Bad Honnef Dem Inselfest droht das Aus

BAD HONNEF · Seit Jahren gehört es zu Rhein in Flammen wie das Feuerwerk und der Schiffskonvoi: das Familienfest auf der Insel Grafenwerth. Eine Neuauflage des Festes am Samstag, 3. Mai, ist aber infrage gestellt.

Zwar gibt es in Bad Honnef potenzielle Ausrichter. Die aber knüpfen ihr Engagement an eine Bedingung: Die Stadt dürfe den Veranstalter in Fragen der Sicherheit und der Haftung nicht, wie in der Vergangenheit offenbar geschehen, alleine lassen.

Nach Königswinter, wo seit Jahren kein Fest zu Rhein in Flammen mehr stattfindet, könnte damit auch auf Grafenwerth die Freiluft-Party zum ansonsten großen Lichterspektakel ausfallen. Die Problematik unterstreicht die vormalige Veranstalterin Marita Weinberg von der Agentur Step, die das Inselfest vom Stadtforum übernommen hatte.

Haftungsfragen waren auch für sie der zentrale Grund, sich nach Jahren vom Inselfest zu verabschieden. Weinberg führt auch die steigende finanzielle Belastung ins Feld: Immer höhere Auflagen und Ausgaben, etwa für Sicherheits- und Sanitätsdienst, seien zu nennen. Hinzu komme das Wetterrisiko beim Open-Air-Fest, für dessen Ausrichter eine Veranstalterhaftpflicht ebenso obligatorisch ist wie die Übernahme aller Kosten von den städtischen Genehmigungsgebühren über das Klettergerüst bis zum Klohäuschen.

"Ich habe Geld draufgelegt", sagt sie. Hauptargument aber: die Haftung. Weinberg nennt ein Beispiel: 2013 habe nördlich der großen Wiese auf Grafenwerth, der eigentlichen Veranstaltungsfläche, im verpachteten Inselcafé eine Privatparty stattgefunden. Kein Problem soweit. Aber: Der Inselfest-Veranstalter sei laut mit der Stadt vereinbartem Sicherheitskonzept zuständig für alles, von Rettungswegen und Aufsicht bis zur Reinigung am Tag danach - und zwar nicht nur für die große Wiese, sondern auch für das Umfeld.

Wenn außerhalb der Veranstaltungsfläche Rettungswege versperrt, Sachbeschädigungen zu beklagen seien oder schlimmstenfalls im Freien Menschen zu Schaden kämen, wäre der Veranstalter des Inselfestes zuständig. Weinberg: "Das war im vergangenen Jahr schon grenzwertig."

Weiteres Beispiel: Das Feuerwerk steuert die Tourismus & Congress GmbH Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler, Dachorganisation von Rhein in Flammen in Bonn und der Region, bei. Für Schäden durch Feuerwerkskörper müsse aber der Inselfest-Veranstalter geradestehen. Sorge bereitet Weinberg auch, dass "der Anteil betrunkener Jugendlicher auf der Veranstaltungsfläche steigt".

Fazit: "Das Risiko ist für einen privaten Veranstalter nicht tragbar." Entsprechend hatte sie früh angekündigt, dass 2013 ihr letztes Inselfest sei. Aufs Tapet kam die Frage der Nachfolge zunächst nicht. Das scheut auch Thomas Bock, Vorsitzender des Kultur- und Verkehrsvereins (KVV). Dem KVV hatte die Stadt die Trägerschaft des Festes angetragen. Das Musikprogramm sollte Helge Kirscht, Veranstalter der Seven Mountains Music Night, beisteuern; die Festorganisation Helga Ebel-Gerlach, die bundesweit Veranstaltungen ausrichtet und seit 14 Jahren in Honnef lebt. Der KVV-Vorstand lehnte die Trägerschaft unter den geltenden Bedingungen aber ab.

Bock: "So ist uns das zu heikel. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass bei einer Großveranstaltung etwas passiert." Er ziehe den Hut vor Veranstaltern wie Weinberg und der Innenstadtgemeinschaft Centrum; letztere hätte er wegen der Event-Erfahrungen gerne mit am Tisch gehabt. Von einem für heute anberaumten Gespräch im Rathaus erhofft er sich aber, dass Lösungen gefunden werden.

Die KVV-Absage ändert die Sachlage vorerst auch für die anderen Beteiligten. Ebel-Gerlach und Kirscht hätten ebenfalls Bedenken bei einem "Alleingang" ohne Stadt. Zwar würde Kirscht seine Kernkompetenz, das Musikprogramm, gerne einbringen. Die Verantwortung für die Gesamtveranstaltung, noch dazu mit der komplexen Haftungsthematik, will er nicht tragen. "Die Sache braucht einen öffentlichen Träger." Zudem werde die Zeit langsam knapp, befürchtet Kirscht.

"Die Veranstaltung selbst würden wir schon wuppen", sagt Ebel-Gerlach. Ein Konzept aus bewährten und neuen Elementen und mit möglichst viel örtlicher Kooperation erlaube eine finanzielle Kalkulation, bei der sogar bei schlechtem Wetter eine schwarze Null herauskomme. Aber auch Ebel-Gerlach sagt: "Das Gesamtrisiko wollen wir nicht tragen. Wir würden für alles verantwortlich gemacht, was auf der Insel passiert. Wir wären nach wie vor bereit, die Veranstaltung zu machen - wenn die Stadt sagt, sie hat den Hut auf." Und wenn das Fest stirbt und "wild" gefeiert wird? Marita Weinberg: "Dann hat das Ordnungsamt ein Problem."

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