Karl-Heinz Huferath aus Bad Honnef Seit mehr als 70 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr

BAD HONNEF · Der Bad Honnefer Karl-Heinz Huferath engagiert sich seit mehr als 70 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr. Nicht nur der Krankenhausbrand Silvester 1982 ist dem früheren Löschzugführer und hauptamtlichen Gerätewart in Erinnerung.

 Mit Frank Brodeßer (l.) beleuchtet Karl-Heinz Huferath die Vergangenheit und zeigt ihm den Artikel zu seiner Verabschiedung.

Mit Frank Brodeßer (l.) beleuchtet Karl-Heinz Huferath die Vergangenheit und zeigt ihm den Artikel zu seiner Verabschiedung.

Foto: Frank Homann

Die Armbanduhr trägt Karl-Heinz Huferath täglich am Handgelenk. Auf der Rückseite steht eingraviert: „Für treue Dienste – Deine Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef“. Im Juli 1993 hatte ihm der damalige Stadtbrandmeister Ernst Piederstorfer die Uhr zu seinem Abschied als Gerätewart überreicht. Der Zeitungsbericht hängt eingerahmt an der Wand. Aber einmal Feuerwehrmann, immer Feuerwehrmann: Huferath, heute 88 Jahre alt, gehört seither zur Ehrenabteilung. Er tickt eben immer noch für die Wehr, der er am 1. Januar 1948 beitrat.

Feuerwehrleute reparierten die Servatius-Kapelle

Bei den jährlichen Altentreffen ist er immer dabei. Auch nach seiner aktiven Zeit war Huferath mittwochs und samstags stets auf der Wache, um sich mit den ehemaligen Kameraden auszutauschen. „Von denen hier gibt es nur noch einen – mich“, sagt er und tippt auf einen jungen Mann ganz rechts auf einem Gruppenfoto vor der Servatius-Kapelle. 1950 ist es entstanden, die Feuerwehrleute reparierten das im Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Gotteshaus. „Jeden Abend nach der Arbeit waren wir dort“, sagt Huferath. Ein Album mit Fotos und Widmungen von Pfarrer Hubert Wuesten, Kaplan Wilhelm Braun und Brandmeister Jakob Braun erhielt er als Dank.

Der Löschzug Bad Honnef-Mitte war seine Heimat. Gleich neben dem Schulhof an der Bergstraße befand sich die Feuerwache. Hier hatte der Junge aus der Bismarckstraße schon mit zwölf, 13 Jahren Brandmeister und Gerätewart Heinrich Wilsberg geholfen und die Geräte überprüft. „Auch mein Vater und mein Onkel waren Feuerwehrleute.“

Berufswunsch Feuerwehrmann erfüllte sich nicht

Das letzte halbe Jahr seiner Lehre als Installateur und Heizungsmonteur in Königswinter absolvierte Huferath 1948 im elterlichen Betrieb. Der junge Mann liebäugelte damit, das Hobby zum Beruf zu machen. Doch nach der Einstellungsprüfung bei der Berufsfeuerwehr in Bonn kam die Absage. Aber nicht wegen mangelnder Eignung. „Aus der DDR stammende Bewerber hatten damals den Vorrang.“ Huferath machte bei der Freiwilligen weiter. Er absolvierte Anfang der 50er Jahre erfolgreich den Maschinistenlehrgang und wurde zum Oberfeuerwehrmann befördert.

Und in diesem Rang folgte 1972 die Ernennung zum Löschzugführer. Frank Brodeßer, heute Leiter der Bad Honnefer Feuerwehr: „Das wäre jetzt undenkbar. Aber damals fanden seltener Gruppenführungslehrgänge statt.“ Und so wurde Huferath erst nach dem Brandmeisterlehrgang 1976 Unterbrandmeister und 1981 Oberbrandmeister. Seinen Löschzug führte er bis 1979. Eines Tages fragte ihn Paul Jonas, der damalige Chef, ob er nicht Gerätewart werden möchte. Und so wurde er 1973 bei der Stadt Bad Honnef eingestellt – und blieb bis 1993 im Amt. Zu dem Zeitpunkt war Huferath, Jahrgang 1930, bereits seit drei Jahren in der Ehrenabteilung der Freiwilligen, denn mit 60 war damals Schluss.

"Heinzelmännchen" der Honnefer Wehr

Ein Gerätewart ist quasi „Mädchen für alles“: Huferath musste die Schläuche nach einem Einsatz waschen, trocknen, talkumieren, zusammenrollen, sie gelegentlich flicken und reparieren. Die Atemschutzgeräte hatte er zu pflegen, die Atemluftflaschen zu füllen. Heute geschieht das zentral im Kreisfeuerwehrhaus in Siegburg, sagt Brodeßer. Bad Honnef hatte in den 1970er Jahren nicht nur die erste Drehleiter weit und breit. Die Stadt war auch Vorreiter, als sie einen hauptamtlichen Gerätewart einstellte. „Charly“ Huferath hatte nicht nur die Gerätschaften der Kameraden des Löschzuges Mitte zu betreuen, sondern auch die aus Selhof, Rhöndorf und Aegidienberg. Eine große Verantwortung.

„Aber ich war daran gewöhnt“, meint er. Er war eben das „Heinzelmännchen“. Und „Feuer und Flamme für die Feuerwehr“, wie Huferaths Frau Margret erzählt, die seit fast 65 Jahren mit ihm verheiratet ist. Hinzu kam die Notrufbereitschaft. Heute läuft jeder Notruf bei der Leitstelle in Siegburg auf, früher nahm Huferath den Funkkasten nach dem Dienst mit nach Hause. Die Notrufbereitschaft lief von 18 bis 7 Uhr; ging ein Hilferuf ein, alarmierte er per Sirene die Kameraden. „Meine Frau hatte Verständnis“, sagt der 88-Jährige, der eine Tochter, drei Enkel und fünf Urenkel hat.

Intensive Kameradschaft

Zu vielen Einsätzen ist er in all den Jahren ausgerückt. Der Krankenhausbrand Silvester 1982 ist ihm noch im Gedächtnis. In jener Nacht brannte es in der Waschküche. „Wir hatten schon eingepackt, da sahen wir plötzlich Feuer im Krankenhauskeller.“ Das Archiv mit den Röntgenbildern stand in Flammen, Patienten mussten evakuiert werden. Auch Unfälle im Schmelztal, ein Unglück am Güterbahnhof und ein Zimmerbrand in Rhöndorf wird Huferath nicht vergessen.

Damals gab es keine psychosoziale Unterstützung für die Wehrleute, auch wenn es manchmal erschütternd war, nicht mehr helfen zu können. Brodeßer: „Die Gemeinschaft hat das aufgefangen. Die Kameradschaft war anders, intensiver.“ Um eines beneidet der Senior die Nachfolger: die moderne Ausrüstung. „Ich rate den Jugendlichen, sich in der Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren. Mir hat das immer Freude gemacht.“ Viele Auszeichnungen hat Huferath erhalten, zuletzt 2018 das Feuerwehrehrenzeichen in Gold für 70-jährige Mitgliedschaft. Huferath schaut auf die Uhr, freut sich, dass Frank Brodeßer sich so viel Zeit genommen hat, mit ihm die Vergangenheit zu beleuchten. Spätestens beim Treffen der Ehemaligen sehen sie sich wieder.

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