Jugendhilfeausschuss Acht Jungen und Mädchen wurden 2011 in Obhut genommen

BAD HONNEF · Der Fall Anna wirkt nach, auch gut 21 Monate nach dem Tod der Neunjährigen in ihrer Honnefer Pflegefamilie. So geht es im Jugendhilfeausschuss immer wieder auch um das Verfahren bei der Rufbereitschaft und der Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen.

Letzteres musste nach dem Ausscheiden von Bereitschaftspflegeeltern teils neu geregelt werden. Darüber und über die Bereitschaftseinsätze 2011 informiert die Verwaltung in der Sitzung nächste Woche.

Rufbereitschaft: Vom Grundsatz her gibt es das Bereitschafts-System im Rhein-Sieg-Kreis schon seit 1986, lange bevor viele Kommunen eigene Jugendämter gründeten. Nach der Trennung vom Kreis-Jugendamt schlossen sich etwa Bornheim, Rheinbach, Meckenheim, Königswinter und Bad Honnef dem System an, das auf der Vernetzung der städtischen Rathaus-Bereitschaften, der Polizei und der Rettungsleitstelle des Kreises basiert.

Erster Ansprechpartner, auf den nachts auch eine Bandansage im Rathaus verweist, ist immer die Polizei über die Notrufnummer 110. Der Fall Anna hatte in Honnef die Debatte um eine eigene 24-Stunden-Bereitschaft im Jugendamt ausgelöst. Schließlich entschied der Ausschuss, am bisherigen System festzuhalten - vor dem Hintergrund der Personalkosten, die die eigene Bereitschaft mit sich brächte, in Relation zu den tatsächlichen Einsätzen, die außerhalb der Rathaus-Dienstzeiten und vor allem nachts anfielen.

2011 waren das vier Fälle. Betroffen waren immer Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Zwei Jugendliche mussten von der Polizei in Gewahrsam, zwei in Obhut genommen werden. In einem Fall konnte die Situation in der Familie entschärft werden. "Aus fachlicher Sicht stellt das langjährig bewährte Bereitschaftssystem weiterhin die passende Maßnahme zum Schutz von Kindern und Jugendlichen außerhalb der regulären Dienstzeit dar", folgert das Jugendamt.

Inobhutnahme: Kinder, die kurzfristig außerhalb der eigenen Familie untergebracht werden müssen, werden in altersgerechten Einrichtungen untergebracht. Für Honnefer Kinder vom Säuglingsalter bis zu 13 Jahren ist dies das Kinderheim Pauline-von-Mallinckrodt Siegburg. Um den Schutz von 14- bis 18-Jährigen sicherzustellen, konnte bisher auf fünf Bereitschaftspflegestellen im Rhein-Sieg-Kreis zurückgegriffen werden, von denen drei zum Jahresende ausgeschieden sind.

Schon im Herbst, so Marion Kramer vom Jugendamt, sei intensiv eine Nachfolgeregelung beraten worden; neue Bereitschaftspflegestellen konnten nicht gefunden werden. Stattdessen wurden zwei neue Heime für die Inobhutnahme gefunden.

Für Bad Honnef zuständig ist jetzt das Hermann-Josef-Haus in Bad Godesberg. 2010 wurden in Honnef insgesamt 15 Kinder und Jugendliche, davon zwölf 14- bis 18-Jährige, in Obhut genommen; 2011 waren es acht, davon sechs 14- bis 18-Jährige. Je zwei Maßnahmen pro Jahr erfolgten durch die Bereitschaft der Stadt in Kooperation mit der Polizei.

Jugendhilfeausschuss, Donnerstag, 10. Mai, 18 Uhr, Rathaus.

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