Politik billigt Entwürfe Am Jahresende beginnt die Gestaltung von Grafenwerth

Bad Honnef · Unter dem Arbeitstitel "Grünes Juwel in neuem Glanz" will die Stadt Bad Honnef die Rheininsel verschönern. Der Fachausschuss hat die Pläne dafür jetzt abgesegnet. Zum Baugebiet am Floßweg jedoch sind die Politiker uneins.

Schwitzen für die Stadtentwicklung: Den hochsommerlichen Temperaturen zum Trotz arbeiteten sich die Mitglieder des städtischen Planungsausschusses und die Experten aus der Stadtverwaltung am Donnerstag bis spät abends durch eine dicke Sitzungsvorlage mit wichtigen Themen.

Nicht immer ging es einmütig zu – so zu der Frage, ob und wie ein Bebauungsplanverfahren für das Gebiet zwischen Floßweg und B 42 fortgeführt wird. Die Mehrheit stimmte für eine weitere Prüfung des Areals. Weitgehende Einigkeit bestand darin, dass die Insel Grafenwerth ab Jahresende eine Frischzellenkur bekommt.

Insel Grafenwerth: Wie berichtet, hatte sich die Stadt unter dem Titel „Grünes Juwel in neuem Glanz“ um Fördermittel für die Gestaltung der Insel beworben und den Zuschlag für rund zwei Millionen Euro bekommen. Samt Eigenanteil der Stadt werden rund 3,3 Millionen Euro investiert, wovon rund 2,8 Millionen Euro für die eigentliche Umgestaltung und Ausstattung von Nordspitze, Promenade und Insel-Entree ausgegeben werden.

Landschaftsarchitekt Clas Scheele vom Büro RMP Lenzen sagte, dies solle „das Juwel Insel wieder zum Glänzen bringen, natürlich im Einklang mit dem Naturschutz“. An der Nordspitze sind ein Rundweg und „Inseln auf der Insel“ geplant, zum Spielen und Ausruhen. An der Wegkreuzung unterhalb des Freibades und der schmaleren Promenade – ein Teil des Asphaltweges wird entsiegelt – ist eine Sitzstufenanlage geplant.

Scheele: „Wir sind uns bewusst, wir werden da auch Gegenwind im Naturschutzbeirat bekommen.“ Grund: Die Stufen sollen in Richtung Ufer reichen, das FFH-Gebiet ist. Aber, so Scheele: „Da wird niemand die Füße im Wasser baumeln lassen. Dies ist für uns ein wichtiges Scharnier, auch für die Besucherlenkung.“ Diese sei nötig, um die Südspitze komplett dem Naturschutz zu überlassen.

Rund 250 Abstellplätze für Fahrräder

Die Fraktionen begrüßten durchweg das Konzept, hatten aber auch Kritik. So ging es etwa um die Lage der Fahrradstellplätze – auch für E-Bikes, die man besonders gerne im Blick habe, so Gabi Clooth-Hoffmeister (Grüne) – und die Frage, ob die Promenade mit nur noch 3,50 Meter Breite ausreiche für das Nebeneinander von Fußgängern, Radfahrern, Kinderwagen und Rollatoren.

Laut Scheele werden 253 Abstellplätze für Räder da sein – so viele wie heute. Allerdings sei deren Lage zumindest am Inselcafé so gewählt, dass der Blick zum Rhein frei bleibe. Zur Promenadenbreite sagte Scheele, nicht zuletzt durch „Ausweitungen zum Rhein mit Aufenthalts- und Bewegungsräumen“ sei genug Platz für alle Nutzer. Und 3,50 Meter entsprächen immerhin einer Fahrspur auf der Autobahn.

Kritisch angemerkt wurde, dass die holprige Pappelallee zum Freibad nicht erneuert werde. Laut Verwaltung ist ein eigener Bauabschnitt geplant – aber nicht jetzt. Die Straße sei in Ordnung, so Carolin Böhm; die Pappeln würden als Teil des Baumkatasters regelmäßig überprüft.

Auf die Frage nach den Folgekosten für die Stadt sagte Scheele, sie seien in der Tat höher als bei der aktuellen Ausgestaltung; rund 50 Cent mehr pro Quadratmeter und Jahr fielen an. Der Ausschuss billigte gleichwohl den Entwurf. Im Herbst wird ausgeschrieben, Ende des Jahres sollen die Arbeiten losgehen.

Floßweg: Als echter Knackpunkt entpuppte sich die Frage, unter welchen Bedingungen das Verfahren für ein Baugebiet „Floßweg/Am Weiher“ weiterverfolgt werden soll. Zur Erinnerung: Bereits seit den 70er Jahren gibt es dort einen B-Plan; eine Bodenordnung der zerklüfteten Grundstücke wurde aber nie gemacht, das Verfahren ruhte.

1983 wurde ein neuer Anlauf unternommen, wieder ergebnislos. 2008 wurden Planer mit einem städtebaulichen Entwurf beauftragt, und der Ausschuss präferierte eine Variante mit 59 Häusern. Der Protest war groß: Gegen das Projekt gingen 353 Eingaben von Bürgern ein.

Sie kritisierten allem voran die Erschließung über den Floßweg, für den es mittlerweile (seit 2015) eine Ausbauvorplanung auf dem Papier gibt. Mehrere Gutachten wurden gemacht, auch zum Lärmschutz. Problem ist nun laut Verwaltung: Eine Lärmschutzwand herkömmlicher Art sei nicht möglich, Lärmschutz aber zwingend notwendig.

Der Gutachter habe angeregt, Alternativen wie einen Wall oder eine „Schallschutzbebauung“ zu prüfen. Die Verwaltung schlug vor, den B-Plan unter dieser Vorgabe weiterzuverfolgen – nicht zur Freude aller im Raum.

Am Lärmschutz scheiden sich die Geister

Burkhard Hoffmeister (Grüne) erteilte dem Vorhaben eine Absage. Es gebe Flächen in der Stadt, die besser als Bauland geeignet seien, etwa in Selhof-Süd angelehnt an den Kreisel. Das hatten die Grünen in der Vergangenheit immer kategorisch ausgeschlossen.

Katja Kramer-Dißmann (Bürgerblock) fehlte hier die Verhältnismäßigkeit. Zudem dauere eine Realisierung mit Umlegung & Co. ähnlich lange wie in Selhof-Süd. Gabi Clooth-Hoffmeister (Grüne) sagte, eine Schallschutzbebauung als „geschlossenen Riegel“ sei der „casus knacksus“. Martina Ihrig (FDP) hingegen plädierte dafür, weiter zu prüfen, „sonst kommen wir ja nie auf einen grünen Zweig“.

Fabiano Pinto, Geschäftsbereichsleiter Städtebau: „Natürlich könnte man das Ganze auch beenden, wenn Sie es wollen. Ich aber behaupte: Man wird da irgendwo bauen können, nur wo und wie ist völlig offen.“

Zur Frage, wie es sich mit dem Lärmschutz für den Rosenweg verhalte, der ja mit in die Planung sollte, sagte Pinto: Der sei Teil eines Lärmsanierungsantrags beim Landesbetrieb Straßenbau NRW. Aber auch da ist ein langer Atem nötig: Der Antrag wurde im November 2015 gestellt.

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