Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef Die mit dem Feuer spielte

BAD HONNEF · Der Auftritt von Lorraine Jordan gehört mit zum Besten, was „Folk im Feuerschlösschen“ bislang zu bieten hatte.

 Lorraine Jordan spielte bei Folk im Feuerschlösschen.

Lorraine Jordan spielte bei Folk im Feuerschlösschen.

Foto: Frank Homann

Ohne um den heißen Brei herumzureden: Der Auftritt von Lorraine Jordan gehörte mit zum Besten, was „Folk im Feuerschlösschen“ bislang zu bieten hatte. Zu Recht ausverkauft war das „fire castle“, wie die Waliserin mit irischem Blut, die lange in Schottland lebte und nun in London ihr Zuhause gefunden hat, die heiligen Hallen der Honnefer Folkszene so charmant betitelte.

Und schon nach den ersten Songs ahnte das Publikum, dass es an diesem Abend mit der außergewöhnlich talentierten Singer-Songwriterin und „meinen beiden Freunden, der Gitarre und der Bouzouki“, magisch werden würde. Denn mit ihren poetischen Klangdichtungen brachte Lorraine Jordan das Feuer ins Feuerschlösschen.

Während draußen die Abendsonne hinter dem Horizont versank und orangefarben in den Saal leuchtete – so bekam das Gemäuer einst seinen bildhaften Namen –, zog die Musikerin, die mit ihrem „Celtic Soul“ zum Star der britischen Szene gewachsen ist, mit jedem einzelnen Stück in den Bann. Song-Perle um Song-Perle sang sie, wie an einer Schnur aneinandergereiht, und man bemerkte gar nicht, wie die Minuten unter der sanft glimmenden Glut, die sie in ihrer Stimme entflammte, dahinschmolzen.

Eine Frau, eine Stimme, eine Gitarre, und man hätte nicht besser unterhalten werden können. Die Lagerfeuerromantik von „The Cavalry“, einem verführerischen Amalgam aus rockiger Power und gefühlvoller Tiefe, griff schnell als Flächenbrand aufs Publikum über, ergänzt durch die Herzenswärme von „Anna's Song“, einer emotionalen Ode an die ermordete Reporterin Anna Politkovskaya und zugleich eine der am hellsten leuchtenden Stichflammen des Abends. Symbolisch gewidmet „allen Journalisten, die ihr Leben und ihre Freiheit riskieren, indem sie kritisch und ehrlich berichten“.

Je tiefer die Temperaturen im Freien fielen, desto wärmer und behaglicher wurde es drinnen im Saal. „It's gotta come from the heart if you want it to work“, sang die Ausnahmemusikerin den Song, der ziemlich exakt ihr Lebensmotto wiedergeben könnte. „I need a sign“, schallte es in Begleitung der beiden befreundeten Musiker Dirk und Petra Eisenburger, die Lorraine Jordan für ein kurzes Set von drei Liedern auf die Bühne rief, inbrünstig durchs Feuerschlösschen – „and I need it tonight“.

Der nicht enden wollende Applaus dürfte der sichtlich überwältigten Musikerin Zeichen genug gewesen sein: Bad Honnef war begeistert vom multinationalen Talent, deren Gitarrenspiel mindestens genauso feinfühlig und nuanciert war wie ihre Stimme. „Little did you know I was praying for you and your gypsy soul“ – ja, dieser Auftritt war für Folkfreunde tatsächlich ein klein wenig wie ein erhörtes Gebet. Denn auch nach zwei Zugaben, als sich das Publikum schließlich losreißen musste, sollte das Feuer, das Lorraine Jordan über zwei Stunden lang gezündelt hatte, noch lange nicht verloschen sein.

Das Konzert wurde vom WDR-Radio mitgeschnitten; der Ausstrahlungstermin wird noch bekannt gegeben. Das Konzert mit Kraja vom 13. April kann auf der Website von Deutschlandradio Kultur unter bit.ly/1Tx3rH9 nachgehört werden.

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