Betretungsverbot am Drachenfels Breite Unterstützung für die Winzer

Siebengebirge · Bobbi Pieper ist ein gefragter Mann. Am Mittwoch kam der Fernsehsender RTL zum Interview, der WDR war bereits vor einigen Tagen da. Seit die Bezirksregierung ihm und seinem Kollegen Karl-Heinz Broel am Freitag untersagt hat, wegen der Steinschlaggefahr vom Siegfriedfelsen ihre Mitarbeiter weiter im Weinberg einzusetzen, können die Winzer ohnehin nicht mehr ihrer gewohnten Arbeit nachgehen.

Am Mittwoch saß Pieper in seinem Büro und wartete auf die schriftliche Anordnung der Bezirksregierung. Er wird dagegen juristisch vorgehen, um eine Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts herbeizuführen. Dabei wird es um die Frage gehen, ob das Betretungsverbot verhältnismäßig ist, weil es immerhin um berufliche Existenzen geht.

Nicht nur die Medien interessieren sich für den Fall, sondern auch die Menschen. "Die Solidarität ist sehr groß", sagt Pieper. Auch konkrete Hilfe wird den Winzern angeboten. Das Arbeitsverbot gilt jedoch nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch wenn Privatpersonen oder Vereine die betroffenen Betriebe unterstützen wollten.

"Sobald ich davon Kenntnis habe, würde ich mich strafbar machen", sagt Pieper. Diese Information gab ihm Regierungspräsidentin Gisela Walsken persönlich bei einem Anruf in dieser Woche. "Sie hat versucht, sich zu rechtfertigen", meint Pieper.

Unterstützung hat der Rhein-Sieg-Kreis den Winzern signalisiert. "Für den Fall, dass das obere Drittel des Weinbergs nicht mehr genutzt werden könnte, könnten wir Pieper anbieten, ihm diese Fläche abzukaufen und ein Ersatzgrundstück zu finden", sagt Umweltdezernent Christoph Schwarz.

Es gebe ehemalige Weinbergsflächen, die möglicherweise reaktiviert werden könnten. "Das notwendige Geld wäre durch das Projekt 'Chance 7' vorhanden", so Schwarz. Pieper sieht darin allerdings keine Alternative. "Das Bild, das seit Jahrhunderten für die Region prägend ist, sollte nicht verändert werden", sagt er.

Unterstützung bekommen die Winzer auch von der Kreisbauernschaft und von der Landwirtschaftskammer. "Wenn die Winzer in den nächsten Tagen nicht mehr in den Weinberg gehen dürfen, sieht es für die Ernte schlecht aus", sagte Bernhard Rüb, der Sprecher der Landwirtschaftskammer, nach einem Ortstermin.

Weil bei Pieper 60 bis 70 Prozent und bei Broel ein Drittel der Flächen und zudem auch noch die besten Lagen betroffen seien, sei die Existenz der Betriebe ernsthaft gefährdet. "Mit den Restflächen ist der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich darzustellen", so Rüb.

In einer Klage, die möglicherweise durch zwei Instanzen gehen werde, sieht er auch keine echte Lösung. "Wenn die Winzer Recht bekommen, gibt es vielleicht keinen Weinbau mehr am Drachenfels. Es muss eine Lösung gefunden werden, bevor sich die Sache ökonomisch von selbst gelöst hat." Seine Kammer werde eine betriebswirtschaftliche Analyse erarbeiten, um dies zu belegen.

Am Mittwoch hat sich auch die Honnefer SPD-Fraktion zu Wort gemeldet. "Wer sich über Nacht akut in seiner Existenz bedroht sieht, der kann schon mal überreagieren", kommentierte der Vorsitzende Klaus Munk die Angriffe der Winzer gegenüber Verschönerungsverein und Stadt. Auch die Kritik des CDU-Fraktionsvorsitzenden Sebastian Wolff am unangekündigten Auftreten der Bezirksregierung sei nicht hilfreich, da das Arbeitsschutzgesetz dies vorschreibe.

"Das Einzige, was in dieser Lage wirklich Sinn macht, ist die gemeinsame Anstrengung aller, das akute Problem zu einer sinnvollen und langfristig tragbaren Lösung zu führen. Nicht nur weil es menschlich geboten ist, sondern auch weil es gilt, eine alte Weinanbautradition zu bewahren und einen Anziehungspunkt unserer Region zu erhalten."

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