziepchensplatz eher rar sind, empfiehlt es sich, beispielsweise am Bahnhof zu parken. Die Anreise ist auch mit der Bundesbahn oder der Stadtbahn (Linie 66) kein Problem.
  • Strecke: Die Wanderung beinhaltet einige Steigungen. Sie ist aber, gemütlich gewandert, leicht in zweieinhalb Stunden zu schaffen. Sie ist nicht geeignet für Kinderwagen, da es sich zum Teil um enge Waldwege handelt. Die Strecke ist mit dem Rheinsteig-Symbol gut gekennzeichnet und sollte im Wald nicht verlassen werden.
  • Kinder: Die Tour ist sehr gut für Kinder ab sechs Jahren geeignet. Da sie viel Abwechslung bietet, das schwierigste Stück bereits am Anfang absolviert wird und auf der Strecke immer wieder Stopps eingelegt werden können, halten auch kleinere Wanderer durch.
  • Einkehr: Auf dem Drachenfels, in Schloss Drachenburg, entlang des unteren Teils des Eselswegs sowie in der Königswinterer Altstadt und im Rhöndorfer Ortszentrum gibt es zahlreiche Restaurants und Cafés.
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