Mitgliederversammlung beim VVS Der Forderungskatalog steht

Siebengebirge · Der Vorstand des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge soll mit dem Rhein-Sieg-Kreis über die Abgabe der Trägerschaft für den Naturpark verhandeln.

 Mit Hilfe von Rückepferden werden Teile des Siebengebirges zu Wildnisgebieten umgebaut. Der VVS will den Naturpark voranbringen.

Mit Hilfe von Rückepferden werden Teile des Siebengebirges zu Wildnisgebieten umgebaut. Der VVS will den Naturpark voranbringen.

Foto: Frank Homann

Eine Gegenstimme, vier Enthaltungen und die Zustimmung der großen Mehrheit: Mit diesem Votum der Mitglieder des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) im Rücken, soll der Vorstand über die Abgabe der Trägerschaft an den Rhein-Sieg-Kreis verhandeln.

Kernthema bei der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend im Haus Schlesien war die Neuorganisation des Naturparks Siebengebirge und insbesondere die Frage, unter welchen Voraussetzungen der VVS bereit ist, die Trägerschaft abzugeben. Wie diese aussehen könnten, hatte VVS-Chef Hans-Peter Lindlar zuvor erläutert.

„Der Verschönerungsverein bleibt Herz und Motor des Naturparks und ist historischer Bewahrer des Siebengebirges.“ Unter dieser Maxime wollen Lindlar und der VVS-Vorstand in den kommenden Wochen über die Neuorganisation mit allen Beteiligten verhandeln. „Der VVS engagiert sich seit fast 150 Jahren für den Naturschutz im Siebengebirge und ist Eigentümer von 850 Hektar in dessen Zentrum“, sagte Lindlar. „Daraus lassen sich Ansprüche ableiten.“

Er erinnerte daran, dass der Verein vor 30 Jahren die Trägerschaft über den 1958 gegründeten Naturpark übernommen hatte – und ausschließlich ehrenamtlich arbeitet. Das könne der Verein nicht mehr leisten. „Wir waren mit der Arbeit nicht so zufrieden, wie wir uns das selbst vorgestellt hatten“, sagte Lindlar. „Allein mit ehrenamtlicher Arbeit bringen wir den Naturpark nicht voran. Aus diesem Grund haben wir auch die Neuordnung angestoßen.“

Es geht darum, die Organisation des Naturparks anders aufzustellen und finanzielle Lasten neu zu verteilen. In der vergangenen Woche hatte der Wirtschafts- und Tourismusausschuss des Rhein-Sieg-Kreises als erstes kommunales Gremium einem Eckpunktepapier zugestimmt, das die Übernahme der formalen Trägerschaft durch den Kreis vorsieht. Zudem soll eine Kooperationsvereinbarung mit dem Naturpark Rheinland ausgearbeitet werden, der das operative Geschäft für zunächst fünf Jahre übernehmen soll.

Auf Basis dieses Papiers sollen die Reformverhandlungen zwischen Kreis, VVS sowie allen Kommunen, die im Naturpark Flächen besitzen, fortgesetzt werden. Konkret sind das neben dem Kreis und Bonn die Städte Bad Honnef, Königswinter und Sankt Augustin. Sie sollen künftig an den jährlichen Kosten in Höhe von rund 185.000 Euro – ohne Mietkosten – abhängig von Flächenanteil und Einwohnerzahl beteiligt werden.

Auf den Kreis entfiele mit 33,1 Prozent der höchste Anteil, für Königswinter wären es 14,3 Prozent, für Bad Honnef neun Prozent. Knackpunkt Geld: „Wir haben im Vorstand lange überlegt, wie unsere Rolle in dem neuen Gebilde aussehen soll“, sagte Lindlar. „Eine jährliche finanzielle Beteiligung vergleichbar etwa mit der der Stadt Königswinter kann der VVS nicht tragen.“ Damit spielte der VVS-Chef auch auf die finanzielle Lage des Vereins an, die zuvor Brigitte Kohlhaas im Jahresabschlussbericht den Mitgliedern erläutert hatte. Ihr Fazit: Seit 2011 hat der Verein jährlich rund 40 000 Euro weniger in der Kasse. Eine Folge des teils massiven Sanierungsstaus und außergewöhnlicher „Einmalgeschehen“, Stichwort: Siegfriedfelsen.

Drei Positionen für die künftigen Verhandlungen ergeben sich daraus laut Lindlar: Der VVS will „geborenes Mitglied“ sein und über Stimmrecht in künftigen Entscheidungsgremien des Naturparks verfügen. Eine finanzielle Beteiligung ist nicht vorgesehen, dafür bringe der VVS zum Beispiel die touristische Infrastruktur ein, kümmere sich um Wanderwege, Schutzhütten und Ruhebänke und organisiere das Bildungs- und Veranstaltungsprogramm. Lindlar: „Das ist eine Menge.“

Die Aussicht, künftig nicht mehr Träger des Naturparks zu sein, gefiel bei der Versammlung am Donnerstagabend indes nicht jedem: „Wo steht, dass wir die Trägerschaft einfach zurückgeben können?“, wollte ein Mitglied wissen. „Was passiert mit dem Eigentum des VVS?“, „Müssen wir die Satzung ändern?“ und „Wo wird die neue Geschäftsstelle auf Dauer ihren Sitz haben?“, waren einige der Fragen, die aus dem Plenum an den Vorstand kamen.

„Wir werden den Naturpark nicht wie Sauerbier anbieten“, sagte der ehemalige Landrat und VVS-Vorstandsmitglied Frithjof Kühn. „Wir geben die Trägerschaft nur ab, wenn eine gute, annehmbare Lösung gefunden wird.“ Die soll, wenn alles nach Plan läuft, bei der nächsten Mitgliederversammlung am 2. November auf dem Tisch liegen.

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