Schon im vergangenen Jahr hat die Boxtrainerin des Allgemeinen Turnvereins (ATV) Selhof mit Cornelia Nasner vom Verein „Literatur im Siebengebirge“ und Ideengeber Rainer Hombücher Boxer und Poeten zum gemeinsamen Kräftemessen gebeten. „Das war ein richtig toller Abend“, sagt die 54-Jährige. Und deswegen gibt sie am 16. April in Bad Honnef erneut den Ring frei.

Das Ganze fällt ein bisschen üppiger aus als im vergangenen Jahr. 2015 traten Boxer und Poetry Slammer – Literaten, die ihre selbst geschriebenen Texte vortragen – im Saal Kaiser auf. Diesmal muss es der große Kursaal sein. Der Grund: Die Boxabteilung des ATV feiert ihr zehnjähriges Bestehen und möchte nach Technikdemonstrationen beim letzten Mal nun richtige Boxkämpfe austragen.

Dazu jedoch, so schreibt es der Verband vor, braucht es einen Profi-Boxring. Und der hat laut Müller die Größe von 7,10 Meter mal 7,10 Meter. „Das würde den Saal Kaiser sprengen, deswegen weichen wir aus“, sagt die kaufmännische Angestellte, die für den ATV vier Mal in der Woche Hobbysportler und Wettkämpfer aus 33 Nationen trainiert.

Den Profi-Boxring – der Boden besteht aus gefedertem Holz, einer Filzdecke und einer Plane – stellt der befreundete Box-Club Troisdorf 48 zur Verfügung. Damit das Teil nach Bad Honnef gelangt, muss ein Lastwagen gemietet werden. Auch den Transport organisiert die 54-Jährige und weiß: „Mit den richtigen Leuten brauchen wir zwei bis drei Stunden, um den Ring aufzubauen.“ Sogar Henry Maske soll schon darin gekämpft haben.

Die Expertin ist sich sicher: „Seine DNA klebt daran.“ Im April sollen fünf bis sechs Athleten des ATV Selhof darin boxen. Gesetzt ist unter anderem Liridon Klinaku, der bereits über 100 Wettkämpfe bestritten hat. Andere Vereine können ihre Sportler noch als Gegner der Selhofer ins Rennen schicken. Wer hier gewinnt, entscheidet ein Kampfgericht aus drei Juroren.

Anders beim Dichterwettstreit, zu dem die Poeten zwischen den einzelnen Boxkämpfen die Bühne betreten. Das Publikum entscheidet mit seinen Stimmkarten, wer ins Finale kommt und schließlich Dichterkönig oder -königin wird. Gemeldet sind: die Bonnerin Anne Linscheid, die im vergangenen Jahr gewann, sowie Andreas In der Au, Casjen Ohnesorge und Yasmin Hafedh – auch alles keine Unbekannten in der deutsch-österreichischen Poetry-Slam-Szene.

Ganz neu ist die Idee des Box-Slams nicht, dafür aber recht selten. Mit der Wiederauflage des Abends „Athleten und Poeten“ reiht sich Bad Honnef ein in die Liste von Städten wie Berlin, München und Hamburg, wo ähnliche Veranstaltungen ebenfalls für Furore gesorgt haben. Das soll auch, so wünschen es sich die Organisatoren, wieder im Kursaal gelingen.

Deswegen kommt der Show- und Glamour-Faktor dort nicht zu kurz. Als Ehrengäste erwarten ATV und die Literaturfreunde Box-Olympiasieger Torsten May und den Serienschauspieler Sam Eisenstein. Die Musik wiederum kommt von hier, genauer von der Bad Honnefer Rockband „Part of the crowd“.

Und was verbindet jetzt die Dichtkunst mit dem Kampfsport? Erst mal das nahe Liegende: In beiden Fällen ist eine gewisse Schlagfertigkeit hilfreich. Und Cornelia Nasner vom Verein „Literatur im Siebengebirge“ hat noch eine weitere Antwort parat: „Viele Literaten fühlen sich mit dem Boxen verbunden. Deswegen haben wir auch Ernest Hemingway für unser Plakat gewählt“, sagt die 50-Jährige.

Für den Box-Slam am Samstag, 16. April, im Kursaal im Kurhaus Bad Honnef gibt es noch einige Tickets. Ein Sitzplatz kostet 18 Euro, ein Stehplatz zwölf Euro.

Erhältlich sind die Karten unter anderem über www.atv-selhof.de. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr, Einlass ist bereits ab 19 Uhr.