Konstante Nachfrage Bad Honnefer Jugendherberge ist gut ausgelastet

Bad Honnef · Bis zu 34.000 Übernachtungen verzeichnet die Jugendherberge in Bad Honnef pro Jahr. Neben Schlafmöglichkeiten bietet das Haus auch Veranstaltungen wie die Familien-Kocharena.

 Jugendliche des Hansa-Gymnasiums Köln absolvieren ein Seminar in Selhof. Schülergruppen gehören zur Hauptzielgruppe der Jugendherberge.

Jugendliche des Hansa-Gymnasiums Köln absolvieren ein Seminar in Selhof. Schülergruppen gehören zur Hauptzielgruppe der Jugendherberge.

Foto: Frank Homann

Es herrscht Gewusel vor der Tür, Koffer und Taschen stehen zum Abtransport bereit. Ein letzter Blick in Richtung Siebengebirge, und los geht's. Auch drinnen herrscht Betriebsamkeit. Geschirrklappern dringt aus der Küche. In einem der Seminarräume läuft Musik, stoppt abrupt. Gelächter ist zu hören. Zur selben Zeit steckt eine junge Frau den Kopf ins Büro: „Wir bräuchten Papier für's Flipchart.“ Auch ihr kann geholfen werden. „Vor allem bei An- und Abreisen von Gruppen kann es schon mal wuselig zugehen“, sagt Christiane Becker und lacht. Es ist dies halt ein ganz normaler Tag in der Jugendherberge Bad Honnef.

Jugendherberge, das klingt nach Schlafsälen, nach spartanischer Einrichtung. Wer die Jugendherberge in Selhof betritt, wird eines Besseren belehrt. Das helle Foyer, der ebensolche Speisesaal, zehn unterschiedlich große Seminarräume sowie Amphitheater mit Open-Air-Bühne und die 2013 errichtete Grillhütte für bis zu 150 Personen – alles ist freundlich, einladend, komfortabel. Und vom altbackenen Vorurteil einer Herberge, deren Aufenthaltsqualität sich in ein paar Stunden Nachtschlaf nach ausgedehnter Wanderung erschöpft, meilenweit entfernt.

Seit 2000 leiten Christiane und Uwe Becker die Jugendherberge. Vieles ist seitdem passiert. 2004 wurde in großem Umfang modernisiert, vom Jugendherbergswerk kräftig investiert. Weitere Verbesserungen folgten.

Auch Einzel- und Doppelzimmer im Angebot

Heute verfügt die Jugendherberge über 44 Zimmer, darunter 16 Einzel- und Doppelzimmer und mehrere Drei- und Vierbettzimmer sowie Fünf- und Sechsbettzimmer, alle mit Dusche und WC. Zwei Zimmer sind rollstuhlgerecht. „Viele Wanderer wissen nicht, dass wir auch Einzel- und Doppelzimmer anbieten. Dabei haben wir nur noch ein Zehnbettzimmer. Aber das ist besonders begehrt“, sagt Christiane Becker. Warum jetzt das? „Es ist das einzige mit Balkon.“

Die Lounge mit Teeküche, ein Bistro mit Sonnenterrasse oder auch der Discoraum erfreuen sich großer Beliebtheit. Auch örtliche Vereine haben das alles für sich entdeckt. Christiane Becker: „50. Geburtstage sind bei uns besonders beliebt. Und zum Abtanzen geht's nach dem Grillen in die Disco.“

Auch sonst sind es bei weitem nicht mehr nur Schüler auf Klassenfahrt, die in Selhof absteigen – und dann manchmal das „Heimwehkissen“ ran muss. Christiane Becker: „Hier ist halt immer jemand da. Auch wenn es mal eng wird, wenn ein Kind vielleicht das erste Mal von zu Hause weg ist.“

Mehr als nur eine Übernachtung

Die Bandbreite der Besucher reicht von Wanderern, die von hier quasi mit der Nase auf den Rheinsteig fallen, über Familien, die die Kombination aus guter, bezahlbarer Unterkunft mit Verpflegung bis zur Vollpension schätzen, bis zu Seminaristen.

Die Jugendherberge macht auch eigene Angebote mit externen Partnern. Zu nennen wären etwa Klassenfahrten mit pädagogischer Zielsetzung, Programme zur politischen Bildung, aber auch eine Familien-Kocharena, die „Show Academy“ für Mädchen von elf bis 15 Jahre, das männliche Pendant, die „Stunt Academy“, und spezielle Ferienprogramme. „Oft laufen drei bis vier Programme parallel, sind bis zu 15 Referenten im Haus. Viele unserer Gruppen kommen, weil sie einen Inhalt haben, das sind ganz tolle junge Leute. Da mache ich mir um die Zukunft keine Sorgen“, sagt Christiane Becker.

2016 wurde die Jugendherberge zertifiziert als Gasthaus für Chöre, „wir haben viele Stammgruppen aus dem Köln-Bonner Raum“. Eine überschaubare Anfahrtszeit, verbunden mit der Ruhe für ein konzentriertes Probenwochenende, das schätzt man. „Und dann wird hier so viel gesungen, dass man manchmal nicht telefonieren kann. Das ist toll, auch für uns“, sagt Christiane Becker. „Uns“, das steht für die Geschäftsführung und 20 Mitarbeiter.

Nur ein externer Veranstaltungsraum fehlt

Konstant 32.000 bis 34.000 Übernachtungen pro Jahr verzeichnet das Haus, „die Zahlen sind konstant hoch. Wir sind sehr zufrieden“. Viele Gruppen buchen lange im Voraus. Trotzdem, es lohnt immer der Nachfrage, denn auch auf spontane Gäste ist man eingerichtet.

Einzig das stünde auf der Wunschliste: Ein externer, großer Raum, der zugebucht werden kann. Dafür gebe es die Nachfrage, aber in Bad Honnef bislang keine Möglichkeit – und Tagungshäuser wie das KSI, die als Partner in Frage gekommen wären, haben der Stadt bekanntlich den Rücken gekehrt. Nicht so die Jugendherberge. Christiane Becker: „Alle gehen. Aber wir bleiben.“

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