Wegfall zahlreicher Wanderwege im Siebengebirge Bürgerverein sieht Aegidienberg benachteiligt

SIEBENGEBIRGE · Der Bürgerverein Aegidienberg wirft der Bezirksregierung in Köln vor, die Wanderwege im Siebengebirge nicht mit einem einheitlichem Maßstab "gelichtet" zu haben. Der neue Wegeplan für das Naturschutzgebiet Siebengebirge ist am 1. März in Kraft getreten.

 Erholungszone Mucher Wiesental: Auch dort entfallen gewohnte Wegeverbindungen.

Erholungszone Mucher Wiesental: Auch dort entfallen gewohnte Wegeverbindungen.

Foto: Frank Homann

Bei der Mitgliederversammlung des Bürgervereins stellte Vorstandsmitglied Gert Bellinghausen jetzt fest, dass im Tal eine Konzentration von Wanderwegen zu erkennen sei. "Das Tal bekommt die Wanderwege, der Berg dafür mehr Wildgehege." Von zwölf Änderungswünschen seien alle bis auf einen abgelehnt worden.

Bellinghausen bedauert besonders, dass nicht nur historisch bedeutende Wege wie der Weg zum Pferdsgalgenkreuz, der Butterweg und der Höveler Steig dem Rotstift zum Opfer gefallen seien, sondern auch Wege, die bisher der Naherholung der Aegidienberger Bevölkerung gedient hätten.

Nur so sei zu verstehen, dass der Wanderweg im nördlichen Logebachtal in einer unübersichtlichen Kurve der L83 nach Ittenbach plötzlich ende. Der Wanderer habe hier drei Möglichkeiten: Entweder er bricht die Wanderung ab. Oder er wählt den Weg in Richtung Ittenbach, was ohne Pferd aber auch nicht möglich sei, da dieser Weg von einem kombinierten Reit- und Wanderweg in einen reinen Reitweg herabgestuft worden sei.

Oder er wählt die etwa 900 Meter lange, für Fußgänger äußerst gefährliche Strecke über die Ittenbacher Straße, um Anschluss an den Wanderweg im südlichen Logebachtal zu bekommen. "Dieser Wegeplan ist daher für Aegidienberg ein schlechter Wanderplan", so Bellinghausen.

Scharf kritisierte Bellinghausen auch die ablehnende Haltung der Bezirksregierung zu dem vom Bürgerverein bereits 2008 gemachten Vorschlag, den damaligen Entwurf zum Wegeplan gemeinsam mit Vertretern der Bezirksregierung zu diskutieren: "Die Bezirksregierung hätte sich viel Zeit, Geld und auch den jetzigen Unmut in der Bevölkerung ersparen können, wenn sie bereits damals den Planentwurf für den Rückbau von Wanderwegen mit uns vor Ort besprochen hätte."

Frank Stabler, Sprecher der Bezirksregierung in Köln, erklärte hingegen gestern, warum zum Beispiel die historischen Wege nicht hätten erhalten werden können: "Der Butterweg kommt an einem Laichbiotop mit schützenswerten Arten an: Ihn zu erhalten war völlig unmöglich." Und der Höveler Steig verlaufe zum Teil durch Privatwald. "Die Eigentümer waren dagegen", so Stabler. Insgesamt seien im Bereich Aegidienberg die Wanderwege von 70 "Laufmetern" pro Hektar auf 45 bis 50 reduziert worden.

Dennoch hat der Bürgerverein die Hoffnung nicht ganz aufgegeben. Er will sich nun an den vom Rhein-Sieg-Kreis eingerichteten Arbeitskreis wenden, der sich mit der Fortschreibung des Wegeplans beschäftigt. Doch diese Hoffnung ist wohl auch vergebens. "Es geht im Arbeitskreis in erster Linie um die Umsetzung der Verordnung, zum Beispiel die Beschilderung. Änderungen am Wegeplan sind unrealistisch", sagte gestern Kreis-Pressesprecher Dirk Kassel.

Bellinghausen befürchtet, dass das neue Naturschutzprojekt des Rhein-Sieg-Kreises "Chance 7" in der Aegidienberger Bevölkerung zurzeit kaum auf Begeisterung stoßen wird, da die Bürger aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen als Folge weiterer Naturschutzmaßnahmen auch immer Einschränkungen in und an ihrem Naherholungsgebiet befürchten müssten. Ein Indiz: Der Rhein-Sieg-Kreis hat nach vier Informationsveranstaltungen in Königswinter die Veranstaltungen in Bad Honnef erst einmal verschoben.

Umstrittene Wege

  • Weg 1: Für Rottbitzer die Verbindung zum Stellweg.
  • Weg 2: Einzige direkte Verbindung der Himberger zum Stellweg.
  • Weg 3: bleibt erhalten.
  • Weg 4: Pfad als Abstecher zum Pferdsgalgenkreuz.
  • Weg 5: Landschaftlich reizvolle Alternative als Fortsetzung des Wanderweges Parkplatz Ellerbruch, Drei Eichen.
  • Weg 6: Wanderweg vom Parkplatz Ellerbruch an der L 144 über die Florianshütte zum Himmerich.
  • Weg 7: "Butterweg", von historischer Bedeutung, über den die Honnefer in Krisenzeiten Lebensmittel aus Aegidienberg holten.
  • Weg 8: Durch eine neue Wegeführung sollte Wanderern erspart werden, an der gefährlichen L 83 entlang zu gehen.
  • Weg 9: Verbindung zwischen der Bushaltestelle Logebachtal und der Kohlstraße.
  • Weg 10: Weg von Hövel und Brüngsberg zur Löwenburg.
  • Weg 11: Neue Verbindung vom Weg 9 zum Parkplatz Logebach.
  • Weg 12: Höveler Steig, von historischer Bedeutung, weil über ihn die Separatisten im Jahr 1922 von Bad Honnef aus Aegidienberg erreichten.
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