Bezahlbare Wohnungen für Behinderte Die Caritas macht das Haus Elisabeth in Rhöndorf barrierefrei

Rhöndorf · In der Villa und dem einstigen Wohnhaus für Ordensschwestern entstehen sechs Domizile für Behinderte. Die hellen 50-Quadratmeter-Wohnungen sollen mehr Eigenständigkeit ermöglichen.

  Über die Gestaltung  der Innenräume im Haus Elisabeth machen sich (v.l.) Andreas Brechtel, Helene Müller-Speer und Jennifer Amtenbrink Gedanken. Alte Ausstattungsgegenstände wie Jugendstillampen bleiben erhalten.

Über die Gestaltung der Innenräume im Haus Elisabeth machen sich (v.l.) Andreas Brechtel, Helene Müller-Speer und Jennifer Amtenbrink Gedanken. Alte Ausstattungsgegenstände wie Jugendstillampen bleiben erhalten.

Foto: Frank Homann

Noch sind die neuen Leitungen in den Bädern nicht verkleidet, ist die alte Holztreppe der Jugendstilvilla zum Schutz vor Bau­staub und Beschädigungen abgedeckt, fehlt noch die Farbe. Aber im April soll Haus Elisabeth am Mühlenweg bezugsfertig sein. Der Caritasverband Rhein-Sieg als Eigentümerin der Immobilie lässt es derzeit für rund eine Million Euro umbauen. In dem Haus wird dann selbstständiges barrierefreies Wohnen möglich.

Helene Müller-Speer, Bereichsleitung „Lebensräume für Menschen mit Behinderung“ im Caritasverband Rhein-Sieg, sagte bei der Vorstellung des Projektes: „Das Angebot wendet sich an Menschen mit Behinderung, die zu einer selbstbestimmten Wohnform tendieren, aber nur über ein geringes Einkommen verfügen.“

In der Villa entstehen fünf barrierefreie Kleinwohnungen mit je rund 50 Quadratmetern, wobei die Wohnung im Erdgeschoss rollstuhlgerecht umgebaut wird. Außerdem gibt es eine größere Dachgeschosswohnung, die zwar Schrägen hat, aber dafür einen Traumblick zum Drachenfels. Im Erdgeschoss werden zudem ein Caritas-Büro und ein großer Raum für Begegnungen zur Verfügung stehen.

Es gibt schon Interessenten

Bis 2015 hatte die Caritas in dem Gebäude 20 Jahre lang ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung geführt. Aber das neue Wohn- und Teilhabegesetz forderte damals eine umfassende Barrierefreiheit für solche Häuser, sodass die Bewohner in andere Einrichtungen wie das Haus Nazareth in Ittenbach wechseln mussten. „Drei von den Ehemaligen liebäugeln mit einer Wohnung hier im Haus“, so Müller-Speer.

„Die Behinderung kann körperlich, geistig, psychisch oder sinnesbezogen sein, so weit der Grad der Behinderung eine gewisse emotionale Stabilität und Eigenständigkeit im lebenspraktischen und sozialen Handeln zulässt – eine Voraussetzung für selbstständiges Wohnen“, erläuterte die Bereichsleiterin.

Zu wenig preiswerte Wohnungen für diese Zielgruppe

Für diese Zielgruppe biete der aktuelle Wohnungsmarkt im Rhein-Sieg-Kreis kaum Möglichkeiten. „Es sind viel zu wenige Wohnungen auf dem Markt, die Barrierefreiheit für ein kleines Budget bieten.“

Daran scheitere oft der Weg in die Selbstständigkeit der Betroffenen. „Wir möchten einen Beitrag leisten, um diese Lücke zu schließen.“ Und: Dieses Haus liege zentral auf einem bewährten Platz, hier herrsche eine gute Nachbarschaft samt Offenheit im Umgang mit Behinderten.

Bereits während der Wohnheimzeit habe ein guter Austausch mit Vereinen und Angeboten am Ort geherrscht. Auch das habe zu der Entscheidung geführt, Haus Elisabeth fit zu machen für Menschen mit Behinderung.

Das war nicht einfach. „Das Haus wurde mehrfach um- und ausgebaut. Wir haben vor dem Umbau sehr gründliche Untersuchungen durchgeführt“, erläuterte der beauftragte Architekt Andreas Brechtel. „Die größten Herausforderungen waren der Einbau moderner Haustechnik und der Brandschutz.“

Ursprüngliches Farb- und Lichtspiel bald wieder zu sehen

Ohne die Brandmeldeanlage wäre der Erhalt des alten Holztreppenhauses der Villa gar nicht realisierbar gewesen. Auch das ursprüngliche Farb- und Lichtkonzept soll wieder hergestellt werden.

Jennifer Amtenbrink, Projektbeauftragte des Architekturbüros Brechtel, hatte zum Beispiel auch die frühere Farbgebung untersucht – und warme Grüntöne entdeckt. Die Eierleuchten im Jugendstil sollen als Skulptur über alle Etagen im dann grün gestrichenen Treppenhaus hängen.

Die Böden der Räume erhalten Holzoptik, die neuen Bäder werden mit hellen Wandfliesen ausgestattet. Die Frontfassade wird wieder wie einst ausschauen. Ein hässlicher Feuerwehr-Austritt am Erker konnte nämlich entfernt werden.

Bis April gibt es noch eine Menge Arbeit – aber dann wird nach vier Jahren Leerstand im Haus Elisabeth wieder gewohnt. Die Küchen sind eingerichtet. „Den Rest müssen die künftigen Bewohner mitbringen“, so Helene Müller-Speer. Die Wohnungen können allein oder zu zweit bezogen werden. „Interessenten können sich bei uns melden.“

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