Workshop und Lesung Viertklässler begeistern mit Geschichten auf Honnefer Literaturtagen

SIEBENGEBIRGE · In einem Workshop anlässlich der Literaturtage in Bad Honnef haben Viertklässler eigene Geschichten geschrieben. Die Profis vom Schriftstellerverband staunten nicht nur aufgrund der Vielfalt.

 Unbefangen und fantasiebegabt: Jung-Autoren lesen nach dem Workshop aus ihren Texten.

Unbefangen und fantasiebegabt: Jung-Autoren lesen nach dem Workshop aus ihren Texten.

Foto: Frank Homann

Waren hier etwa künftige Literatur-Nobelpreisträger am Start? „Es war einmal ein Mann mit einer dicken fetten Nase. Am liebsten roch er Stinkesocken und Gammelbrot. Eines Tages zwickte seine Nase, er ging zum Arzt …“ Denn Herr Schnief wollte den Käfer, der sich in seinem Riechkolben eingenistet hatte, loswerden. Die Fantasie schlug Purzelbäume, als zwölf Viertklässler aus Bad Honnefer Schulen eigene Texte verfassten.

Durch die Schriftsteller Marina Jenkner und Jörg Wolfrath hatten die Mädchen und Jungen dabei professionelle Anleitung. Workshop und Lesung der Schüler waren Teil der Literaturtage, die der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Verdi, Landesverband NRW, bis einschließlich an diesem Samstag im Siebengebirge durchführt.

"Warm anziehen bei diesem Nachwuchs"

„Wir können uns warm anziehen bei diesem Nachwuchs“, sagte Autorin Sabine Lipan, die den Nachmittag mit den „LitKids“ organisiert hatte, vor dem begeisterten Publikum anerkennend. Marina Jenkner richtete eine Bitte an die Kinder: „Ich hoffe, dass Ihr alle weiterschreibt!“ Kreatives Schreiben bedeute, das Erfinden von Geschichten in den Vordergrund zu rücken. „Um Rechtschreibung sollen sich die Lehrer kümmern. Es wäre schade, in fantasievollen Texten herumzuredigieren.“ Und so war in den Arbeitspapieren der jungen Schriftsteller Herr Schniefs Charakter „ferrükt“. Solche Fehler waren beim Vorlesen ohnehin nicht zu hören.

Die Schüler kamen auf bemerkenswerte Formulierungen wie: „Glück sieht aus wie ein Topf voll Gold und schmeckt wie Nutella“, „Frühling schmeckt wie Himbeereis“ oder „Frühling fühlt sich an wie Freiheit“. Und: Die Zuhörer erfuhren bei den Stadtgeschichten, wie schön Bad Honnef ist.

Beeindruckt von der Vielfalt

Marina Jenkner, die Kurzgeschichten für Jugendliche schreibt, zum Publikum: „Wir möchten die Kinder für die Literatur begeistern. Ich bin beeindruckt von der Vielfalt.“ Die Aufgabe für die zweistündige Schreibwerkstatt lautete, Rondelle, also Gedichte mit acht Verszeilen, über Bad Honnef und über Ostern zu verfassen sowie Gedichte zum Thema Frühling niederzuschreiben. Zum Abschluss durften die Jungautoren sich freie Geschichten ausdenken. Jenkner bemerkte begeistert: „Die saßen draußen im Gras im Pfarrgarten und haben losgelegt.“

Einige der jungen Teilnehmer hatten bereits Erfahrungen auf dem literarischen Sektor. „Ich lese und schreibe gern“, erzählte Kjell Ole Engelke (9). Seinen Freund Johannes Walenciak (10) hatte er gleich mitgebracht, auch er ein Vielleser. Kjell Ole dachte schon über seine berufliche Zukunft nach: „Vielleicht werde ich mal Schriftsteller.“ Zusammen hatten die beiden an diesem Nachmittag im Honnefer Pfarrheim Sankt Johann Baptist eine Geschichte voller Spannung zu schreiben angefangen. Marina Jenkner nach dem Vorlesen: „Die Geschichte solltet Ihr fertigstellen.“

Spaß steht im Vordergrund

Luis (10) war mit Bruder Julian (12) gekommen. Beide fanden das gemeinsame Schreiben einfach „cool“. Ihre Mutter Janine Leven fand die Durchmischung der Teilnehmerschar gut – die einen, die bereits zu Hause schreiben, und die anderen, die mit dem Erfinden von Geschichten etwas Neues kennenlernten. „Es ist wichtig, das mit Leichtigkeit zu machen und nicht die Rechtschreibung in den Vordergrund zu rücken.“ Julian bestätigte: „Es hat Spaß gemacht. Wenn ich nicht so auf die Rechtschreibung achten muss, habe ich viel mehr Ideen.“ Auch Ursula Kollritsch, deren Sohn Max (10) ebenfalls zu den Nachwuchs-Schriftstellern gehörte, zeigte sich nach der Lesung begeistert: „Die Kinder verfügen über viel mehr Fantasie als wir Erwachsenen.“

Ganz gleich, ob die „LitKids“ es später zum preisgekrönten Schriftsteller schaffen oder nicht – eines ist jedoch gewiss: Den Profis vom Schriftstellerverband machten die Kinder bereits Lust auf die anschließende Stadtführung – mit ihren reizenden Gedichten über Bad Honnef.

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