„Wald der Zukunft“ Bad Honnefer Stadtwald bekommt 26.000 Bäume

Bad Honnef · Bad Honnef und das Regionalforstamt pflanzen den „Wald der Zukunft“: Seit Montag werden im Bad Honnefer Stadtwald insgesamt 26.000 Bäume gepflanzt, um die durch Fällungen entstandenen Kahlflächen aufzuforsten.

 Bürgermeister Otto Neuhoff, Sebastian Scholz und Stephan Schütte (v.l.).

Bürgermeister Otto Neuhoff, Sebastian Scholz und Stephan Schütte (v.l.).

Foto: Frank Homann

Zu Bündeln geschnürt lehnen Tausende junge Bäume an einem Bauzaun, ihre Wurzeln sind mit Sand bedeckt. „Das ist der Wald von morgen“, sagt Stephan Schütte vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft. Seit Montag werden im Bad Honnefer Stadtwald insgesamt 26.000 Bäume gepflanzt, um die durch Fällungen entstandenen Kahlflächen aufzuforsten.

Die Rodungen waren notwendig geworden: Zwei Trockensommer in Folge haben die Bäume geschwächt, und in Konsequenz fügte der extreme Borkenkäferbefall dem Wald extreme Schäden zu. Nach Angaben von Schütte mussten bislang rund 10.000 von den Schädlingen befallene und abgestorbene Fichten im Stadtwald gefällt und abtransportiert werden. Nun wird aufgeforstet. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 60.000 Euro.

Statt des Fichtenwaldes entsteht nun auf der betroffenen Fläche von 14 Hektar ein „klimastabiler Mischwald“. Zur Wiederaufforstung werde die Methode der Trupp-Pflanzung angewandt, erklärt der Leiter des Regionalforstamtes. In einem Abstand von circa 15 Metern wird eine Fläche von sechs mal sechs Metern mit jeweils 25 Eichen und acht Hainbuchen bepflanzt. Daneben werde „mit der Natur gearbeitet“. Heißt: Auf den Flächen zwischen diesen Trupps soll sich der neue Wald ganz natürlich und von selbst entwickeln, dank Samen von Birken, Weiden, Lärchen und Douglasien. Zusätzlich werden vereinzelt Vogelkirschen und Flatterulmen gepflanzt.

Schütte: „Es soll ein Mischwald aus mindestens sechs verschiedenen Baumarten entstehen.“ 20.000 Eichen, 500 Hainbuchen, 500 Vogelkirschen und 500 Flatterulmen werden dazu einzeln und mit einer Schaufel in rund 30 Zentimeter tiefe Löcher gepflanzt. „In 14 Tagen sollen alle im Boden sein“, sagt Schütte mit Blick auf den Zeitplan. Die jungen Bäume sind zwischen 1,20 und 1,50 Meter groß, drei Jahre alt und stammen aus einer Forstbaumschule im Westerwald. „Wir sind froh, dass wir uns die Eichen sichern konnten“, sagt Schütte. Die Nachfrage ist groß: Allein in Nordrhein-Westfalen gebe es Kahlschlag auf einer Fläche von 30.000 Hektar. Dass die Wiederaufforstung schwerpunktmäßig mit Eichen erfolgt, habe einen einfachen Grund: Wissenschaftliche Untersuchungen und Beobachtungen in den vergangenen Trockensommern hätten gezeigt, dass diese Baumart mit Trockenheit und Temperaturen von mehr als 40 Grad gut klarkomme, sagt Schütte und nennt einen weiteren Pluspunkt: „Auf kaum einer Baumart leben so viele Insekten.“ Auch die im Frühjahr blühende Vogelkirsche sei ein Anziehungspunkt für Insekten. Es sei eine „ökologische Variante“.

Mit der Einpflanzung ist es nicht getan. Die Pflege in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ist ebenfalls entscheidend. Die jungen Bäume würden vom natürlichen Wachstum der Weiden oder Birken „in die Zange genommen“. Daher müsse diese Vegetation beispielsweise durch Abknicken der Stiele zurückgedrängt werden. Ein weiteres Problem seien die „Raritätensammler“, wie Schütte die Rehe nennt, denen die Knospen der Jungpflanzen besonders gut schmecken. Jäger würden aus diesem Grund die Tiere intensiv bejagen.

Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff nennt die Aufforstung eine „Verbundleistung“, die neben dem Ziel eines Mischwaldes mit ökologisch und wirtschaftlich wertvollen Baumarten auch noch ein weiteres Anliegen verfolge. „Das Interesse an der Naherholung im eigenen Wald ist stark ausgeprägt“, sagt Neuhoff. „Das Ziel ist, die Funktion der Naherholung wieder herzustellen.“ Trotz der Vermeidung von Monokulturen und der guten Voraussetzungen der Buche: „Es ist alles in allem eine Unsicherheit da“, sagt Carolin Böhm, Fachdienstleiterin Umwelt und Stadtgrün. Weitere längere Trockenheitsphasen wie im vergangenen Jahr könnten in den kommenden Jahren für weitere Probleme sorgen. Dann müsste erneut nachgebessert werden. „Wir sind darauf eingestellt, den Wald weiterzuentwickeln“, so Neuhoff. Neben den Kosten für die Bäume und deren Pflanzung müssten jährlich pro Hektar rund 500 bis 800 Euro für die Pflege eingeplant werden.

Während Trockenheit in der Zukunft ein Problem für die jungen Bäume werden könnte, sind Minustemperaturen in den Wintermonaten unschädlich. „Frost macht den Eichen nichts aus“, sagt Schütte. Einem guten Start steht dem „Wald von morgen“ also nichts im Weg.

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