Lachs und Literatur im Siebengebirge Tarja Sohmer liest beim Finnischen Abend

BAD HONNEF · Tarja Sohmer las aus ihrem Erstlingsroman „Das Verbleichen der weißen Stadt“. Im Bad Honnefer Rathausfoyer machte die Autorin beim dritten „Finnischen Abend“ dem Publikum mit einigen Passagen Appetit auf ihr Buch.

 Auszüge aus ihrem Buch „Das Verbleichen der weißen Stadt“ stellte die finnische Autorin Tarja Sohmer in Bad Honnef vor.

Auszüge aus ihrem Buch „Das Verbleichen der weißen Stadt“ stellte die finnische Autorin Tarja Sohmer in Bad Honnef vor.

Foto: Frank Homann

Es war der dritte „Finnische Abend“, den der Verein Literatur im Siebengebirge (LiS), der Förderverein der Stadtbücherei, die Deutsch-Finnische Gesellschaft Bonn und der Verein „Das Finnische Buch“ ausrichteten. Die Finnin Tarja Sohmer, Jahrgang 1965, hat ihren Roman nicht etwa in der Sprache ihrer Heimat, sondern direkt auf Deutsch verfasst. Und ihr gelang dabei eine zarte, wohlklingende Ausdrucksweise.

Die Handlung spielt im Finnland der 70er Jahre. Jaana, die diese Geschichte in der Ich-Form erzählt, wächst in einfachen Verhältnissen auf. Im Sommer fährt sie mit Eltern und Schwester stets zu einer Bauernfamilie aufs Land. Ausgangspunkt ist jener Tag, als der Kinderwagen umkippt und der Bauernsohn herausfällt. Schuld hat Jaanas jüngere Schwester Lotta. Über diesen Unfall wird nicht mehr geredet. Wie überhaupt die Erwachsenen über alte Geschehnisse den Teppich des Schweigens legen. Dass die Mutter der Mädchen einst von dem Bauern sitzengelassen wurde – kein Thema mehr. „Ignoranz ist typisch für Finnland“, meint Sohmer, die in Deutschland Literaturwissenschaften und Kulturmanagement studierte und Lehrerin für Deutsch und Religion in Hannover ist.

Die Melancholie der Finnen

Sie beschreibt die desillusionierende erste Liebe der Schwestern, die sich immer fremder werden, aber ihren steinigen Weg gehen. Jaana landet nach einem Suizidversuch in der Psychiatrie, wo ihre Schwester als Hilfskraft arbeitet. Lotta heiratet einen der drei Bauernsöhne, Jaana einen Jugendfreund. „Den Unfall gab es nicht“, erklärte Sohmer auf Nachfrage des Publikums nach autobiografischen Zügen. Aber das Melancholische der Finnen spiegele sich wider. Ihr neues Buch spielt in Deutschland, eine Liebesgeschichte. Jetzt in den Ferien hat sie mehr Zeit zum Schreiben.

Vielleicht kommt sie irgendwann wieder nach Honnef zu einem Finnischen Abend, bei dem auch diesmal die Wände mit Fahnen und Fotos geschmückt waren und die Besucher typisch finnische Häppchen von Christiane Arndt von der Deutsch-Finnischen Gesellschaft serviert bekamen: Lachs mit Senf-Honig-Dill-Sauce auf Roggenbrot oder mit Munavoi, einem Eibutter-Aufstrich.

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