Kurzinterview zum Artenschutz Diese Fallen werden Uhus zum Verhängnis

Bad Honnef · Über den Schutz der Uhus und die Bedrohungen für die Vögel durch den Menschen sprach Claudia Sülzen mit Stefan Brücher. Er ist Vorsitzender der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen.

 Uhu-Experte Stefan Brücher

Uhu-Experte Stefan Brücher

Foto: Sonia Weinberger

Zum Ende der 30er Jahre war der Uhu in Mittel- und Westeuropa nahezu ausgerottet. Das hat sich zum Glück geändert. Warum?

Stefan Brücher: Durch die Freilassung mehrerer Tausend gezüchteter Uhus über einen Zeitraum von 15 Jahren – von 1980 bis 1995 – haben wir eine neue Uhubevölkerung begründet. Zusätzlich führen wir verschiedenste Schutzmaßnahmen für den Uhubestand fort. Die Verringerung der häufigsten Todesursache, der gefährlichen Strommasten, beschäftigt uns noch. Die meisten Uhus leben in Steinbrüchen mit Abbaubetrieb. In den Betrieben machen wir auf die Nester aufmerksam, um ein versehentliches Abgraben oder Sprengen der Brutnischen in Steilwänden zu vermeiden.

Wie sind die Uhu-Bestände heute einzuschätzen, generell und in der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler und dem Kreis Neuwied?

Der majestätische Vogel ist in der Nähe des Menschen vielen Gefahren ausgesetzt. Welche sind das?

Brücher: Der Uhu ist Ansitzjäger und nutzt gerne Strommasten als Aussichtspunkt. Sind diese nicht gesichert, kann er am Stromschlag sterben, indem er mit seiner großen Spannweite stromführende Bauteile überbrückt. Auch der Verkehr, Vergiftung und Stacheldrähte sind Probleme. Ist der Uhu im „Jagdmodus“ auf sein Beutetier fokussiert und überquert dabei Straßen oder Bahnlinien, wird er leicht überfahren – besonders im Rheintal mit beidseitigen Verkehrssträngen. Hinzu kommt Vergiftung durch Gifte zur Kleinnagerbekämpfung, besonders auch in den Städten. Dünne Stacheldrähte übersieht der Uhu nachts, bleibt hängen und verendet. In den Städten ernähren sich Uhus von verwilderten Haustauben. Diese sind oft durch Trichomonaden infiziert, die bei Uhus regelmäßig die Schleimhäute befallen. Die Folge ist Verhungern durch Verengung der Speiseröhre. Andere Gefahren bedrohen die Fortpflanzung, wie Störung oder Vernichtung der Nester durch Abbaubetrieb in Steilwänden oder Freizeitnutzung der Brutplätze wie Sportklettern. Auch Hubschrauberspritzungen von Weinanbauflächen stellen eine Gefahr dar. Die Uhus können durch die „Riesenvögel“ förmlich aus dem Nest geblasen werden.

Die EGE setzt sich für den Schutz aller Eulenarten ein. Wie wichtig ist Umweltbildung?

Brücher: Die Kinder von heute sind die Eulenschützer von morgen. Daher ist uns die kindgerechte Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig. Zwei von unserem Geschäftsführer geschriebene Bücher wenden sich speziell an dieses Publikum. Auch durch unsere Web-Cam im Ahrtal machen wir sehr erfolgreich auf die diversen Herausforderungen im Eulen-, Natur- und Artenschutz aufmerksam.

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