Archiv der Bad Honnef AG Als die Gasanstalt entstand

Bad Honnef · Jan Bostelaar hat für die Bad Honnef AG ein Archiv aufgebaut, das über 125 Jahre Stadtgeschichte dokumentiert.

 Archivarbeit ist sein Steckenpferd: Jan Bostelaar.

Archivarbeit ist sein Steckenpferd: Jan Bostelaar.

Foto: Frank Homann

Unternehmensgeschichte sei Wirtschafts- und Stadtgeschichte zugleich, sagt Jan Bostelaar. Und: „Ich finde es schade, dass gerade Unternehmen so viele Unterlagen wegwerfen.“ Der städtische Energieversorger Bad Honnef AG (BHAG) ist einen anderen Weg gegangen. Im Auftrag der Aktiengesellschaft hat sich Historiker Bostelaar all jener Unterlagen angenommen, die bislang ein unbeachtetes Dasein in Kellern oder auf Dachböden fristeten.

Herausgekommen ist ein Archiv, das sehr viel aussagt über die mehr als 125 Jahre Geschichte der Firma und ihrer Vorläufer, über die im Unternehmen arbeitenden Menschen und die Entwicklung der Stadt.

„Da steckt jede Menge Identität drin“, sagt Bostelaar über die Dokumentensammlung mit moderner EDV-Unterstützung. Mit gezieltem Griff holt er einen der grauen Kartons aus dem Regal. Darin: Fotos von Betriebsfeiern und Ausflügen der Belegschaft. „Das sind die einzigen Archivalien, die nicht digitalisiert sind. Inhaltlich erfasst und beschrieben sind jedoch auch sie“, so Bostelaar – ein Stück Sozialgeschichte und nicht zuletzt ein Beleg dafür, „wie familiär es da zugegangen ist“.

Viele hundert Stunden hat sich der Historiker, der in Bonn studiert und seit Oktober seinen Master in der Tasche hat, intensiv mit den Archivalien beschäftigt. Jede einzelne hat er gesichtet und nach dem Bär'schen Prinzip – ein Verfahren nach dem Danziger Archivdirektor Max Bär, das in den meisten Archiven angewandt wird – erfasst.

Mit einem Praktikum zur Profession

Damit sind alle Aufzeichnungen fein säuberlich nach Themen geordnet und die Dokumente und Pläne PC-gestützt auf Dauer zugänglich gemacht. Im Schnitt eineinhalb Stunden beschäftigte er sich mit jeder Akte. Archivarbeit ist sein Steckenpferd von Jugend an und mittlerweile auch sein Beruf: Bereits als Schüler baute Bostelaar ein Familienarchiv auf. Spätestens mit einem Praktikum im Bonner Stadtarchiv war klar: Archivalien sollten seine Profession werden. In Kürze tritt er seine erste feste Stelle an – und natürlich geht es um Archive.

Für den Historiker unverständlich: Geschichte werde oft stiefmütterlich behandelt, auch auf kommunaler Ebene, hat er festgestellt. Daher sei er auch auf die Stadt Bad Honnef zugegangen, sagt er. Der lapidare Hinweis aber hätte gelautet: Dafür ist kein Geld da.

In der Stadt hat er dennoch schon Spuren hinterlassen: In Rhöndorf nahm er sich vormals des Archivs des Bürger- und Ortsvereins an; im Gutenberghaus archivierte er und baute dort auch eine Ausstellung über die Unternehmensgeschichte der BHAG mit auf. Jetzt beschäftigte ihn das Unternehmen erneut.

Trockene Akten? Fehlanzeige. Die Unterlagen, darunter Protokolle von Aufsichtsratssitzungen und Hauptversammlungen aus vielen Jahrzehnten sowie Aufzeichnungen und Pläne über den Ausbau der Energieversorgung, berichten darüber, wie sich die Stadt mit dem Ausbau der Energieversorgung vom einstigen Sitz der Sommerfrischler zu einem Gemeinwesen mit rund 25.000 Einwohnern entwickelt hat.

Großes Interesse der BHAG-Mitarbeiter

Auf rund 50 Regalmetern lagern nun die Originale in Kartons, jeder einzelne versehen mit einer Kennnummer, die Aufschluss gibt über den Inhalt. Was Bostelaar bei seiner Arbeit besonders gefreut hat: Die BHAG-Mitarbeiter hätten seine Arbeit vom ersten Konzept bis zur Umsetzung mit großem Interesse verfolgt.

Das älteste Dokument, das jetzt für die Nachwelt erhalten bleibt, stammt übrigens aus dem Jahr 1889, jenem Jahr, in dem das erste Wasserwerk ans Netz ging: die Keimzelle der heutigen BHAG.

Ein weiteres von vielen Dokumenten mit Seltenheitswert ist etwa ein Plan für den Bau der neuen Gasanstalt aus dem Jahr 1901. „Jetzt kann man auf alles jederzeit zugreifen. Das ist wie eine Zeitmaschine“, schwärmt Bostelaar. Und ein unternehmerisches Beispiel, das Schule machen sollte, meint der Historiker.

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