Straßennamen in Bad Honnef Die Geschichte von "Am Spitzenbach" ist abenteuerlich

BAD HONNEF · Die Geschichte der Straße Am Spitzenbach, die heute westlich von der Hauptstraße abgeht und in Richtung Rhein führt, ist nicht nur sehr alt, sondern auch sehr abenteuerlich. Unter ihrer Decke fließt der "Rommersdorfer Bach", die Fortsetzung von Möschbach und Tretschbach.

 Von der Hauptstraße bis zur B42 hinunter führt die Straße "Am Spitzenbach".

Von der Hauptstraße bis zur B42 hinunter führt die Straße "Am Spitzenbach".

Foto: Antonia Clausen

Einst hieß der Weg, der neben dem Bach entlang in Richtung Rhein führte, "Rommersdorfer Gaß' ". In einem Adressbuch von Honnef aus dem Jahre 1908/1909 heißt der schnurgerade Weg dann "Rommersgasse".

Zu dieser Gasse kamen die Rommersdorfer vermutlich über die Zeisgasse, die etwa an der Stelle, an der heute die Annakapelle steht (erbaut erst 1868), zwischen der heutigen Wilhelmstraße und der Bismarckstraße verlaufend direkt auf die Rommersgasse stieß.

Der Rommersdorfer Bach dagegen musste im Bereich der heutigen Hauptstraße einen scharfen Knick machen, um die so genannte "Peschwiese" zu umgehen, die der Kirche gehörte. Dieser spitze Winkel des Bachverlaufs findet sich bereits auf einer Jesuitenkarte von 1739 - ein "spitzer Bach" also.

Am 11. Mai 1863 befasste sich der Rat der jungen Stadt Honnef mit dem anscheinend privaten Plan, am "Spitzenbach" eine Naturheilanstalt zu gründen. Ob man das klare Wasser des Spitzenbaches nicht für ein Kneippbad verwenden wolle - diese Idee ist allerdings sang- und klanglos verworfen worden.

Um das Jahr 1870 schließlich gelangten die Besitzungen "Peschwiese" und "Peschfeld" an Mathias Heinrich Göring, der sich in Honnef in der evangelischen Gemeinde wie überhaupt zum Wohle der Stadt sehr verdient gemacht hat. Dem Kirchenmeister ist zum Beispiel die vollständige Trennung der evangelischen Gemeinde von Königswinter nach Vermögen und Verwaltung zu verdanken.

Mehrfach stiftete Göring ansehnliche Summen für die verschiedensten Belange. Er schenkte der Kirche an der Luisenstraße nach Fertigstellung im Jahr 1900 die Orgel. Ihm ist auch der Bau des Edelhoff-Stifts zu verdanken, in dem Göring einige Jahre mit Frau und Dienerschaft lebte. Der Rat beschloss im Januar 1903, die Rommersgasse in "Göringallee" umzutaufen. 1910 wurde Göring Ehrenbürger Honnefs.

Nachdem der Zweite Weltkrieg vorüber war, ergaben sich für die Honnefer allerdings Schwierigkeiten mit dem Namen Göring, der für sie einfach nur ein Wohltäter gewesen war. Leider hatte es ein Namensvetter, Hermann Göring, als Reichsmarschall im NS-Regime weit gebracht. Fremden gegenüber sahen sich die Honnefer genötigt, ständig langatmige Erklärungen zum Namen "Göringallee" geben zu müssen.

Im Ratsprotokoll vom Juni 1946 ist zu lesen: "Der Vorsitzende teilt mit, dass sich gewisse Schwierigkeiten hinsichtlich der Straßenbezeichnung 'Göringallee' ergeben haben, die eine andere oder ergänzende Bezeichnung der Straße notwendig mache. Die Stadtvertretung empfiehlt, die Straße 'Am Spitzenbach' zu nennen."

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