Naturschutzprojekt "Chance 7" Alte Bodendenkmäler im Siebengebirge sollen geschützt werden

BAD HONNEF · Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) möchte alte Bodendenkmäler im Siebengebirge davor bewahren, beeinträchtigt zu werden. Darum beteiligt er sich am Naturschutzprojekt "Chance 7".

 Ortstermin am Weingut Menzenberg: Der Abgleich mit alten Karten ermöglichte es, bislang unbekannte Bodendenkmäler zu identifizieren.

Ortstermin am Weingut Menzenberg: Der Abgleich mit alten Karten ermöglichte es, bislang unbekannte Bodendenkmäler zu identifizieren.

Wer offenen Auges das Siebengebirge erwandert, der mag sich schon einmal gewundert haben über scheinbar wahllose Steinhaufen im Wald. Vom Himmel gefallen sind die natürlich nicht. Es sind Relikte einstiger Nutzung durch den Menschen. Und sie sind es wert, erhalten zu werden, so Christine Wohlfarth.

Die Archäologin beim Landschaftsverband Rheinland (LVR), Amt für Bodendenkmalpflege, stellte im Weingut Menzenberg ein Projekt vor, das genau das zum Ziel hat: Auch bisher unbekannte Überreste von historischen Hof- oder Wehranlagen, Weinbergsmauern und mehr wurden kartiert, teils schon als Denkmäler eingetragen. Und sie sollen langfristig geschützt werden.

Das Projekt trägt den Bandwurm-Titel "Modellhafte Entwicklung eines Konzeptes zur Wahrung der Belange des Kulturgüterschutzes im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes in der Kulturlandschaft/chance.natur: Natur- und Kulturlandschaft zwischen Siebengebirge und Sieg".

Kurz gefasst geht es um das Neben- und Miteinander von Schutzanliegen: um Archäologie, vertreten durch das Projekt des LVR, und Naturschutz, vertreten durch das Projekt "Chance 7". An selbiges wurde das LVR-Projekt angedockt, um neben typischen Bestandteilen der Kulturlandschaft wie Weinbergsbrachen eben auch die steinernen Zeugen dieser menschlichen Nutzung zu sichern.

Entstanden war die Idee zur Kooperation im Gespräch mit Georg Persch, Projektleiter Chance 7 beim Rhein-Sieg-Kreis. Bei Chance 7 können wie berichtet Umbestockung von Nadel- in Laubholzflächen, Gestaltung von Streuobstwiesen oder Weinbergsbrachen als Lebensräume von Tieren und Pflanzen und typische Zonen der Kulturlandschaft öffentlich gefördert werden. Voraussetzung ist Freiwilligkeit der Besitzer.

Was aber geschieht mit archäologischen Denkmälern? Schließlich sind nicht nur "prominente Denkmäler" wie am Petersberg, der Löwenburg oder Kloster Heisterbach gefährdet durch Klima, Bewuchs & Co., sondern auch bisher Unbekanntes. Aber was ins Naturschutzprojekt integriert und erhalten werden soll, muss erst erforscht werden.

Da gibt es einiges: Waren vor Projektstart im Januar 2012 im Projektgebiet - den 14.000 Chance 7-Hektar in Bad Honnef, Königswinter, Sankt Augustin, Hennef, Eitorf und Windeck - 22 Bodendenkmäler eingetragen, so sind es nun 36. Mehr als 100 Fundstellen wurden eruiert und untersucht. Dabei kamen moderne Erkundungsmethoden zum Einsatz.

So gaben die Auswertung eines digitalen Geländereliefs (Laserscan) und Luftbildkarten Hinweise. Literatur, Archivalien wie alte Karten, so eine Übersicht der Jesuitenbesitzungen in Honnef, ergänzten die Kenntnisse. Dann hieß es: Raus in die Natur. An Ort und Stelle wurden die Fundstellen untersucht und dokumentiert.

Am Beispiel der früheren Weingüter am Menzenberg verdeutlichte Wohlfarth das Projekt, das mit 120.000 Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert ist. So fanden die Experten die Reste von fünf ehemaligen Gütern am Menzenberg, die zerstört sind.

Anhand einer Karte von 1739, die auch mit dem heutigen Geländeprofil verglichen wurde, zeigte sich: Darunter sind frühere Güter der Jesuiten und andere Höfe. "Diese Gebäude wurden erstmals identifiziert", so Wohlfarth.

Für den Erhalt der Kulturgüter wurden auch Umsetzungsempfehlungen erarbeitet. Die Interessen der Land- und Forstwirte seien zu wahren, so der LVR. Eine Wanderausstellung ist in Vorbereitung. Zudem steht eine "touristische Inwertstellung" der Bodendenkmäler auf der Wunschliste. Führungen und weitere Veranstaltungen sind denkbar.

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