Im Niger entführt Verbleib von Bad Honnefer Helfer weiter ungewiss

Bad Honnef/Bonn · Nach wie vor ungewiss ist der Verbleib des deutschen Entwicklungshelfers, der im Niger überfallen und entführt worden ist. Die Verschleppung des 59-jährigen Jörg Lange nach Mali löst Bestürzung aus.

 Der Entwicklungshelfer Jörg Lange hat viel Erfahrung mit Auslandseinsätzen in Afrika.

Der Entwicklungshelfer Jörg Lange hat viel Erfahrung mit Auslandseinsätzen in Afrika.

Foto: Privat

Ausländische Medien und die Nachrichtenagentur Reuters berichten mit Berufung auf den Generalstaatsanwalt im Niger übereinstimmend, dass es sich bei dem entführten Help-Mitarbeiter um den 59-jährigen Ingenieur Jörg Lange handelt, Gründer der gemeinnützigen Hilfsorganisation Fathima aus Bad Honnef. Die in Bonn ansässige Hilfsorganisation Help bestätigte auf GA-Anfrage lediglich, dass es sich bei dem Entführten um einen ihrer Mitarbeiter handelt. Einen Namen wollte eine Mitarbeiterin mit Verweis auf die besondere Gefährdungslage auch am Montag nicht nennen.

Der Help-Mitarbeiter war am Mittwoch rund 25 Kilometer südlich der Stadt Inates überfallen worden. Das Auswärtige Amt teilte auf GA-Anfrage mit, zu Entführungsfällen generell keine Auskunft zu geben. Die genauen Hintergründe des Überfalls liegen im Dunkeln. Medienberichten zufolge, so der international tätigen Agentur Reuters und der französischen Tageszeitung Ouest-France, ist ein islamistischer Hintergrund aber nicht auszuschließen. Laut Reuters haben dschihadistische Gruppen wiederholt militärische wie private Einrichtungen in der Region attackiert.

Der Help-Mitarbeiter, so hieß es weiter, sei mit einem Fahrer unterwegs gewesen, als mehrere Motorradfahrer das Fahrzeug stoppten und den Entwicklungshelfer ins nahe gelegene Nachbarland Mali verschleppten. Den einheimischen Fahrer ließen die Täter laufen. Auf seine Schilderungen des Vorfalls stützt sich auch Cheibou Samna, Generalstaatsanwalt des westafrikanischen Binnenstaates mit Grenzen zu Algerien und Libyen im Norden, Mali und Burkina Faso im Westen, dem Tschad im Osten und Nigeria und Benin im Süden. Samna bestätigte auch die Identität des Verschleppten als die von Lange.

Seit Herbst 2017 für Help im Niger

Die in Bonn ansässige Organisation Help ist seit 2005 im Wege der Hilfe zur Selbsthilfe im Niger aktiv, darunter in der Region Tillaberi, in der es am Mittwoch zu dem tragischen Entführungsfall gekommen ist. Seit Herbst 2017 stützt sie sich dabei auch auf den ausgewiesenen Afrika-Kenner Lange. Der gebürtige Düsseldorfer war schon in mehreren Ländern Afrikas aktiv und ist nunmehr für Help im Niger tätig.

In mehreren Projekten werden im Niger laut eigenen Angaben von Help derzeit etwa 70.000 Menschen unterstützt. Ein Schwerpunkt liegt auf Gesundheit und Ernährungssicherung, hinzu kommen Einkommen schaffende Maßnahmen und Flüchtlingshilfe. Niger gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Die Hälfte der Bevölkerung lebt in extremer Armut. Regelmäßige Dürren, Überschwemmungen und Hungersnöte machen vor allem die Kinder zu Leidtragenden. Unterernährung ist weit verbreitet, die Kindersterblichkeitsrate zählt zu den höchsten weltweit.

Gerade die Kinder sind es, für die sich Afrika-Experte Lange auch privat einsetzt. Am vormaligen Wohnort Bad Honnef gründete er den Förderverein Agro-Technischer und Handwerklicher Initiativen für Mädchen in Afrika, kurz Fathima. Lange, der seit 1985 für private, kirchliche und staatliche Organisationen soziale Projekte in Burkina Faso leitet, hat es sich darin zur Aufgabe gemacht, Bildungsinitiativen für Mädchen zu fördern und ihnen somit berufliche Perspektiven zu eröffnen.

Bad Honnefer spendeten Nähmaschinen

Alleine 2014 reiste er dreimal nach Burkino Faso und berichtete danach im GA über den Aufbau unter anderem eines Nähateliers in dem Dorf Kassan. Ein weiteres Projekt der afrikanischen Partner in Burkina Faso schloss sich an, durch das 20 Mädchen zwei Jahre lang in landwirtschaftlichen und handwerklichen Bereichen ausgebildet werden. Aus Bad Honnef wurden dafür Nähmaschinen gespendet. 35 gespendete Maschinen wurden alleine 2014 in einem Container nach Afrika geschickt.

Unterstützung erfährt Lange unter anderem auch regelmäßig durch Kollekten der Evangelischen Kirchengemeinde, wie Pfarrer Uwe Löttgen-Tangermann bestätigte. Bestürzung hat die Nachricht von Langes Entführung dort wie auch bei Fred Heimbach, Vertreter der Fürsorge- und Bildungsstiftung, die Fathima unterstützt, ausgelöst. „Es ist mir bekannt“, sagte Heimbach, der nun auf einen glücklichen Ausgang hofft. Lange, mit dem er noch vor dessen Umzug in den Niger Kontakt hatte, beschreibt er als besonnen und äußerst kenntnisreich. „Er ist kein Draufgänger. Sein Herz ist in Afrika“, so Heimbach.

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