Annas Mutter: "Für mich ist das Verfahren eine richtige Quälerei"

Bad Honnef/Bonn · Die leibliche Mutter des zu Tode gekommenen Mädchens musste im Prozess gegen die Pflegeeltern der getöteten Neunjährigen erneut im Zeugenstand aussagen.

Annas Mutter: "Für mich ist das Verfahren eine richtige Quälerei"
Foto: dpa (Symbolbild)

Zum zweiten Mal musste die leibliche Mutter der im vergangenen Jahr in der Obhut ihrer Pflegeeltern zu Tode gekommenen Anna aus Bad Honnef am Montag als Zeugin vor der Schwurgerichtskammer erscheinen. Und die 45-Jährige fand deutliche Worte dafür, dass sie am zehnten Verhandlungstag erneut den Angeklagten, die ihre Tochter misshandelt und getötet haben sollen, gegenübertreten musste.

"Für mich ist das ganze Verfahren eine richtige Quälerei. Man stochert immer weiter und findet kein Ende. Wir wollen nichts verdrängen und vergessen, aber wir müssen wieder in ein geregeltes Leben finden." Mit "wir" dürfte Annas Mutter sich und ihren Sohn, den großen Bruder Annas, gemeint haben, mit dem sie zusammen in einer Wohnung lebt.

Wie schon im ersten, geplatzten Prozess, schilderte die leibliche Mutter in ruhiger und sachlicher Weise, wie es dazu kam, dass Anna in diese Pflegefamilie untergebracht wurde. Ende 2006 hatte die gelernte Altenpflegerin eine sechswöchige Alkoholentziehungskur antreten müssen, Anna kam zur Teilzeitpflege in die Honnefer Familie.

Ab Juli 2008 - nach einem Jahr im Kinderheim - war Anna dann in Vollzeit bei der Pflegefamilie untergebracht. In dieser Zeit habe sie Anna nur drei Mal persönlich gesehen. Dann sei der "Kontakt zu Anna eingeschlafen - worden", so die 45-Jährige.

Auch wenn sie einräumte, selbst Fehler gemacht zu haben, sei der Abbruch der Besuche von der Pflegemutter vorangetrieben worden. Laut der Zeugin hatte Anna ihr unter anderem Briefe geschrieben, die "vorgeschrieben wirkten". Ihr gegenüber hätten die Pflegeeltern behauptet: "Wir versuchen mit viel Liebe und Geduld, Anna auf den richtigen Weg zu bringen."

Von Bestrafungen habe sie nie etwas mitbekommen. Selbst beim letzten Hilfeplangespräch im Jugendamt drei Wochen vor Annas Tod habe sie zum wiederholten Male gefragt, ob die Pflegefamilie Anna noch tragen könne. Das habe die Pflegemutter bejaht.

Der angeklagte Pflegevater entschuldigte sich am Montag erneut bei Annas Mutter. "Ich kann nur um Verzeihung bitten. Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich es tun", so der 52-Jährige. Im Gegensatz zum ersten Prozess kam der Pflegemutter keine Entschuldigung über die Lippen - sie schwieg.

Als Zeugin wurde auch eine Erzieherin aus dem Kindergarten gehört, in den Anna gegangen war. Die 47-Jährige hatte sich aufgrund der Berichterstattung nach Annas Tod bei der Polizei gemeldet, da von einer Wasserphobie die Rede war. In der Erinnerung der Kindergärtnerin war Anna allerdings gar nicht wasserscheu: "Sie war eine kleine Wasserratte." Wenn im Sommer ein Planschbecken aufgebaut war, habe man das Mädchen "mit blauen Lippen rausfischen" müssen, da sie nie heraus gewollt habe.

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