Art Lounge in Ittenbach Aus Treibholz und Schrott werden Kunstwerke

ITTENBACH · Das "Grabmal des unbekannten Metzgers" steht nicht etwas auf einem Friedhof, sondern im Fenster der Ittenbacher Art Lounge. Ein wenig provokant ist nicht nur der Titel der Skulptur, sondern auch das Kunstwerk selbst: Die leicht angerostete Schneide eines alten Fleischerbeils steckt in einem rindenlosen und somit "nackten" Holzstück.

Dieses wiederum "sieht doch ein bisschen so aus wie eine geschlachtete Sau", findet zumindest Heinz Zöller, der die Skulptur geschaffen hat. Zu sehen ist das außergewöhnliche "Grabmal" gemeinsam mit 101 weiteren Kunstwerken von elf Künstlern aus der Region im Rahmen der 23. Ausstellung, die am Samstag in der Galerie von Dave Deighton eröffnet wurde.

Die Holzstücke für seine Skulpturen sammelt Zöller am Rheinufer. Der Fluss, so sagt er, hat jeden Tag etwas Neues zu bieten. Die Fundstücke lässt der Künstler dann auf sich wirken: "Ich schaue mir an, welche Geschichte darin steckt." Besonders von den Sagen und Erzählungen des Altertums lässt er sich gerne inspirieren - viele seiner Kunstwerke tragen die Namen von Gestalten aus der griechischen Mythologie wie Minotaurus, Pan oder Aphrodite.

Die Metallteile, die Zöller für seine Skulpturen benötigt, findet er überwiegend auf dem Schrottplatz - so auch das ausrangierte Dachdeckerblech, aus dem der Torso der Meeresnymphe "Kalypso" geschaffen wurde, die einst Odysseus den Kopf verdreht haben soll.

Auch Burgi Zöller-Rosendahl verwendet für ihre Arbeiten gerne Materialien aus der Natur: Die Herzsteine für das Werk "Broken Heart" zum Beispiel hat sie von einer Urlaubsreise mitgebracht.

Verschnürt mit Kordeln erzählen sie vor grau-schwarzem Hintergrund von Weltschmerz und Liebeskummer und lassen beim Betrachter einen Hauch Wehmut aufkommen. Die Künstlerin hat sich jedoch nicht nur einer Technik verschrieben, sie fotografiert, malt Aquarelle oder arbeitet mit Tusche.

Auf die "Suche nach der Farbe von Rost" oder den "Schatten der Vergangenheit" hat sich Künstler Wolfgang Sahlmann begeben. Gleich mehrere seiner Werke sind bei der Ausstellung in der Art Lounge zu sehen, ebenso wie Aquarelle von Gisela Seggewiss, großformatige Ölgemälde von Irmtraud Poetter, die den Betrachter durch ihre intensive Farbigkeit in ihren Bann ziehen, oder das schimmernde Triptychon "Terra Enduro" von Sebastian Stienen, das hauchfeine Goldpartikel auf faszinierende Art und Weise zum Glänzen bringt.

Es ist die Vielfalt, die die 23. Ausstellung in der Art Lounge wieder zu einem Anziehungspunkt für Kunstinteressierte aus nah und fern macht. Genau seit zwei Jahren gibt es die Galerie an der Königswinterer Straße in Ittenbach nun. "Es war anfangs ein schwieriger Weg, aber nun läuft es super", so Dave Deighton, der sich freute, zur Vernissage auch wieder zahlreiche Künstler persönlich begrüßen zu können.

Zu sehen sind die Werke von Heinz Zöller, Wolfgang Sahlmann, Sebastian Stienen, Burgi Zöller-Rosendahl, Irmtraut Poetter und Gisela Seggewiss sowie von Peter Richard, Marion Schmitz, Merve Bueno Marin, Deetz und Gema Couret Schiefler noch bis zum 3. Mai. Die Art Lounge in Ittenbach hat jeweils donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags von 11 bis 15 Uhr geöffnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort