Schule in Bad Honnef Sibi-Gymnasiasten wollen Schülerminister werden

BAD HONNEF · Marta Müller und Moritz Paetow sind politisch interessiert. Wenn die beiden 18-jährigen Kandidaten des Siebengebirgsgymnasiums beim Projekt zur Landtagswahl "Deine Stimme zählt!" gewählt werden, wollen sie mit den echten Politikern in der Wahlarena diskutieren.

Wenn am 14. Mai der nordrhein-westfälische Landtag gewählt wird, darf Moritz Paetow zum ersten Mal sein Kreuzchen machen. Und das wird er auch, frisch volljährig geworden. „Nicht zu wählen stärkt nur die, die man partout nicht will“, sagt seine Mitschülerin Marta, die als Windhagenerin bei der Wahl in NRW außen vor ist.

Wählen empfinden beide nicht nur als Recht, sondern als Bürgerpflicht, um radikalen Kräften entgegenzuwirken. Bevor Moritz mitbestimmt, wer im Land in den nächsten fünf Jahren das Sagen hat, verfolgen beide zusammen ein anderes Ziel: Als Schüler-Abgeordnete des Siebengebirgsgymnasiums (Sibi) bewerben sie sich auf die Posten von Schülerministern, die mit Spitzenpolitikern in der Wahlarena diskutieren.

Mitreden, Fragen stellen – und vor allem nachhaken, wenn drum herumgeredet wird: „Wir wissen doch, wie Politiker das machen. Darauf müssen wir uns einstellen. Aber wir wollen Antworten, da werden wir dann auch dranbleiben“, sagt Elftklässler Moritz. Er hat Biologie und Geschichte als Leistungskurse, „Geschichte auch, weil mich Politik interessiert“. Marta will die „Chance ergreifen, etwas weiterzubringen“: „Ein Vielleicht als Antwort reicht uns nicht.“ Auch sie hat ein ausgeprägtes Interesse an Politik, findet es „wichtig, sich zu engagieren“. Sozialwissenschaften ist ihr zweiter Leistungskurs neben Deutsch – wenn auch, wie sie bedauert, dieses Fach den Fokus mehr auf Wirtschaft als auf Politik legt.

Mitreden, dranbleiben: Das tun die beiden auch an ihrer Schule, sie engagieren sich in der Schülervertretung (SV). Der Impuls, sich beim Projekt „Deine Stimme zählt“ zu bewerben, kam von den Schülern selbst, berichtet SV-Lehrer Manuel Grifka: „Die hatten alles schon selbst organisiert.“

An Themen mangelt es der SV nicht. Ein Dauerbrenner ist der Zustand der Schulen, „vor allem der staatlichen“, sagt Moritz. Seien es kaputte Toiletten wie am Sibi, die nicht zuletzt auf Drängen der SV („Die Schüler haben sich da sehr hintergeklemmt“, so Grifka) demnächst saniert werden, seien es Ausstattungsmängel: Während Politik oft weit weg ist, ist das für Schüler Alltag. Ein weiteres Beispiel: die teure Schülerbeförderung. Wer wie Marta in Rheinland-Pfalz wohnt, muss dafür einiges berappen.

Auch Probleme wie der obligatorische Kauf von zusätzlichem Lernmaterial oder die Finanzierung von Schülerfahrten werden an die SV herangetragen. Gleiche Bildungschancen für alle? Investitionen in die Zukunft der Jugend und damit der Gesellschaft als Ganzes? Fehlanzeige. „Es geht um ganz viele, sehr konkrete Dinge, die man nach oben tragen muss. Es geht um Themen, die Schule betreffen – und da sind wir doch am nächsten dran“, sagt Moritz.

Ein weiteres Ärgernis: Das Bildungsministerium gibt 75 Minuten Hausaufgabenzeit für die Stufen acht bis zehn vor – bei immer längeren Schultagen. Ein Problem von G 8? „Man merkt schon den Druck“, sagt Moritz. Hobbys leiden, „und viele haben einfach zu wenig Zeit, um sich zu engagieren“. Auch das sei ein Thema, das Gehör verdiene. Und genau dafür wollen Marta und Moritz sorgen. „Denn Politik macht sich nicht von alleine.“

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