Schulfest an der Realschule Bad Honnef „Diese Partnerschaft ist vorbildlich“

BAD HONNEF · Die 50-jährige Verbindung der Erzbischöflichen Realschule Sankt Josef zum Collège Sainte-Marie gehört zu den ältesten in Deutschland. Zwei Lehrerinnen werden in Saint-Dié-des-Vosges zu Ehrenbürgerinnen.

Eine Bad Honneferin wird Ehrenbürgerin von Saint-Dié-des-Vosges. Da verschlug es Ursula Landau beinahe die Sprache. Bei der Festveranstaltung zum 50-jährigen Jubiläum der Schulpartnerschaft zwischen der Erzbischöflichen Realschule Sankt Josef und dem Collège Sainte-Marie übersetzte die Lehrerin und Koordinatorin dieses Austausches auch die Grußworte des Bürgermeisters David Valence – und wurde dabei von der Einladung des Maire nach Saint-Dié zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde völlig überrascht.

Gleichzeitig wird dann auch ihrem Pendant auf französischer Seite, Denise Labadie, diese Auszeichnung zuteil. 1966, als die Schulpartnerschaft geschlossen wurde, hätte eine derartig hohe Ehrung wohl kaum jemand für möglich gehalten. Das zeigten die zahlreichen Grußworte und auch Erinnerungen der Zeitzeugen, die von Corinna Franz, Geschäftsführerin der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, zwischen Chansons und Tänzen interviewt wurden.

Beim ersten Frankreichaufenthalt war alles fremd

So schilderte Ursula Gläser, Teilnehmerin des ersten Schüleraustauschs: „Wir waren während der Busfahrt sehr unsicher.“ Die Lehrerinnen hätten sie vor möglichen negativen Reaktionen der älteren Franzosen gewarnt. Immerhin war der Ort im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Truppen fast komplett zerstört worden. Gläser: „Aber wir sind sehr gut aufgenommen worden. Alles war neu – es gab nur Weißbrot und für die Erwachsenen Rotwein zum Mittag.

Die Begrüßung mit Küsschen war uns ebenso fremd.“ Von Stunde eins an dabei war Denise Labadie als Organisatorin auf französischer Seite. Ursula Landau stieg 1980 als neue Französisch-Lehrerin an der Realschule Sankt Josef ein. Und mit der Umstrukturierung der Schulen in Saint-Dié 1983 war nicht mehr das Lycée Beau Jardin, sondern das Collège Sainte-Marie Austauschschule der Honnefer.

Die Schulen haben quasi Geschichte geschrieben. „Diese Jumelage ist eine der ältesten funktionierenden Partnerschaften mit einer französischen Schule in ganz Deutschland“, sagte Markus Ingenlath, der Generalsekretär des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW), der den Direktoren Stefan Rost und Gérard Massoni sowie Ursula Landau jeweils die DFJW-Verdienstmedaille überreichte. „1966 waren die Wunden des Zweiten Weltkriegs noch frisch. Die Aussöhnung war die Idee von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle. Sie ist gelungen.“ Die Verbindung der Menschen spiele eine zentrale Rolle, auch heute noch.

„Diese Partnerschaft ist vorbildlich“, betonte auch Mark-Alexander Schreiweis, Attaché für Sprache und Bildung an der französischen Botschaft, der auf den Élysée-Vertrag von 1963 einging, der Grundlage vieler Städte- und Schulpartnerschaften war. Sein Appell an die Schüler: „Nutzen Sie den Austausch. Erlernen Sie die Sprache des Nachbarn. Damit tun Sie auch etwas für Ihre berufliche Zukunft.“ Rund 2500 Kinder und deren Familien aus Bad Honnef und Saint-Dié hätten in den 50 Jahren die Idee des Élysée-Vertrages umgesetzt. Dafür dankte Gérard Massoni Eltern und Lehrern. Realschulleiter Stefan Rost meinte: „Wir wollen die Partnerschaft nicht nur bejubeln, sondern auch bekräftigen.“ Honnefs Vizebürgermeister Klaus Munk sagte aus eigener Erfahrung: „Wer zu Hause bleibt, ist jemand anderes als der, der wieder nach Hause kommt.“

Seit den Anfängen sind tiefe Freundschaften entstanden

Denise Labadie, die im September 1966 zum ersten Mal mit 25 Schülerinnen nach Honnef reiste, berichtete: „Das war damals eine Sensation. Tiefe Freundschaftsbande haben sich ergeben.“ Lehrerin Rotraud Schlüter: „Der Gedanke der Versöhnung stand im Vordergrund. Wir wurden herzlich aufgenommen. Unvergesslich.“ Ihre Kollegin Erika Josephi erinnerte sich an den ersten Aufenthalt der Franzosen, als das Empfangskomitee mehrere Stunden warten musste – die Gäste hatten das Schiff in Koblenz nicht mehr erreicht. „Es gab noch keine Handys.“ Da haben es die Jugendlichen heute leichter. Sie schicken schnelle E-Mails. Und an die Begrüßungsküsschen haben sie sich auch längst gewöhnt.

Noch vor dem ersten Tag an der künftigen Gesamtschule ging es für 109 Fünftklässler „Rund um die Welt“. So lautete das Motto des Schulfestes, bei dem Organisatorin Beate Fabiszisky und ihre Lehrerkollegen die Neuen mit kleinen gelben Schultüten begrüßten. Die Ergebnisse der Projekttage zu 26 Themen waren zu sehen, etwa ein Solarflugzeug-Modell, das in der Ausbildungswerkstatt von ABB gebaut wurde.

Die Projekttage waren mit einem Sponsorenlauf aller 400 Schüler auf der Insel Grafenwerth gestartet, dessen Erlös teils in die Stiftung „Regentropfen“ für Ghana der Steyler Missionare fließt und teils für die Schule bestimmt ist. Beim Schulfest war auch Geocaching Thema. Die Schülereltern Dieter und Heike Höhner hatten im Juli 2015 eine Marke mit der Aufschrift „World Travel Geocoin Sankt Josef“ in Saint-Dié versteckt. Heike Höhner: „Sie gelangte von Frankreich über die Niederlande und Belgien bis nach Aachen. Seit Oktober ist sie vermisst.“

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