Ein Jahr neue Leitung Ausstellung zum Esel kommt ins Siebengebirgsmuseum

Siebengebirge · Vor rund einem Jahr hat Sigrid Lange die Leitung des Siebengebirgsmuseums in Königswinter übernommen - und neue Perspektiven mitgebracht. Ab April will sie dem ehemaligen Reittier am Drachenfels eine Ausstellung widmen.

Wer Sigrid Lange nach ihren Eindrücken in den vergangenen Monaten fragt, erhält eine spontane Antwort: „Spannend und ziemlich abwechslungsreich“, sagt sie. Am 2. Mai 2018 hat die promovierte Bonner Kunsthistorikerin die Nachfolge von Elmar Scheuren angetreten, der nach 32 Jahren als Leiter des Siebengebirgsmuseums in der Königswinterer Altstadt in den Ruhestand verabschiedet worden war. Seitdem ist die neue Chefin dabei, sich in ganz unterschiedliche Aufgaben einzuarbeiten – und hat bereits viele Ideen für die kommenden Monate entwickelt.

Lange läuft entspannt durch die Museumsräume. Gerade hat sie eine Gruppe Förster begrüßt, die an diesem Vormittag das Haus an der Kellergasse besucht. Nicht ganz zufällig. „Im Wald“ ist der Titel der aktuellen Sonderausstellung, die noch bis Ende März zu sehen ist. „Die Ausstellung vermittelt eine neue Sichtweise“, sagt sie und man merkt: Das Thema macht ihr Spaß. „Üblicherweise ist der Wald in unserer Vorstellung ein romantischer Ort, ein Platz zum Wohlfühlen.“ Nüchtern betrachtet, bliebe von diesem Bild allerdings nicht viel übrig. „Der Wald war über Jahrhunderte vor allem Arbeitsplatz“, weiß die Kunsthistorikerin.

Die Sonderausstellung war eines der ersten Projekte, das Lange als Museumschefin begleitet hat. „Ich hatte das Glück, dass vieles bei meinem Start bereits festgezurrt war.“ Es folgte ein für das Museum guter Sommer – trotz monatelangem Bilderbuchwetter.

Sie zählt auf: das Museumsfest Mitte Juli und einige „Kostproben“ – eine Veranstaltungsreihe, die Vortrag, ein Glas Wein und den Besuch der Ausstellung umfasst – zu Ferdinand Mülhens, zur Flößerei und zur Drachenfelsbahn. „Teilweise kamen so viele Besucher, dass wir im Foyer zusätzlich Stühle aufbauen mussten“, erinnert sie sich. Über konkrete Besucherzahlen mag sich Lange gleichwohl nicht äußern. „Dazu fehlen mir noch die Vergleichsmöglichkeiten“, sagt sie.

Die Bezeichnung „ewiger Geheimtipp“ für das Museum jedenfalls könne sie mittlerweile nicht mehr hören. So werde beispielsweise der erste Samstag im Monat, an dem seit einigen Monaten der Eintritt kostenfrei sei, gut angenommen. „Vor allem in Kombination mit der Familienführung, die wir in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Siebengebirge anbieten“, hat Lange festgestellt.

Zwei Festangestellte, eine Handvoll Honorarkräfte und ein großer Stab ehrenamtlicher Helfer unterstützten sie bei der täglichen Arbeit. Derzeit stehen die Vorbereitungen für die nächste Ausstellung auf der Agenda: Ab Mitte April dreht sich im Museum alles um den Esel. „Ja, auch der Esel, der die Besucher hoch zum Drachenfels gebracht hat“, sagt sie. „Aber mir geht es darum, den Blick auf dessen Kulturgeschichte zu lenken.“

In der Religion etwa sei das Grautier positiv besetzt, dagegen finden sich in Kunst und Literatur viele Beispiele, in denen der Esel nicht gut wegkommt. „Es wird ein vielseitiger Rundumschlag“, verspricht sie. Bis Ende August wird die Ausstellung im Siebengebirgsmuseum zu sehen sein. Und danach? Die Museumschefin überlegt nur kurz. „Etwas zum Thema Reisen“, antwortet sie. „Ich fände es spannend, die verschiedenen Möglichkeiten zu beleuchten, wie sich Menschen vor 200 oder 150 Jahren fortbewegt haben. Aber das sind bislang alles nur Ideen.“

Wenn Lange nicht mit den Ausstellungen befasst ist, widmet sie sich zum Beispiel dem Ausbau des museumspädagogischen Angebots, wie etwa der Konzeption und Ausgestaltung einer Stadtrallye für Jugendliche, die im Frühjahr starten soll. Oder sie vertieft sich in die umfangreiche Technik des Hauses. Oder sie begutachtet die Depotbestände des Museums, die teils im Haus, teils aber auch außerhalb gelagert sind.

Oder sie befeuerte den Steinofen des Museums, in dem alle 14 Tage freitags vor großem Publikum Brote zubereitet werden. „Um einen solchen Ofen auf 300 Grad vorzuheizen, braucht es gut und gerne fünf Stunden“, erzählt sie. Alle sieben Minuten müsse behutsam Holzscheit für Holzscheit nachgelegt werden. „Da ist man dann schon beschäftigt“, sagt Lange. „Und ist natürlich von der Befürchtung geplagt, dass der Ofen nicht heiß genug ist.“ Was er in der Regel dann aber doch ist.

Diesen Job ist sie im Übrigen mittlerweile los. „Ein sehr freundlicher ehrenamtlicher Helfer hat sich angeboten, das Befeuern künftig zu übernehmen“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. „Ich habe dankend angenommen.“

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