Kommentar Eine Frage der Moral

Sehr viele Menschen in Bad Honnef engagieren sich jeden Tag aufs Neue für Flüchtlinge. Sie spenden selbst oder sorgen dafür, dass die Sachspenden ankommen, wo sie gebraucht werden.

Sie helfen den oft traumatisierten Menschen, in Bad Honnef im täglichen Leben Fuß zu fassen. Sie unterstützen beim Einkauf, helfen bei Behördengängen, dolmetschen oder unterrichten Deutsch. Oder sie sorgen sich darum, dass vor allem die Kinder unter den Flüchtlingen ein warmherziges Willkommen erleben, beim Sport in den Vereinen, in der Feriennaherholung, bei Willkommenscafés und anderswo - ehrenamtlich, einfach, weil sie es als ihre menschliche Pflicht ansehen zu helfen. Das nötigt Respekt ab, Bewunderung und Dank.

Doch leider ist dies nur die eine Seite der Medaille. "Die Anmietung von geeignetem und bezahlbarem Wohnraum gestaltet sich immer schwieriger, zumal Anbieter Mietpreise bis 20 Euro pro Quadratmeter und langfristige Verträge erwarten, üblich sind sieben bis acht Euro", teilt die Honnefer Stadtverwaltung im Sozialausschuss kommende Woche mit.

Das, so heißt es weiter, sei "völlig inakzeptabel" - und das ist noch eine Untertreibung. Wohnraum für Flüchtlinge zu Wucherpreisen anzubieten, ist nicht nur inakzeptabel. Das macht fassungslos und wütend, auch wenn es sich nur um Einzelfälle handelt. Denn hier geht es augenscheinlich um persönliche Bereicherung auf Kosten der Kommune, auf Kosten der Allgemeinheit, die das bezahlen muss, und auf Kosten der Menschen in Not, die an unsere Türen klopfen.

Die Stadt tut gut daran, nicht auf solche Angebote einzugehen, auch wenn die Suche nach Unterkünften andauern und sogar die Belegung von Turnhallen immer wahrscheinlicher wird. Zu helfen ist auch eine Frage moralischer Integrität.

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