Bieterduelle und Auktionator mit Humor Stadt Bad Honnef versteigert Fundsachen

Bad Honnef · Bieterduelle, Ladenhüter und ein Auktionator mit Humor: Die Fundsachenversteigerung im Honnefer Rathaus ist für viele ein Erlebnis.

 Buntes Sammelsurium: 157 Fundstücke, vom Fahrrad bis zum Kruzifix, werden aufgerufen.

Buntes Sammelsurium: 157 Fundstücke, vom Fahrrad bis zum Kruzifix, werden aufgerufen.

Foto: Frank Homann

„Nur gucken. Das Rausholen übernehme ich.“ Ute Krist macht klare Vorgaben. Die Mitarbeiterin der Bad Honnefer Stadtverwaltung sitzt hinter einem großen Tisch im Foyer des Rathauses und behält die Besucherschar im Auge. Mehr als 30 Schnäppchenjäger sind an diesem Tag zur Fundsachenversteigerung gekommen, die die Stadt einmal im Jahr organisiert. Eigentlich. „Aufgrund der Renovierungsarbeiten im Rathaus ist die Versteigerung im vergangenen Jahr ausgefallen“, sagt Krist.

Vielleicht auch ein Grund, warum dieses Mal besonders viele Gegenstände unter den Hammer kommen: Genau 157 Fundstücke hat die Verwaltungsmitarbeiterin aufgelistet, darunter 44 Fahrräder, 34 Schmuckstücke, ein Handkarren, ein DVD-Player, eine Drohne ohne Fernbedienung, ein Hörgerät für das linke Ohr und ein Holzkreuz, von dessen Christusfigur der rechte Arm abgebrochen ist.

„Die sind ja wie neu“, sagt eine Frau und greift zu einem Paar Männerschuhe in Grau, auf deren Sohle noch das Preisschild klebt. Auch andere Besucher nehmen vor dem offiziellen Start der Auktion die Fundstücke in Augenschein, begutachten Ringe, Armreifen, Uhren, die allesamt in nummerierten Umschlägen mit Sichtfenstern verpackt sind. Vor allem für sie gilt die Ermahnung: „Nur gucken.“

Mechthild Henseler hat bislang noch nichts Interessantes für sich entdeckt. Mit ihrem Mann Rudi ist die Bad Honneferin zur Fundsachenversteigerung gekommen. „Und zwar nicht zum ersten Mal“, wie sie sagt. Eine Handtasche und ein Schmuckstück habe sie schon ersteigert. „Aber eigentlich kommen wir hierher, weil die Atmosphäre so besonders ist“, sagt sie. „Es ist so interessant, zuzuschauen. Und zum Teil sogar richtig witzig.“

"Wer sich beschwert, fliegt raus"

Das liegt nicht zuletzt an Auktionator Udo Krahe. Pünktlich um 13 Uhr tritt der Mitarbeiter der Stadt an sein Pult und gibt die Regeln vor: „Wer sich beschwert, fliegt raus“, sagt er hart, aber herzlich und mit breitem Grinsen im Gesicht. „Reklamieren können Sie überall. Nur nicht bei mir.“ Gekauft wie gesehen, heißt ein Prinzip. 50 Prozent des Schätzpreises sind das Mindestgebot, lautet eine gesetzliche Vorgabe. Nur Bares ist Wahres ist die dritte Regel. Ein Besitzerwechsel erfolgt ausschließlich, wenn der neue Eigentümer umgehend den Kaufpreis in bar auf den Rathaustisch legen kann. Im Gegenzug händigt ihm Krist dann das ersteigerte Stück nebst Quittung aus.

„Kinderarmbanduhr, funktioniert, leichte Tragespuren, die Engelchen sind aber noch gut erkennbar“, ruft Krahe den ersten Posten auf. Und ergänzt: „Vorsicht jetzt, wer sich an die Brille fasst: Ich sehe jede Bewegung und könnte schnell die falschen Schlüsse ziehen.“ Allerdings: Die ersten Fundstücke stoßen im Zuschauerraum nicht auf großes Interesse. „Zum Ersten, zum Zweiten – ab in die Kiste“, kürzt Krahe das Prozedere ab und legt die verschmähten Stücke zur Seite. Sie werden bei der nächsten Versteigerung wieder aufgerufen.

Dann gibt es vielleicht doch noch einen Interessenten. Plötzlich geht Bewegung durchs Publikum. Krahe ruft eine Damenuhr auf. Hersteller: eine Schweizer Uhrenmanufaktur. Startpreis: 15 Euro. Zwei junge Männer liefern sich ein Bieterduell, kurze Handzeichen, Krahe ist in seinem Element. „Bietet jemand mehr?“, fragt er. Für 22 Euro geht die Uhr weg. Auch das teuerste Schmuckstück findet an diesem Nachmittag einen Liebhaber: ein goldenes Damencollier, 34,1 Gramm schwer. Schätzwert und schließlich auch Kaufpreis: 330 Euro.

Hoch im Kurs stehen zudem die Fahrräder. Jene, die nicht versteigert werden und zu sehr beschädigt sind, sollen in der Fahrradwerkstatt instand gesetzt und an Flüchtlinge und Bedürftige abgegeben werden. Am Ende hat das Paar graue Männerschuhe ebenso einen neuen Besitzer wie der Handkarren und das Kruzifix. Besonders freut sich eine Bad Honneferin, die nach einem Bietergefecht mit einem jungen Mann die Nase vorn hat: Sie schiebt einen Tretroller mit rosafarbenen Rädern an ihren Platz. Preis: 16 Euro. „Der ist für meine Enkeltochter“, sagt sie und strahlt.

Das Fundbüro

Wer auf der Suche nach einem verlorenen Gegenstand ist, kann sich während der Dienstzeiten im Bürgerbüro/Fundbüro der Stadt Bad Honnef, Rathausplatz 12, Zimmer 008, melden. Die Öffnungszeiten sind montags und dienstags von 8 bis 13 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr. Telefonisch sind die Mitarbeiter unter 02224/184251 zu erreichen.

Im Virtuellen Fundbüro sind zudem unter der Adresse https://vifo.citkomm.de/clients/badhonnef die Fundsachen aufgelistet. Verlustmeldungen können per E-Mail aufgegeben werden.

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