Dragons Rhöndorf Ein drachenstarkes Konzept

RHÖNDORF · Basketball ist kein Fußball, selbst beim großen FC Bayern nicht. Die Interviewanfrage an Rhöndorfs erfolgreichsten Exportschlager ist keine fünf Minuten raus, da liegt die Antwort aus München bereits mundgerecht im Mailfach: In zwei Stunden habe er Zeit, der Nationalspieler Yassin Idbihi. Seine Handynummer liefert der FC Bayern gleich mit. Wer vermutet, das ginge mit Bastian Schweinsteiger oder Manuel Neuer ähnlich unkompliziert, glaubt auch an den Fußballgott. Basketball ist kein Fußball.

 Der Lette Edmunds Tukiss (links) ist einer von nur zwei Ausländern im Team der Rhöndorfer Dragons.

Der Lette Edmunds Tukiss (links) ist einer von nur zwei Ausländern im Team der Rhöndorfer Dragons.

Foto: Horst Müller

570 Kilometer weiter nördlich wissen sie das nur zu gut. Das Wetteifern um die Gunst der Zuschauer, die der Sponsoren und die der Medien zermürbt sie nicht selten auch in Bad Honnef, obwohl hier weit und breit nur unterklassige Fußballklubs kicken. Sebastian Schmidt, Geschäftsführer der Dragons Rhöndorf Marketing GmbH, formuliert es drastisch: "Wir sind halt eine Randsportart." Die Dragons spielen in der dritten Liga, der sogenannten Pro B. Doch das, was sie bescheiden "das Programm Rhöndorf" nennen, ist so professionell und weitsichtig konzipiert, dass es gut und gerne einem der führenden Fußballklubs entsprungen sein könnte.

Als die Strippenzieher des deutschen Basketballs vor einigen Jahren beschlossen, dass in der dritten Liga mindestens drei von fünf Spieler auf dem Feld deutsch sein müssten, und damit eine Revolution auslösten, da hatten die Dragons längst die Weichen gestellt. In Rhöndorf setzen sie seit mehr als zehn Jahren auf den Nachwuchs, fördern junge, deutsche Talente und bilden sie aus. Sie kooperieren dabei mit dem Internat Schloss Hagerhof und den Telekom Baskets Bonn. Die einen bieten ein schulisches Umfeld, das den Leistungssport nicht nur erlaubt, sondern fördert. Die anderen gewährleisten, dass jeder Spieler, der in Rhöndorf ausgebildet wird, eine leistungsgerechte Mannschaft vorfindet. "Wir sind inzwischen ein Basketball-Standort mit idealer Infrastruktur", sagt Schmidt.

Das hat sich herumgesprochen: Der Altersschnitt des Teams liegt bei knapp über 20 Jahren. Bis auf zwei Spieler sind alle deutsch. Und selbst der Lette Edmunds Tukiss ist dem Verein schon seit drei Jahren treu. Die Bindung an den Verein ist das Kapital der Rhöndorfer. Das Vorzeige-Beispiel ist Nick Larsen: Der Dragons-Routinier macht nebenher sein Referendariat am Siebengebirgsgymnasium.

Wenn Yassin Idbihi heute vom Hagerhof und den Dragons erzählt, sagt er: "Dort wurde die Basis für meine Karriere gelegt." Vor 14 Jahren kam er aus Marokko in die Rheinstadt. Wie die heutigen Talente ist auch er damals früh aufgestanden, hat vor dem Unterricht im Kraftraum malocht, in der Mittagspause an seiner Wurftechnik gearbeitet und abends mit der Mannschaft trainiert. Heute spielt er für den FC Bayern München in der ersten Liga und ist Nationalspieler. Ganz oben sei er aber noch nicht angekommen: "Dafür muss ich noch Meister werden." Den Kontakt zu seiner Ausbildungsstätte halte er nach wie vor. Im vorletzten Jahr ist er etwa zum Hagerhof-Camp angereist. Jenem Camp, in dem auch er einst entdeckt wurde.

Eine Vita wie die von Idbihi treibt Sebastian Schmidt an. "Unser Erfolg ist, wenn ein Spieler in der ersten Liga ankommt", sagt der 27-Jährige. Sie seien ein Ausbildungsverein, der Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse sei utopisch. Es fehlt eine Halle, das Mindestbudget in Höhe von einer Million Euro - und letztlich auch der Wille. Es passt einfach nicht ins Konzept. "Wer deutsche Spieler nach vorne bringen will, sollte nicht zu viele Legionäre spielen lassen. Das ergibt keinen Sinn - und deshalb ist das Kapitel 'Erste Liga' abgeschlossen."

Der Profi-Sport sei darüber hinaus zwar das Zugpferd, aber eben auch nur ein Teil des Vereins. 550 aktive Mitglieder verteilen sich auf 26 Mannschaften, die in den Farben des Rhöndorfer Turnvereins auflaufen - das macht insgesamt 505 Liga-Spiele plus Playoff-Partien. Mit acht hauptamtlichen Personen sind die Dragons für die dritte Liga außergewöhnlich breit aufgestellt. Zudem unterstützen 20 Übungsleiter und zahlreiche Ehrenamtliche sowie der Fanclub den reibungslosen Ablauf. Das Vereinsgefüge sei trotz der Größe sichergestellt. Nicht zuletzt wegen des Profi-Sports, sagt Schmidt: "Wir haben alle zwei Wochen eine Vereinsveranstaltung." Er meint die Heimspiele, zu der im Schnitt mehr als 1000 Zuschauer kommen. Viel für einen Drittligisten im Basketball. Wenig im Vergleich zu einem Fußballspiel. Aber Fußball, das wissen sie in München wie in Rhöndorf, ist eben kein Basketball.

GA verlost Training mit Profis

Dragons-Coach Boris Kaminski leitet Übungseinheit mit 50 Jugendlichen

Einmal trainieren wie ein Profi - ein Traum, den viele Kinder und Jugendliche hegen. Für 50 junge Basketballer könnte dieser Traum nun wahr werden. Die Dragons Rhöndorf und der General-Anzeiger machen es möglich: Am Donnerstag, 10. Oktober, leitet Profi-Trainer Boris Kaminski von 18 bis 19.30 Uhr nicht wie gewohnt zu dieser Zeit das Training der Pro B-Mannschaft. Er wird dann in der Menzenberger Sporthalle 50 Kinder und Jugendliche unter seine Fittiche nehmen. Der Clou für alle Dragons-Fans: Die Profi-Mannschaft wird selbst vor Ort sein, mittrainieren und für Tipps parat stehen.

Wie und wo kann man sich bewerben? Kinder und Jugendliche im Alter zwischen acht und 16 Jahren können uns bis zum 8. Oktober eine E- Mail an siebengebirge@ga.de schicken und sich unter Angabe des Namens und Alters für dieses einzigartige Training bewerben. Sollte die Bewerberzahl die Anzahl der zur Verfügung stehenden Plätze übersteigen, losen wir.

Die glücklichen Gewinner werden am 9. Oktober von uns benachrichtigt.

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