Lesung in der Kapelle Rauschendorf Böse Geschichten aus dem Leben

RAUSCHENDORF · Krimiautor Dirk Breitenbach war zu Gast bei „Literatur in der Kapelle“.

 Einen Einblick in den Polizeialltag gewährte Autor Dirk Breitenbach den Zuhörern in der Donatus-Kapelle in Rauschendorf.

Einen Einblick in den Polizeialltag gewährte Autor Dirk Breitenbach den Zuhörern in der Donatus-Kapelle in Rauschendorf.

Foto: Frank Homann

Ein Blaulichtbalken blinkt vor der Donatus-Kapelle, auf dem Altar eine Polizeiuniform mit Dienstmütze und davor ein Puppenoberkörper in Motorradjacke. Kommissar Frank Heider ermittelte in Rauschendorf. Oder besser: Der Schöpfer dieser literarischen Figur, Dirk Breitenbach, las dort in der Reihe „Literatur in der Kapelle“ des Bürgervereins aus seinem Erstlingswerk „Körperteile“.

Wenn auch Kommissar Heider fiktiv ist, die Geschichten beruhen auf wahren Ereignissen – und bis auf eine spielten sie sich im Bereich der Polizeiwache Rhein-Sieg ab. „Die richtig bösen Geschichten schreibt das Leben“, sagte Breitenbach.

Der 48-Jährige, der mit seiner Familie in Sankt Augustin lebt, schöpft aus eigener Erfahrung, die er in fast 30 Jahren Polizeidienst erlangte. Nach fast zehn Jahren beim Bundesgrenzschutz wechselte der gebürtige Hünfelder zur Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen, wo er nach dem Studium zum Diplom-Verwaltungswirt in verschiedenen Führungsfunktionen bei der Polizei im Rhein-Sieg-Kreis und zwischendurch auch bei der Kripo Köln tätig war. Natürlich hat er die Namen der Orte und Protagonisten verfälscht.

Aber es gelingt ihm, den Lesern den Polizeialltag nahezubringen, ihnen einen „Blick durchs Schlüsselloch“ zu gewähren. „So ein Fall macht ja etwas mit den Opfern, mit den Angehörigen, mit den Zeugen, aber auch mit den Polizisten.“ Und das konnte das Publikum sehr gut nachvollziehen. Breitenbach lässt seinen Frank Heider in der Ich-Form erzählen – emotional berührend, ohne Effekthascherei, spannend, skurril und manchmal witzig. Da werden etwa Leichenteile in blauen Müllsäcken am Rheinufer gefunden – ein Fall, der im Buch immer wieder aufgegriffen wird.

Nahegehend die Episode um einen verunglückten Motorradfahrer. Der Unfall wird von dessen ortsunkundigem Begleiter gemeldet. So beginnt eine fieberhafte Suche nach dem Verletzten. Im zweiten Fall geht es um die halsbrecherische Fahrt in den entlegenen Ort Heckhausen. Eine Frau mit kleinem Sohn wird von ihrem bewaffneten Ex-Mann bedroht. „Oh Gott, jetzt rappelt er schon wieder an der Klinke“, schreit sie ins Telefon.

Eine wilde Autofahrt über viele Kilometer. Die Zuhörer in der Kapelle saßen quasi mit im Polizeiwagen, dessen Tempo von der Furcht, zu spät zu kommen, bestimmt wird und die Insassen die Angst vor einem Unfall verdrängen. Und dann der Einsatz nach einem besonderen Notruf: häusliche Gewalt – aber durch eine Frau. Konkret: Eine „Domina“ hat ihre beiden schmächtigen „Heringsbändiger“, Ehemann und Schwager, im Griff. Die Besucher in der Kapelle hatten ihren Spaß an dieser Geschichte und auch am Schreibstil.

Wer das Buch liest, erfährt, dass Frank Heider von zu Hause aus auf das Siebengebirge blickt. Vielleicht ist bald Neues von ihm zu hören? Autor Dirk Breitenbach sitzt jedenfalls bereits an Krimi Nummer zwei.

„Polizeiwache Rhein-Sieg: Körperteile“, Dirk Breitenbach, Edition Lempertz Königswinter, 208 Seiten, 9,99 Euro.

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