Reise mit dem Planwagen Ehepaar aus Aegidienberg durchquert Deutschland mit Pferden

Aegidienberg · Anne und Heinz-Peter Schulte aus Aegidienberg haben mit ihren vier Vollblütern bereits über 10.000 Kilometer zurückgelegt. Mittlerweile haben sie die komplette Nord-Süd-Achse vierspännig durchfahren.

 Heinz-Peter und Anne Schulte haben mit ihren Pferden schon 10 000 Kilometer zurückgelegt.

Heinz-Peter und Anne Schulte haben mit ihren Pferden schon 10 000 Kilometer zurückgelegt.

Foto: Frank Homann

Vier Pferde, ein Planwagen und eine dreiwöchige Reise Richtung Nordsee – Anne und Heinz-Peter Schulte legten auf ihrer Wandertour rund 700 Kilometer zurück. Bereits zum sechsten Mal machten sie sich zu einer solchen Tour auf, allerdings nicht von Aegidienberg aus. Erst hinter dem Ruhrgebiet ging es mit dem Aufschnüren und Anspannen der Pferde an das Vierergespann los.

„Der Verkehr vorher ist einfach zu extrem, deswegen haben wir uns einen entsprechenden Startpunkt ausgesucht und die Pferde dorthin transportiert“, so die 63-Jährige. Bereits vor der eigentlichen Reise fährt das Ehepaar die jeweiligen Route mit dem Auto ab und überprüft, ob die Pläne realisierbar sind.

Richtung Salzbergen ging es erst am Rhein, später an der Ems entlang gen Norden. Ein Highlight der Reise war für beide Papenburg: „Die Innenstadt war wunderschön und für den motorisierten Verkehr gesperrt. Welch Glück, dass wir also durch die Innenstadt fahren konnten“, erzählt Anne Schulte und schwelgt dabei in den frischen Erinnerungen an die Reise. Unterwegs führt sie Tagebuch, zeichnet Strecke, Wetter, freudige Ereignisse und Begegnungen auf.

"Das Schönste ist die Gastfreundschaft"

Denn da sind sich beide einig: „Das Schönste an der Reise ist mit Abstand die Gastfreundschaft der Menschen, auf die wir treffen.“ Bevor es auf die großen Touren geht, wissen sie nie, wann sie wo haltmachen. Völlig im Einklang mit ihren Pferden und dem Rhythmus der Tiere wird dann eine Pause eingelegt, wenn es eben nötig ist.

Dementsprechend buchen oder planen sie keine Nachtquartiere im Voraus. Entweder sie stoßen zufällig auf einen Bauernhof oder sie nächtigen im selbst gebauten Planwagen. Der 66-jährige ehemalige Schlosser hatte bereits 1998 damit begonnen, den Wagen zu bauen, und mit der Zeit wurde er immer wohnlicher. Kühlschrank, ein kleines Kochfeld, Licht und eine Schlafmöglichkeit – es fehlt an nichts. „Eigentlich ist es ein Wohnmobil, bloß ohne Eichenmöbel“, sagt Heinz-Peter Schulte und schmunzelt.

35 Kilometer Strecke pro Tag

Im ostfriesischen Aurich besuchte das Ehepaar einen Freund, der eigentlich der Auslöser für die Reise war, der Rest der Route ergab sich dann mit der Zeit. „Es ist einfach toll, mit einer gemächlichen Geschwindigkeit durch wunderschöne Ortschaften zu fahren, und dank den sechs Stundenkilometern, mit denen wir durchschnittlich reisen, kann man alles genießen“, schwärmt Anne Schulte.

Rund 35 Kilometer schaffen sie mit Pausen durchschnittlich an einem Tag. Ein weiterer Grund für die gewählte Strecke: „Da wir schon aus Österreich und der Schweiz vierspännig nach Hause gefahren sind, fehlte uns genau diese Strecke, dann haben wir die komplette Nord-Süd-Achse mit unseren Pferden durchfahren.“ Ab Aurich ging es mit dem Freund als Guide an die Nordsee, übernachtet haben die Planwagenfahrer mit Blick auf das Wattenmeer. Zurück über Aurich und Papenburg ging es Richtung Delden in den Niederlanden.

Unwetter verkürzte Reise

Bei der diesjährigen Tour war das Wetter allerdings nicht gerade förderlich fürs Vorankommen. Immer wieder mussten sie sich mit ihren Pferden an Bauernhöfen unterstellen und warten, bis sie weiterfahren konnten. Bei einem Wendemanöver verletzte sich außerdem eines der Pferde am Huf – es lahmte und konnte die Reise selbst nach der Tierarztbehandlung nicht fortsetzen.

Ein paar Tage früher als geplant verluden die Schultes also ihre Vollblüter und machten sich auf den Weg zurück Richtung Bad Honnef. Mehr als 10.000 Kilometer haben die sechs bereits auf den großen Wandertouren zurückgelegt. Doch eines ist dem Ehepaar besonders wichtig und bewusst: „Die Pferde sind Tiere, keine Sportgeräte, und wir sind gegenseitig voneinander abhängig.“ Im August kommenden Jahres geht es wieder los, hinter Aschaffenburg möchten sie vierspännig flussaufwärts bis in den Hochschwarzwald.

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