Tragische Liebesgeschichte Aufführung der Musikschule Schloss Hagerhof in Bad Honnef

BAD HONNEF · Die Premiere des Stücks „Vertrau' in uns – die Geschichte einer großen Liebe“ der Musical- und Musikschule Schloss Hagerhof wurde vom Publikum gefeiert.

 Überzeugend: Die eleganten Kostüme und guten Stimmen.

Überzeugend: Die eleganten Kostüme und guten Stimmen.

Foto: Frank Homann

Welch ein grandioses Finale. Ein junges Paar allein auf der Bühne. Gesang erklingt: „Hab keine Angst. Vertrau' in uns!“ Der Prinz steckt der Frau einen Ring mit der Gravur „In Liebe vereint bis in den Tod“ an den Finger und umfasst sie zu einem Walzer, ehe beide im Schlafgemach die Lichter löschen, niederknien und sich – ein letztes Mal – küssen. „Süß“, flüsterte ein Teenager im Zuschauerraum des Kursaals verzückt. Aber: Erst nachdem der Vorhang fällt, wird das Schicksal von Kronprinz Rudolf und seiner blutjungen Geliebten Mary Baroness Vetsera besiegelt. Denn: Es krachen zwei Schüsse, die Musik setzt zum fulminanten Schlussakkord an. Das Premierenpublikum kreischte und pfiff vor Begeisterung. Gerade hatte es das neue Stück der Musical- und Musikschule Schloss Hagerhof „Vertrau' in uns – die Geschichte einer großen Liebe“ erlebt.

Nachdem die Hagerhofer Edelschmiede, von der Einige ihrer Absolventen heute auf namhaften Bühnen in großen Musicalproduktionen stehen, vor etlichen Jahren das Schicksal von Kaiserin Elisabeth aufgeführt hatte, widmete sich Mariana Ilgauds-Preuten nun dem Sohn, dem habsburgischen Kronprinzen Rudolf. Grundlage des Musicals ist der Roman „Ein letzter Walzer. Wien 1888/89“ von Frederic Morton, der darin die unterdrückte Spannung im Wien dieser Zeit rund um die Tragödie Mayerling einfängt.

Parallelen zur politischen Situation von heute

„Es gibt viele Parallelen zur politischen Situation von heute“, erläutert die Chefin der Musical-Schule die Auswahl des Stückes. In ihrem Mann, Gerhard Preuten, hat sie den kongenialen Partner, der sich auch diesmal um Orchestrierung und musikalisches Arrangement kümmerte und der Vorstellung das i-Tüpfelchen mit seinem Musical-Orchester setzte. Schöne Stimmen, Darsteller in Höchstform und in stilechten Kostümen sowie exzellente Musiker. Dazu ein wie ein Uhrwerk laufendes Helferteam hinter der Bühne. Und im Mittelpunkt Mariana Ilgauds-Preuten als Herz dieser Aufführung, die ihre Schüler zu Höchstleistungen geführt hatte und auch sonst alles im Griff hatte. Hagerhof-Schulleiterin Gudula Meisterjahn-Knebel verteilte unter Dauerapplaus Rosen an alle. Mariana Ilgauds-Preuten und Gerhard Preuten dankten der Geschäfts- und Schulleitung des Hagerhofes, hier ein kleines Musiktheater führen zu dürfen und würdigten den Einsatz der Darsteller, aber auch aller Helfer bei dieser Reise 130 Jahre zurück.

Rudolf fühlt sich wie in einem goldenen Käfig. Während der Hof um Kaiser Franz Joseph an den Traditionen festhält, hat der liberale Kronprinz eine Vision von einem Europa, das mehr als nur Flickwerk verschiedener Nationen sein soll. Die Affäre mit der jungen Baronesse Mary stellt einen Ausbruchsversuch aus Staatsräson und Etikette dar. Die Schüsse auf seinem Jagdschloss Mayerling beenden ihn jäh.

Hofdamen, Huren, Tänzerinnen

Max Wolf schlüpfte in die Rolle des Rudolf, Nadine Müller mimte Kronprinzessin Stephanie, Pauline Lotz stellte bei der Premiere die reizende Baronesse Mary Vetsera dar. Weitere Hauptrollen wurden von David Lenz als Kaiser Franz-Joseph und als Verleger Moriz Szeps sowie Julius Ramlau als Rudolfs Gegenspieler, Graf Taaffe, und als ungarischer Graf Andrassy übernommen. Auch der englische Prinz Edward, Wilhelm II., der französische Politiker Clemenceau, Rudolfs Cousine Gräfin Larisch, seine Tochter, Hofdamen, Huren, Tänzerinnen, Verkäuferinnen und Frauen aus dem Volk standen auf der Bühne, um Rudolfs Geschichte zu „erzählen“.

Schon der Auftakt war dramatisch. Die Eröffnung des neuen Burgtheaters im Glanz des elektrischen Lichts – im Hintergrund das verzweifelte Volk. Ein Arbeitermädchen stürmt auf die Bühne und erschießt sich. Neben der Toten – die erste Begegnung von Rudolf und Mary. Abwechslungsreiche Szenen folgten: das Gespräch mit dem Vater, bei dem es um die aufrührerischen Texte des Journalisten Julius Felix für die Zeitung des Verlegers Moriz Szeps geht, hinter denen Rudolf steckt, ein Ball zu Ehren des deutschen Kaisers, ein Besuch im Salon Apokalypse, wo die jungen Herrscher privaten Vergnügungen nachgehen wollen, die Pläne für ein neues Europa, die Begegnung von Mary und Stephanie in einer Kirche – das Musical bestand eigentlich nur aus Höhepunkten.

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