Kleinkunst in Oberpleis Die Welt steht kopf

OBERPLEIS · Der Schauspieler Ralf Bauer gastierte mit „Bauer in Love“ im Alten Zoll in Oberpleis und bewies dabei akrobatisches Geschick: Er zitierte Hermann Hesse im Kopfstand. Auch sonst bot Bauer einen kurzweiligen Auftritt.

 Voller Körpereinsatz: Ralf Bauer mit seinem Programm „Bauer in Love“ im Alten Zoll in Oberpleis.

Voller Körpereinsatz: Ralf Bauer mit seinem Programm „Bauer in Love“ im Alten Zoll in Oberpleis.

Foto: Frank Homann

Verliebte sind manchmal ziemlich durchgedreht. Die Welt steht kopf. Was also lag für Ralf Bauer näher, als den Globus „geradezurücken“?! Er rezitierte das Liebesgedicht „Weil ich dich liebe“ von Hermann Hesse kurzerhand im Kopfstand. Das war aber auch das einzige Mal, bei dem der Schauspieler während seines kurzweiligen Auftritts unter dem Motto „Bauer in Love“ im Alten Zoll seinen Hut absetzte.

Von Goethe bis Goethe reichte das Repertoire, und mittendrin gab es Schiller, Ringelnatz, Rilke, auch Heinz Erhardt oder lyrische und lustige Texte. Wie etwa die Geschichte voller sprachlicher Missverständnisse eines Italieners auf Malta, die Bauer auf einer Tafel in einem englischen Pub entdeckt hatte, die er jeden Abend während eines mehrwöchigen Drehaufenthaltes zu einem Rosamunde-Pilcher-Film dem Barkeeper abzuluchsen versuchte. „Sind Engländer hier?“, fragte der Schauspieler in die Runde. Da meldete sich Heather Theile, die frühere Lehrerin und Vorreiterin der Städtepartnerschaft zwischen Königswinter und Cleethorpes. Bauer ulkte: „Haben Sie alles verstanden? Sonst hätte ich Untertitel gemacht.“

Urkomisch: die Aussagen von Kindern zum Thema Liebe. Ein Zehnjähriger: „Liebe ist, wenn man die gleichen Sachen mag. Fußball zum Beispiel, und die Frau dann Chips und Bier bringt.“ Und wann darf man küssen? Ein Mädchen: „Wenn es reiche Männer sind.“ Das Publikum amüsierte sich prächtig. Um die Mutterliebe ging's beim Gedicht „Die Made“ von Heinz Erhardt. Viele Besucher waren so textsicher, dass sie mitsprechen oder zumindest das letzte Wort jeder Zeile ergänzen konnten. „Hinter eines Baumes Rinde wohnt die Made mit dem Kinde…“

Bauer, der das Image des coolen Surfer-Boys, den er Anfang der 90er Jahre in der erfolgreichen ARD-Serie „Gegen den Wind“ verkörperte, längst abgelegt hat und auch gern auf der Theaterbühne steht, begeisterte auch mit dem „Kuhhandel, politisch und weltweit betrachtet“. Bauer: „Ich bin 1966 geboren. Als Kind wusste ich noch, wovon die Politiker reden, heute ist das alles sehr verschwommen.“ Köstlich auch die „Betriebsanleitung“ der Post zum Wertsackbeutel. Und zurück zur Liebe: Bauer las auch aus dem Buch „Licht“ von Christoph Meckel, wozu er auch ein Hörbuch produziert hat. Das machte Lust auf mehr beim Publikum. Und für den Schauspieler gehört dieses Buch ohnehin zu der Auswahl von Werken, die er auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Alter-Zoll-Chefin Doris Ledwig freute sich jedenfalls, dass sie für ihre Kleinkunstabende Bauer gewinnen konnte.

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