Kunstraum in Bad Honnef Alanus-Studentinnen eröffnen neue Perspektiven

BAD HONNEF · Wird etwa der Kunstraum renoviert? Auf den ersten Blick sieht es so aus. Aber die Abdeckfolie diente Julia Quentel als Material für ihr Kunstwerk.

 Genau hinschauen müssen diese beiden Besucherinnen der Ausstellung im Kunstraum: Im Holzkästchen sind digital aufgezeichnete Texte von zwölf Honnefern zu sehen.

Genau hinschauen müssen diese beiden Besucherinnen der Ausstellung im Kunstraum: Im Holzkästchen sind digital aufgezeichnete Texte von zwölf Honnefern zu sehen.

Foto: Homann

Mit Miriam Nolte aus Mainz und Lena Skrabs aus Hamburg bestreitet die Französin aus Pontivy die fünfte Ausstellung der Reihe "Von dort nach hier" speziell für Studenten der Alanus Hochschule, für die der Verein zur Förderung von Kunst und Kultur seinen Raum seit fünf Jahren regelmäßig zur Verfügung stellt. Zwei Wochen hatte Julia Quentel mit der Folie experimentiert.

"Die Folie hat ein neues Thema, eine neue Aufgabe. Sie schafft ein Innen und Außen", sagte Kuratorin Susanne Krell bei der Einführung in die Werke. Entstanden ist eine Art großes Zelt. Geräusche wie das Trommeln von Regentropfen kommen über eine Soundinstallation. "Julia Quentel hat einen Raum im Raum geschaffen, keinen Raum aus geraden Wänden, sondern einen eigenen Raum auf der Suche nach sich selbst", meinte Krell, "einen Rückzugsraum, der den Blick in den Himmel offen lässt."

An der Südseite des Kunstraums indes sind die Gesichter von zwölf Honnefern zu sehen. Miriam Nolte sprach mit ihnen über Kunst und Stadtentwicklung. Sie bearbeitete die Porträtfotos digital, druckte sie auf Transparentfolie und fügte sie in die Fenster des Kunstraums ein. "Der Blick der Menschen geht in den Kunstraum, aber kommen die Menschen auch zur Kunst?", fragte Krell.

Nolte nannte ihre Installation "Ehrenbürger". Ihre Probanden schrieben kleine Texte, die Nolte digital aufzeichnete - zu sehen in einem Holzkästchen. Krell: "Miriam Nolte interessiert das Partizipative in der Kunst, sie arbeitet mit den Menschen vor Ort." Lena Skrabs hatte 8000 kleine Teile wie Konfetti auf einem Tisch ausgebreitet.

Durch die Lupe waren sie als einzeln ausgestanzte Teile von Blättern zu identifizieren. Ein Bild mit dem Motiv einer Tagebau-Landschaft mit Kraftwerk nannte die Studentin "10.000 px". Aber es besteht nicht etwa aus digitalen Bildpunkten, sondern aus 10.000 feinen Kreuzstichen. Krell: "Was ist der Mehrwert? Was ist menschliche Arbeit wert? Und erwarten wir von einer Stickerei nicht eigentlich ein romantisches Bild?"

Wie von den sieben alten Porzellantellern an einer Kunstraum- Wand. Krell: "Wenn wir die Sprüche lesen, vergeht uns die Romantik." Denn Lena Skrabs hatte heutige Werbebotschaften korrespondierend zu den sieben Todsünden aufgedruckt. Ein Beispiel: "Völlerei - All you can eat."

Die Ausstellung "Von dort nach hier V" im Kunstraum, Rathausplatz 1, ist bis zum 18. Mai zu sehen, jeweils donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr.

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