Gastronomie in Bad Honnef Rhöndorfer planen Wiedereröffnung der Dorfkneipe "Am Ziepchen"

BAD HONNEF · Das Bürgerkomitee "Pro Ziepchen" hat ein Konzept erarbeitet und mit den Behörden abgestimmt. Auch die Finanzierung der 35.000 Euro teuren Sanierung steht. Jetzt steht noch die Zusage der Katholischen Landjugendbewegung als Eigentümerin aus.

Die Erinnerung an die Tage Mitte Oktober 2016 löst bei vielen Rhöndorfern Wehmut aus: Seinerzeit gingen in der Gaststätte „Am Ziepchen“ die Lichter aus – nach 100 Jahren. In das Bedauern darüber, dass mit der „kleinen Kneipe“ ein Orts- und Kommunikationsmittelpunkt verloren ging, mischt sich mittlerweile Unmut über die langen Entscheidungswege beim Hauseigentümer, der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB). Denn trotz erheblicher Vorarbeit des Bürgerkomitees „Pro Ziepchen“ steht eine Entscheidung über eine Wiederbelebung des Gebäudes als Gasthaus aus, teilt das Bürgerkomitee mit.

Zwei Interessenten, die gern die Sommersaison für den (Neu-)Start genutzt hätten, seien schon abgesprungen. Mindestens ein weiterer warte dringend darauf, dass es in der Sache weitergehe. Die KLJB hingegen ließ auf GA-Anfrage wissen, Mitte Juni werde sich der Bundesausschuss mit dem Thema befassen. Und dieser für die KLJB verbindliche Zeitplan sei dem Komitee auch immer bekannt gewesen, so Geschäftsführer Artur Jez.

Die Gaststätte prägt den Ort

2016 waren Resi und Helmut Brethauer in den Ruhestand gegangen – eine emotionale Entscheidung nicht nur für das Wirtsehepaar, das als solches seit 1984 in Rhöndorf und seit 1990 im „Ziepchen“ tätig war. „Das Ziepchen prägt den Ort, ist wichtig für dessen Lebendigkeit“, sagt Dirk Koch. Der Autor und frühere Spiegel-Journalist gehört ebenso wie „Am Ziepchen“-Nachbar, Bäckermeister und Vize-Bürgermeister Peter Profittlich, Gastronom Carsten Schmitz und Alfred Höhler, Vorsitzender des Bürger- und Ortsvereins, zu den treibenden Kräften im Bürgerkomitee – mit „breitester Rückendeckung“ des gesamten Ortes, aller Vereine, der Politik und der Stadt, wie Schmitz betont.

Doch wie kann es gelingen, die Gaststätte als solche zu erhalten? Problem für die KLJB, wie Artur Jez stets betont: Als gemeinnütziger Verein dürfe die Organisation schon aus rechtlicher Sicht kein Geld in einen Wirtschaftsbetrieb stecken. Zugleich stand die Befürchtung im Raum, dass Renovierung und Neukonzessionierung eine sechststellige Summe verschlingen dürften. Die KLJB gab dann, wie berichtet, im Herbst die Losung aus: Wenn ein tragfähiges Konzept vorliege „unter dem Vorbehalt, dass die KLJB nicht für die Finanzierung der Gaststättenumbauten geradestehen muss“, werde man damit die KLJB-Finanzkommission und den Bundesausschuss als höchstes Entscheidungsgremium befassen.

Konzept lag fristgerecht vor

Genau dieses tragfähige Konzept liege fristgerecht seit Ende März vor, sagt das Komitee. Seither „ist die Sache ins Stocken geraten“, so Koch. Beim Fest zum 125-jährigen Bestehen seines eigenen Betriebes „war das Thema in aller Munde“, berichtet Profittlich: „Es gibt Unmut, weil es nicht weitergeht.“ Und „wir sind keine Bittsteller“, betont Koch: Dank großer ehrenamtlicher Vorarbeit seien alle Hürden beseitigt – bis eben auf die langen Entscheidungswege beim Eigentümer.

So gab es Gebäude-Begehungen mit Behördenmitarbeitern, vom Bauamt über das für Hygiene zuständige Kreis-Veterinäramt bis zum Gewerbeamt, sowie mit dem Brandschutzbeauftragten, um eine verlässliche Datenbasis zu bekommen. Die „positive Überraschung“, so Koch: „Es besteht Bestandsschutz.“ Bedeutet: Die Investitionen seien niedriger als befürchtet. Ein Investitionsplan wurde aufgestellt, für Investitionen in Höhe von 35.000 Euro. Die Nachbesserungen beim Brandschutz, so ist den Begehungsprotokollen zu entnehmen, hätten mit der Gaststättenfrage nichts zu tun, seien ohnehin fällig. Das für die benachbarte KLJB-Bundesgeschäftsstelle bestehende Brandschutzkonzept sei zu erweitern.

Auch für die Finanzierung hat das Komitee eine Lösung im Köcher, samt Zusage der Stadtsparkasse. Der Grundgedanke: Die KLJB nimmt das Geld als Kredit auf; Zins und Tilgung würden über die Pacht abgedeckt, die mit 800 bis 1000 Euro so gestaltet werden könne, dass sie sich auch für den Pächter rechne, so Schmitz. Allein: Was leider fehle sei das „Go“ der KLJB.

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