Peter und Gisela Züll feiern heute Diamanthochzeit Auf dem Tennisplatz lernten sie sich kennen

BAD HONNEF · So langsam wurden Gisela Rennekamp und ihre Freundin ungeduldig. Sie warteten auf einen freien Tennisplatz beim Bonner Tennis- und Hockey-Verein. Schließlich baten die Mädchen zwei Spieler, das Feld zu räumen. Einer von ihnen war Peter Züll. Er schlug den Damen ein gemeinsames Match vor.

 Peter und Gisela Züll sind seit 60 Jahren verheiratet.

Peter und Gisela Züll sind seit 60 Jahren verheiratet.

Foto: Oschmann

Später trafen sich die jungen Leute zufällig am Ausgang der Anlage wieder. Und Gisela und Peter verabredeten sich auf dem Heimweg für ein nächstes Tennisspiel. Fünf Jahre nach diesem schicksalhaften Aufschlag auf dem "Centre Court" heirateten sie - am 9. Juli 1955. Heute feiert das Paar seine Diamanthochzeit.

Gisela (82) war vor den Bomben aus ihrer Heimatstadt Köln nach Bonn geflüchtet, Peter Züll (81) "ne Endeniche Jong". 1954 begann er sein Studium zum Bauingenieur an der Technischen Hochschule Fridericiana in Karlsruhe. Seine Verlobte gab ihre Tätigkeit als Sekretärin beim Deutschen Bundestag auf, um mit an seinen Studienort zu wechseln, wo sie in einer Wohnungsbaugesellschaft der Deutschen Bundesbahn arbeitete. Noch im Jahr 1955 kam ihr Sohn zur Welt. Dennoch arbeitete die junge Frau weiter. "Mit einer 48-Stunden-Woche und Samstagsarbeit meisterte sie die Doppelbelastung von Beruf und Haushalt mit Bravour", erinnert sich der Jubilar.

Er übernahm neben dem Studium noch verschiedene Aushilfsjobs und war schließlich als wissenschaftliche Hilfskraft an einem Lehrstuhl tätig, bis er dort nach seinem Diplom 1960 als Assistent seine erste Vollstelle antrat.

Zwei Jahre später wurde Züll Hilfsreferent im Bundesverkehrsministerium, wo er im Jahr 1998 sein aktives Berufsleben als Leiter des Gebietsreferates für Bundesfernstraßen in Norddeutschland beendete. In mehreren wissenschaftlichen Vereinen ist Peter Züll noch heute Mitglied. Seine Frau hatte 1961 ihren Beruf wegen ihrer Aufgaben in der Familie und gesundheitlicher Belastungen aufgegeben.

Die Familie zog 1963 wieder nach Bonn. 1978 erwarben die Diamanthochzeiter ein Häuschen "op Sellef". Bis heute fühlen sie sich in Bad Honnef wohl, wo sie sich auch in Vereinen engagierten, etwa im Vorstand des Bürgervereins Selhof.

Zwar verdanken die Jubilare ihr Kennenlernen dem Tennis. Aber zeitliche Gründe verhinderten später gemeinsame sportliche Aktivitäten. Allerdings engagierte sich Peter Züll noch mehr als

30 Jahre im Vorstand des Bonner Rudervereins, in dessen Jugendriege er mit 14 Jahren eingetreten war. 1951 wurde er mit dessen Achter Deutscher Vizemeister bei den Schülern. Auch nach der Rückkehr nach Bonn konnte er nicht kontinuierlich Sport treiben, aber er nahm an einzelnen Wanderfahrten des Vereins teil. So feierte Züll seinen 40. Geburtstag auf den Masurischen Seen, im Land seiner Ururgroßeltern mütterlicherseits. "Ein unvergessliches Erlebnis."

Auf ihre gemeinsamen Spaziergänge durch das Siebengebirge müssen die Eheleute seit Gisela Zülls schwerem Sturz vor fünf Jahren leider verzichten. Seither ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen und wird im Marienhof betreut. Glücklicherweise kann sie früheren Hobbys wie Bastel-, Kunst- und Handarbeiten sowie Lesen und Rätselraten weiter nachgehen. Aber sie vermisst ihren Garten und den weiten Blick über das Rheintal bis hin zum Dom ihrer Heimatstadt von den Siebengebirgsbergen aus. Für ihre gemeinsamen Erlebnisse sind Gisela und Peter Züll dankbar. Ihr Rezept für 60 Ehejahre: "Die Sonne geht nicht unter über einem Streit!"

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