Künstler mit markanter Handschrift Ausstellung im Kunstraum Bad Honnef ist Johannes Reinarz gewidmet

BAD HONNEF · Ausstellung im Bad Honnefer Kunstraum ist dem Bad Honnefer Künstler Johannes Reinarz zum 100. Geburtstag gewidmet.

 Neue Perspektiven: Der Kunstraum zeigt eine Auswahl der Werke von Johannes Reinarz, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.

Neue Perspektiven: Der Kunstraum zeigt eine Auswahl der Werke von Johannes Reinarz, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.

Foto: Frank Homann

Er war ein Baum von einem Mann. Johannes Reinarz lebte an der Ecke Linzer Straße/Menzenberger Straße. Und Ratsherr Werner Sünnen kann sich noch gut erinnern, wie der Bildhauer die von ihm gestalteten Grabsteine auf den Alten Friedhof schleppte: „Er hatte sein Atelier neben der Schlosserei meines Opas Josef Vierkotten und war ein Cousin meiner Mutter.“

Zum 100. Geburtstag erinnern nun Reinarz’ Söhne Titus und Tobias sowie Enkel Marcel mit einer Ausstellung im Bad Honnefer Kunstraum an den Künstler, der am 5. März 1920 in Honnef geboren wurde. Bis 1960 lebte er in der Stadt, dann zog er nach Witterschlick. 1986 erfüllte er sich einen Traum und erwarb ein kleines Landhaus in der Provence, wo er im November 2004 starb.

Im Atelier in der Provence entstanden viele beeindruckende Kunstwerke, von denen in Bad Honnef nun eine Auswahl gezeigt wird, berichtete Reinarz’ Schwiegertochter Gisela Reinarz. Bei seinen frühen Werken war die Formgebung noch figurativ und sakral, was auch auf eine ihn religiös tief berührende Romreise als Jugendlicher zurückzuführen ist. „Im Laufe der Jahre wurde sie immer abstrakter und experimenteller“, so Reinarz über den Honnefer, der an den Kölner Werkschulen in der Bildhauerklasse von Professor Wolfgang Wallner studiert hatte. „Nie hat er sich irgendeiner aktuellen Kunstströmung unterworfen, sondern entwickelte eine markante Handschrift, einen sehr eigenen persönlichen Stil. Seine Vielseitigkeit in Material und Technik war und ist bemerkenswert.“

Einfluss der spätgotsichen Bildhauerei

In seiner ersten Phase in den Jahren von 1952 bis 1968 zeigte er sich stark von der spätgotischen Bildhauerei beeinflusst. Reinarz erhielt viele Aufträge von Pfarreien und Klöstern, um Reparaturen von Kriegsschäden vorzunehmen, er schuf biblische Motive als Figuren oder Kapitäle, schon bald auch Werke für die Gestaltung von Kirchenräumen, aber auch Denkmäler, Grabsteine und Plastiken. In seiner zweiten Phase bis zum Jahr 1988 widmete er sich der abstrakten und figürlichen Darstellungskunst mit unterschiedlichen Materialien und vielfältigen Techniken sowie einer engagierten Kulturarbeit für Alfter und Bonn.

Ein besonderes Augenmerk richtete Reinarz in seinem Spätwerk auf ein Stützelement der Architektur – die Balustrade. Gisela Reinarz sagte: „Er machte sie zu seinem Thema. Sie reizten ihn zur Schaffung immer neuer Kreationen.“ Er widmete der Balustrade ein Buch und schrieb: „Die Balustrade verrät ihr Geheimnis jedem, der sich nachempfindend mit ihr einlässt.“

Bereits bei seiner Wallfahrtsreise nach Rom im Jahr 1935 hatte Johannes Reinarz an Treppen und Baudenkmälern rundliche Säulen aus Stein entdeckt, die Brüstungen und Geländer trugen. Diese architektonischen, dekorativen Stützelemente – die Balustraden – beeindruckten ihn damals und auch später im Alter, als er sich, nach einer erfüllten Künstlerkarriere und befreit von existenziellen Sorgen, mit jugendlicher Begeisterung erneut auf sie einließ. Die Balustrade wurde Bestandteil seiner Arbeit.

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