Naturschutzprojekt im Siebengebirge Die Landschaft um Schloss Drachenburg wird neu gestaltet

Siebengebirge · Ein Naturschutzprojekt gestaltet zurzeit die Landschaft um den Drachenfels neu. Was sich dort verändert, ist zurzeit in den Weinbergen zu sehen.

 Nach den Rodungsarbeiten ist der Blick vom Weinberg auf Schloss Drachenburg frei.

Nach den Rodungsarbeiten ist der Blick vom Weinberg auf Schloss Drachenburg frei.

Foto: Frank Homann

Eine völlig neue Perspektive bietet sich dieser Tage auf dem Weg von Bad Honnef nach Königswinter: eine freie Sichtachse vom Rheintal zu Schloss Drachenburg. Eine Fachfirma hat die Schneise zwischen dem westlichen Weinberg des Weingutes Pieper und dem Schloss geschlagen. Die Arbeiten finden im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes des Rhein-Sieg-Kreises Chance 7 statt. Auch für eine verwilderte Fläche am Ulanendenkmal in Rhöndorf wurde nach langem Ringen nun eine Lösung gefunden. In der früheren Weinlage „Ulaneneck“ sollen wieder Reben wachsen.

Die Fläche unterhalb von Schloss Drachenburg mit der Bezeichnung „Rüdenet“ gehört jeweils teilweise der Stadt Königswinter und dem Land Nordrhein-Westfalen, die mit dem Rhein-Sieg-Kreis einen Kooperationsvertrag geschlossen haben.

Zurück zum Weinanbau: Das verwilderte Grundstück nahe des Ulanendenkmals in Rhöndorf wird wieder – wie in früheren Zeiten – zum Wingert.

Zurück zum Weinanbau: Das verwilderte Grundstück nahe des Ulanendenkmals in Rhöndorf wird wieder – wie in früheren Zeiten – zum Wingert.

Foto: Frank Homann

Die Fachleute wollen Biotope schaffen

 „Wir stellen die Fläche einerseits aus Gründen des Landschaftsbildes frei, andererseits um sogenannte Trittsteinbiotope zu schaffen“, erklärt Ralf Badtke, Mitarbeiter des Chance 7-Projektes, die Maßnahme. Der Hang war vorher mit zwei bis fünf Meter hohen Bäumen und Büschen zugewachsen. Bei der Rodung wurden auch alte Weinbergmauern freigelegt.

In früheren Zeiten wurde an den Rheinhängen zwischen Oberkassel und Bad Honnef fast flächendeckend Weinbau betrieben. Davon sind seit der Flurbereinigung in den 1970er und 1980er Jahren nur noch rund 20 Hektar in Oberdollendorf, Königswinter und Rhöndorf übrig geblieben. Die meisten Flächen sind heute hingegen zugewachsen. Ein weiteres Areal, das kürzlich im Rahmen von Chance 7 vorbereitet wurde, befindet sich am Jufa-Hotel in Niederdollendorf.

Raum für Mauereidechse und Schmetterlinge

Durch die Rodung sollen Tiere und Pflanzen, die warme und trockene Lagen suchen, wie die Mauereidechse oder Schmetterlinge wieder einen Lebensraum finden. „Wir versuchen, für diese wärmeliebenden Arten einen Biotopverbund herzustellen“, sagt Badtke. Ein durchgehendes Band sei allerdings nicht mehr herstellbar. Die Flächen am Rüdenet sollen künftig beweidet werden.

Winzer Felix Pieper freut sich über die neue Aussicht aus seinem Weinberg. „Die Sichtachse Richtung Schloss Drachenburg ist grandios“, sagt er. Theoretisch könne man jetzt über die Wiese bis zum Zaun um den Schlosspark gelangen. „Ich träume ja davon, dass da ein Weg gebaut wird, was sich aber sicher aus Gründen des Naturschutzes nicht realisieren lässt“, so der Winzer.

Bei einem weiteren Projekt wird das Weingut Pieper voraussichtlich eine direkte Rolle spielen. Ebenfalls im Rahmen von Chance 7 wird eine zugewachsene, rund 3500 Quadratmeter große Fläche unterhalb des Ulanendenkmals und oberhalb des Rhöndorfer Ziepchensplatzes „freigestellt“, so der Fachausdruck.

Mit den beiden Eigentümerinnen wurde ein langfristiger Pachtvertrag geschlossen. „Diese Fläche soll wieder als Weinberg bewirtschaftet werden mit einer ökologisch begleitenden Maßnahme“, so Badtke. Auch hier spiele das Schaffen einer Sichtachse eine wichtige Rolle. „Sonst wäre der Blick auf den Drachenfels irgendwann weg gewesen.“

Die alten Weinbergmauern sind noch erkennbar. Sie könnten wiederhergestellt werden. Angedacht seien auch ein Bereich für spezielle wärmeliebende Pflanzen wie die Weinbergstulpe und Trockenmauern für die Mauereidechse. „Ich hoffe, dass wir 2021 den Weinberg dort anlegen können“, freut sich Felix Pieper auf die neue Aufgabe. Seine Familie wird mit Chance 7 einen Untervertrag abschließen.

Früher gab es die Weinlage „Ulaneneck“. Heute wuchern auf der Fläche Sträucher und Bäume. Auf einer Informationstafel am Eingang zum mittleren Weinbergweg wird der fantastische Blick auf Rhöndorf und den Rhein gelobt. Tatsächlich aber bleibt dem Wanderer die Sicht versperrt. Auch vom Ziepchensplatz aus ist nur noch die Spitze des Ulanendenkmals zu sehen.

Empörte Bürger beschwerten sich schon vor Jahren bei Alfred Höhler, dem Vorsitzenden des Rhöndorfer Bürger- und Ortsvereins, über den Zustand. Das Areal wurde auch als Müllkippe genutzt. Höhler und Vizebürgermeister Peter Profittlich nahmen deshalb Kontakt mit den beiden nicht ortsansässigen Erbinnen des Geländes auf. Auf einem historischen Foto in Profittlichs Besitz stehen oberhalb des Ziepchensplatzes die Weinreben in Reih und Glied. Jetzt ist die Wiederbelebung der Weinlage „Ulaneneck“ keine Zukunftsmusik mehr.

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